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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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rasiermesserscharfes Messer steckte in einer Scheide an der Wade im rechten Hosenbein. Sein Blick huschte im Zimmer umher und suchte nach einer verborgenen Falle, nach einem Trupp Amerikaner, die auf ihn gewartet hatten.
    Dexter hatte die Badezimmertür offen gelassen. Cardenas ging hinüber und warf einen kurzen Blick hinein. Es war leer. Er funkelte Dexter an wie ein Stier in einer spanischen Arena, der sehen kann, dass sein Gegner klein und schwach ist, aber nicht recht begreift, warum er ohne Schutz ist. Dexter deutete auf den zweiten Sessel. Er sprach Spanisch.
    »Wie wir beide wissen, kann Gewalt manchmal wirkungsvoll sein. Aber in diesem Fall nicht. Reden wir. Bitte setzen Sie sich.«
    Ohne den Amerikaner aus den Augen zu lassen, sank Cardenas in die Polster. Wegen der Waffe im Kreuz musste er ein wenig vorgebeugt sitzen. Dexter entging das nicht.
    »Sie haben meine Tochter.« Cardenas hatte nicht viel übrig für Smalltalk.
    »Die New Yorker Justiz hat Ihre Tochter.«
    »Für Sie wäre es besser, wenn es ihr gut geht.«
    Julio Luz hatte sich vor Angst fast in die Hose gemacht, als er ihm berichtete, was Boseman Barrow über einige der Frauenhaftanstalten in Upstate New York erzählt hatte.
    »Es geht ihr gut, Señor. Sie ist natürlich unglücklich, aber sie wird nicht schlecht behandelt. Sie ist in Brooklyn inhaftiert, und die Zustände dort sind recht gut. Tatsächlich bewacht man sie sogar wegen Suizidgefahr –«
    Er hob die Hand, denn es sah aus, als wolle Cardenas brüllend aus seinem Sessel springen.
    »Das ist nur ein Vorwand. Es bedeutet, dass sie ein eigenes Zimmer im Krankenhausflügel bewohnen kann. Sie braucht keinen Umgang mit den anderen Gefangenen zu haben, mit dem Pöbel, sozusagen.«
    Der Mann, der aus der Gosse des Barrio kam und zu einem wichtigen Mitglied der Bruderschaft geworden war, des beherrschenden Kartells der internationalen Kokainindustrie, starrte Dexter an und konnte sich noch immer keinen Reim auf den Mann machen.
    »Sie sind ein Trottel, Gringo. Das hier ist meine Stadt. Ich könnte Sie jetzt mitnehmen. Mühelos. Ein paar Stunden bei mir, und Sie würden mich anflehen, Sie telefonieren zu lassen. Meine Tochter für Sie.«
    »Wohl wahr. Sie könnten, und ich würde. Das Dumme ist nur, die Leute am anderen Ende würden nicht mitspielen. Sie haben ihre Anweisungen. Gerade Sie kennen die Regeln des absoluten Gehorsams. Ich bin eine zu kleine Schachfigur. Ich wäre kein Tauschobjekt. Man würde Letizia lediglich in den Norden verlegen.«
    Die schwarzen, hasserfüllten Augen blinzelten nicht, aber die Botschaft war angekommen.
    Die Möglichkeit, dass dieser schlanke, grauhaarige Amerikaner kein Handlanger, sondern ein maßgeblicher Akteur war, wies er von sich. Er selbst wäre niemals allein und unbewaffnet in feindliches Territorium gekommen – warum also sollte ein Yanqui das tun? Eine Gefangennahme würde nichts bewirken, weder so noch so. Niemand würde ihn hier festnehmen, und es hatte keinen Sinn, den Amerikaner zu greifen.
    Cardenas dachte an das, was Barrows geraten und Luz ihm berichtet hatte. Zwanzig Jahre – ein Abschreckungsurteil. Keine tragfähige Verteidigungsmöglichkeit, ein völlig klarer Fall, kein Domingo de Vega, der aussagte, das alles sei seine Idee gewesen.
    Während Cardenas nachdachte, hob Cal Dexter die rechte Hand an die Brust und kratzte sich. Für eine Sekunde wanderten seine Finger unter das Revers seines Jacketts. Cardenas beugte sich sofort vor, um die versteckte Glock aus dem Hosenbund zu ziehen. »Mr. Smith« lächelte nachsichtheischend.
    »Die Moskitos«, sagte er. »Sie lassen mich einfach nicht in Ruhe.«
    Das interessierte Cardenas nicht. Er entspannte sich, als die rechte Hand wieder zum Vorschein kam. Aber er wäre weniger entspannt gewesen, wenn er gewusst hätte, dass die Fingerspitzen eine empfindliche GO -Taste auf einem millimeterdünnen Sender berührt hatten, der an die Innentasche geklemmt war.
    »Was wollen Sie, Gringo?«
    »Nun ja.« Dexter ließ sich durch die unhöfliche Anrede nicht beirren. »Wenn es keine Intervention gibt, können die Leute hinter mir die Maschinerie der Justiz nicht stoppen. Nicht in New York. Sie ist nicht zu kaufen, und sie ist nicht abzulenken. Bald wird sogar die Nachsicht, die dafür sorgt, dass Letizia in Brooklyn in Gewahrsam bleibt, wo ihr nichts passieren kann, ein Ende haben müssen.«
    »Sie ist unschuldig. Das wissen Sie, das weiß ich. Wollen Sie Geld? Ich mache Sie reich bis an Ihr

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