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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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das Marmorbad und dort in die Toilettenzelle zurück. Dann wartete er geduldig darauf, dass die Dinge ihren natürlichen Lauf nahmen. Ein solcher Auf enthalt konnte bis zu zehn Minuten dauern. Während dieser Zeit konnte er durch die geschlossene Tür nicht hören, was in seinem Zimmer vor sich ging, und jetzt tätigte der Lauscher seinen Anruf.
    Sie gelangten lautlos in das Zimmer. Natürlich war der Code für das Schloss jedes Mal ein anderer, aber für den Schlossknacker, den Cal Dexter auch dieses Mal mitgebracht hatte, war das kein Hindernis. Der dicke Teppichboden verschluckte das Geräusch ihrer Schritte. Dexter ging quer durch das Zimmer zu der Kommode, auf der der Attachékoffer lag. Er hoffte, dass die Nummer am Zahlenschloss nicht geändert worden war, und seine Hoffnung wurde erfüllt. Die Mitgliedsnummer im Anwaltsverband galt immer noch. Innerhalb von Sekunden war der Deckel offen und die Arbeit getan. Er stellte das Zahlenschloss wieder so ein, wie es gewesen war. Dann verschwanden sie. Hinter der Badezimmertür hockte Señor Julio Luz und strengte sich an.
    Vielleicht hätte er es bis in die First Class Lounge in Barajas geschafft, ohne seinen Aktenkoffer zu öffnen, wenn er sein Flugticket nur in die Brusttasche geschoben hätte. Aber es steckte in seiner Brieftasche im Deckelfach. Und während seine Hotelrechnung ausgedruckt wurde, öffnete er seinen Aktenkoffer, um es herauszunehmen.
    Wenn der Schockanruf vom kolumbianischen Außenministerium zehn Tage zuvor schlimm gewesen war, so war das hier endgültig verheerend. Plötzlich fühlte er sich so schwach, dass er einen Herzinfarkt befürchtete. Ohne auf die Rechnung zu achten, die man ihm entgegenstreckte, zog er sich auf einen Sessel in der Lobby zurück, hielt seinen Aktenkoffer auf dem Schoß und starrte angstvoll zu Boden. Ein Page musste ihm dreimal sagen, dass seine Limousine draußen wartete. Endlich taumelte er die Stufen hinunter und in den Wagen. Beim Abfahren warf er einen Blick durch das Heckfenster. Wurde er verfolgt? Würde man ihn festnehmen, in eine Zelle sperren, ins Kreuzverhör nehmen?
    Tatsächlich war er so sicher wie in Abrahams Schoß. Bei seiner Ankunft und während seines Aufenthalts war er unauffällig beschattet worden, und jetzt begleitete ihn eine unsichtbare Eskorte zum Flughafen. Als die Limousine die Vororte hinter sich ließ, schaute er noch einmal in seinen Aktenkoffer. Vielleicht war es eine optische Täuschung gewesen. Aber nein, da lag er, gleich obenauf. Ein cremefarbener Briefumschlag. Adressiert schlicht an »Papa«.
    Die MV Balmoral mit ihrer britischen Besatzung befand sich fünfzig Meilen vor Ascension, als sie das Hilfsschiff traf. Wie die meisten Hilfsschiffe der Royal Navy war es nach einem Ritter der Tafelrunde benannt, in diesem Fall nach Sir Gawain, und am Ende seiner langen Laufbahn stand noch einmal ein Einsatz, wie er immer seine Spezialität gewesen war: die Nachschubversorgung auf hoher See.
    Für neugierige Augen unsichtbar, begegneten sich die beiden Schiffe, und die SBS-Männer kamen an Bord der Balmoral .
    Der Special Boat Service, sehr diskret an der Küste von Dorset in England beheimatet, ist viel kleiner als die Truppe der U.S. Navy SEAL s. Selten tragen mehr als zweihundert Mann das »Abzeichen«. Neunzig Prozent kommen von der Marineinfanterie, aber wie ihre amerikanischen Vettern operieren sie zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Sie operieren im Gebirge, in der Wüste, im Dschungel, auf Flüssen und auf offener See. Diesmal waren es sechzehn Mann.
    Der kommandierende Offizier war Major Ben Pickering, ein Veteran mit über zwanzig Dienstjahren. Er hatte zu dem kleinen Team gehört, das im Winter 1991 Zeuge des Massakers an den Talib-Gefangenen durch die Nordallianz in der Festung Qala-i-Jangi in Nordafghanistan gewesen war. Damals war er noch keine zwanzig gewesen. Sie hatten oben auf der Mauer der Festung gelegen und auf das Blutbad hinuntergeschaut, als General Dostums Usbeken ihre Gefangenen nach dem Talibanaufstand abschlachteten.
    Einer der beiden ebenfalls dort anwesenden CIA -Spezialisten, Johnny »Mike« Spann, war da von den Talibangefangenen schon getötet worden, und sein Kollege Dave Tyson war ihnen in die Hände gefallen. Ben Pickering und zwei andere hatten sich in das Höllenloch hinuntergewagt, die drei Taliban, die den Amerikaner festhielten, ausgeschaltet und Tyson hinausgeschleppt.
    Major Pickering hatte im Irak, in Afghanistan (ein weiteres Mal) und in Sierra Leone

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