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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Das brauchten sie nicht. Über Wasser sah man nichts als die blasenförmige Akrylkuppel mit dem Kopf des Kapitäns, der dort hinausschaute, damit er steuern konnte, und ein Rohr, durch das frische Luft für Besatzung und Maschine angesaugt wurde.
    Diese unsichtbaren U-Boote sollten sich langsam, aber risikolos an der Pazifikküste entlang von Kolumbien nach Nordmexiko hinaufschleichen und große Mengen Kokain an mexikanische Mafias liefern, die den Stoff dann über die Grenze in die USA schmuggelten. Und das hatte auch geklappt. Eine Zeit lang. Dann kam die Katastrophe.
    Der führende Kopf hinter dem Entwurf und der Konstruktion dieser Boote war Enrique Portocarrero, der sich als harmloser Krabbenfischer aus Buenaventura an der südlichen Pazifikküste ausgab. Und eines Tages hatte Colonel Dos Rios ihn verhaftet.
    Ob er »unter Druck« gesungen oder ob eine Durchsuchung seines Hauses Hinweise erbracht hatte – jedenfalls wurde die U-Boot-Werft entdeckt, und die Marine rückte an. Als Capitano German Borrero fertig war, hatten sich sechzig Boote in verschiedenen Stadien des Baus in rauchende Wracks verwandelt. Für das Kartell war es ein enormer Verlust gewesen.
    Der zweite Fehler, den Suarez’ Vorgänger begangen hatte, bestand darin, dass er einen extrem hohen Anteil der Produktion durch einzelne »Mulis«, die jeweils nur ein oder zwei Kilo beförderten, in die USA und nach Europa transportiert hatte. Für ein paar Tonnen waren Tausende von Schmugglern nötig.
    Als der islamische Fundamentalismus dafür sorgte, dass die westliche Welt ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkte, wurden immer öfter die Koffer von Flugpassagieren geröntgt, und man entdeckte ihren illegalen Inhalt. Deshalb verlegte man sich auf Bauchfracht: Idioten, die bereit waren, das Risiko auf sich zu nehmen, betäubten ihren Schlund mit Novokain und schluckten bis zu hundert Beutelchen mit je zehn Gramm Kokain.
    Bei manchen platzten solche Beutelchen im Magen-Darm-Trakt, und sie beendeten ihr Leben mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden der Flughafenhalle. Andere wurden von scharf sichtigen Stewardessen gemeldet, weil sie auf einem Lang streckenflug nichts essen oder trinken konnten. Man nahm sie beiseite, ließ sie Feigensirup trinken und brachte sie auf eine Toilette mit einem Sieb über dem Abfluss. Die amerikanischen und europäischen Gefängnisse wimmelten von diesen Leuten. Trotzdem kamen über achtzig Prozent durch, schon weil es so viele waren und weil der Westen von den Menschenrechten besessen war. Aber dann hatte Suarez’ Vorgänger zum zweiten Mal Pech.
    In Manchester wurde ein neuer Röntgenscanner entwickelt, der eine »virtuelle Leibesvisitation« vornehmen konnte, und er funktionierte bestens. Er zeigte den Passagier nicht nur so, als wäre er nackt, sondern ließ auch Implantate, in den After eingeführte Objekte und den Inhalt des Magen-Darm-Trakts erkennen. Das Gerät arbeitete so lautlos, dass es unterhalb der Kabine der Passkontrolle eingebaut werden konnte; wenn der Reisende seinen Pass vorlegte, konnte er durch einen anderen Beamten in einem anderen Raum unauffällig von der Brust bis zu den Waden kontrolliert werden. Als immer mehr westliche Flughäfen und Seehafenterminals damit ausgestattet wurden, schoss die Zahl der abgefangenen Mulis in die Höhe.
    Schließlich hatte der Don die Nase voll. Er ließ den Transportchef auswechseln, und zwar endgültig. Suarez übernahm die Abteilung.
    Er war ein entschiedener Verfechter von Großtransporten, und seine Zahlen ließen klar erkennen, welches die besten Routen dafür waren. In die USA lieferte man per Schiff oder Flugzeug durch die Karibik hinauf nach Nordmexiko oder an die Südseite der USA ; den Hauptteil der Strecke übernahmen dabei Handelsschiffe, und für die letzte Etappe übergab man die Ladung auf See an ein privates Boot von der Sorte, die an beiden Küsten in großer Zahl unterwegs waren: Fischkutter, Schnellboote, Privatyachten, Vergnügungsschiffe.
    Für Europa bevorzugte er neue Routen, also nicht aus der Karibik geradewegs nach West- und Nordeuropa, wo die Abfangquote bei mehr als zwanzig Prozent lag, sondern ostwärts zu der Kette der gescheiterten Staaten an der westafrikanischen Küste. Wenn die Ladung dort den Besitzer gewechselt und das Kartell sein Geld bekommen hatte, war es Sache des Käufers, die Ware in kleineren Mengen und unauffällig durch die Wüste nach Norden und ans Mittelmeer und von dort hinüber nach Südeuropa zu transportieren. Sein

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