Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Balmoral würde den Atlantik übernehmen, und die Chesapeake , die demnächst vor Puerto Rico mit ihrem Versorgungsschiff zusammentreffen würde, die Karibik.
Roberto Cardenas starrte den Brief lange und durchdringend an. Er hatte ihn jetzt ein Dutzend Mal gelesen. In der Ecke zitterte Julio Luz.
»Ist er von dem Schurken de Vega?«, fragte er nervös. Allmählich überlegte er ernsthaft, ob er dieses Zimmer noch lebend verlassen würde.
»Er hat nichts mit de Vega zu tun.«
Zumindest erklärte der Brief – ohne es ausdrücklich zu formulieren –, was mit seiner Tochter passiert war. An de Vega würde es keine Rache geben. Es gab überhaupt keinen de Vega. Hatte ihn nie gegeben. Auch einen freischaffenden Gepäckarbeiter auf dem Flughafen Barajas, der sich den falschen Koffer ausgesucht hatte, um sein Kokain zu verstecken, gab es nicht. Hatte es nie gegeben. Die einzige Realität waren zwanzig Jahre in einem amerikanischen Gefängnis für seine Letizia. Die Mitteilung in dem Umschlag, der aussah wie die, in denen er seine Briefe verschickte, war einfach. Sie lautete:
Ich glaube, wir sollten uns über Ihre Tochter Letizia unterhalten. Am kommenden Sonntag um sechzehn Uhr bin ich unter dem Namen Smith in meiner Suite im Santa Clara Hotel in Cartagena. Ich werde allein und unbewaffnet sein. Ich werde eine Stunde warten. Bitte kommen Sie.
N EU N
Die U.S. Navy SEAL s kamen hundert Meilen nördlich von Puerto Rico an Bord. Ihr Versorgungsschiff war in Roosevelt Roads beladen worden, dem US -Stützpunkt auf dieser Insel.
Die SEAL s sind mindestens viermal so groß wie der britische SBS. Sie unterstehen den Sondereinsatzkräften der U.S. Navy, dem Naval Special Warfare Command, und ihre Personalstärke beträgt 2500 Mann, von denen knapp tausend das Abzeichen der Kommandosoldaten tragen; die übrigen gehören Unterstützungseinheiten an.
Diejenigen, die das begehrte Dreizackabzeichen der SEAL s tragen, verteilen sich auf acht Teams mit jeweils drei Vierzig-Mann-Zügen. Eine halb so starke Einheit war auf die MV Chesapeake abkommandiert worden, und sie gehörte zum SEAL s Team zwei, das an der Ostküste in Little Creek, Virginia Beach, stationiert war.
Der kommandierende Offizier war Lieutenant Commander Casey Dixon, und wie sein britischer Gegenpart im Atlantik war er ein Veteran. Als junger Kadett hatte er an der Operation Anaconda teilgenommen. Während der SBS-Mann im Norden Afghanistans das Gemetzel von Qala-i-Jangi beobachtete, war Kadett Dixon auf Al-Qaida-Jagd bei Tora Bora in den Weißen Bergen, als etwas schiefging.
Dixon hatte zu einem Trupp gehört, der auf einem flachen Gelände hoch oben in den Bergen abgesetzt wurde, als sein Chinook-Hubschrauber von einem Maschinengewehrnest in den Felsen unter Beschuss genommen wurde. Die große Maschine wurde tödlich getroffen und taumelte steuerlos, während sich der Pilot bemühte, sie wieder unter Kontrolle zu bringen. Einer von der Besatzung rutschte auf der Hydraulikflüssigkeit aus, die über den Boden geflossen war, und glitt durch die Heckluke hinaus in die eisige Dunkelheit. Seine Sicherheitsleine bewahrte ihn vor dem Absturz.
Aber ein SEAL neben dem Fallenden, Petty Officer Neil Roberts, versuchte ihn zu halten und rutschte ebenfalls aus. Er hatte keine Sicherheitsleine und stürzte ein paar Meter tief auf die Felsen. Casey Dixon griff noch hastig nach Roberts’ Gurten, verfehlte sie um eine Handbreit und sah ihn fallen.
Der Pilot bekam den Hubschrauber wieder in seine Gewalt, nicht genug, um ihn zu retten, aber doch so, dass er sich drei Meilen weit wegschleppen und den Chinook außerhalb der MG -Reichweite landen konnte. Aber Petty Officer Roberts lag allein zwischen den Felsen, umringt von zwanzig Al-Qaida-Killern. Die SEAL s sind stolz darauf, noch nie einen Kameraden zurückgelassen zu haben, ob lebend oder tot. Dixon und die Übrigen stiegen in einen anderen Chinook um, flogen zu Roberts zurück und nahmen unterwegs noch einen Trupp Green Berets und ein britisches SAS -Team an Bord. Was nun folgte, gehört zu den heiligen Legenden der SEAL s.
Neil Roberts aktivierte seinen Peilsender, um seine Kameraden wissen zu lassen, dass er noch lebte. Er wusste, dass das Maschinengewehrnest noch aktiv war und jeden, der käme, um ihn zu retten, gnadenlos abschießen würde. Mit seinen Handgranaten schaltete er die MG-Besatzung aus, verriet damit zugleich aber seine Position. Die Al-Qaida-Leute griffen ihn an. Er verkaufte sich teuer, kämpfte und
Weitere Kostenlose Bücher