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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hatte, war er hinter seiner Beute.
    »Ihr Ziel befindet sich fünf Meilen vor und 6000 Fuß unter Ihnen.«
    »Roger, ich sehe es«, meldete er. »Kontakt.«
    »Kontakt bestätigt. Frei zum Angriff.«
    Er ging in den Sinkflug über, bis er die Umrisse der Transall im Mondlicht deutlich sehen konnte. Mendoza hatte ein Album mit Flugzeugen bekommen, die wahrscheinlich für den Kokaintransport benutzt wurden, und es gab keinen Zweifel daran, dass das hier eine Transall war. Ein solches Flugzeug an diesem Himmel konnte nicht unschuldig sein.
    Er entsicherte die Aden-Kanonen, legte den Daumen auf den »Feuer«-Knopf und spähte durch das in Scampton modifizierte Visier. Seine beiden Bordgeschütze waren so ausgerichtet, dass sich ihre gemeinsame Feuerkraft auf vierhundert Meter konzentrierte.
    Einen Moment lang zögerte er. In dieser Maschine saßen Menschen. Dann dachte er an einen anderen Menschen, an einen Jungen auf einer Marmorplatte im Leichenschauhaus in São Paolo. Sein kleiner Bruder. Er schoss.
    Seine Munition bestand aus einer Mischung von Splitter-, Brand- und Leuchtspurgeschossen. Die helle Leuchtspur würde ihm die Flugbahn seiner Projektile zeigen, und die beiden anderen Bestandteile würden zerstören, was sie trafen.
    Mendoza beobachtete, wie die beiden roten Feuerlinien davonrasten und sich nach vierhundert Metern vereinigten. Beide schlugen dicht links neben der Heckluke in die Transall ein. Eine halbe Sekunde lang sah es aus, als erbebe die Transportmaschine mitten in der Luft. Dann explodierte sie.
    Er sah nicht einmal, wie sie zerbrach, sich auflöste und vom Himmel fiel. Die Besatzung hatte offenbar gerade erst angefangen, die Reservetanks im Innern des Rumpfes anzuzapfen, die demnach noch randvoll mit Treibstoff waren. Als die weiß glühenden Brandgeschosse sie trafen, schmolz das ganze Flugzeug. Ein Regen lodernder Trümmer fiel durch die Wolkenschicht nach unten, und das war’s. Verschwunden. Ein Flugzeug, vier Männer, zwei Tonnen Kokain.
    Major Mendoza hatte noch nie jemanden getötet. Ein paar Sekunden lang starrte er das Loch im Himmel an, wo die Transall gewesen war. Tagelang hatte er sich gefragt, was er wohl fühlen würde. Jetzt wusste er es. Er war einfach leer, verspürte weder Überschwang noch Reue. Immer wieder hatte er sich gesagt: Du musst an Manolo auf dieser Marmorplatte denken. Sechzehn Jahre alt. Ein Leben hat er nie gehabt.
    Als er sprach, klang seine Stimme fest. »Ziel ausgeschaltet.«
    »Ich weiß«, sagte die Stimme aus Nevada. Sie hatte gesehen, wie aus den zwei Lichtpunkten einer geworden war. »Halten Sie Ihre Höhe. Kurs drei-fünf-fünf zur Basis.«
    Siebzig Minuten später sah er, wie die Landebahnbefeuerung von Fogo für ihn aufstrahlte. Als er auf den Hangar im Fels zurollte, erlosch sie wieder. »Unbekannt vier« existierte nicht mehr.
    Dreihundert Meilen weit entfernt in Afrika warteten ein paar Männer bei einer Landebahn im Dschungel. Sie warteten und warteten. Im Morgengrauen stiegen sie in ihre SUV s und fuhren ab. Einer von ihnen würde eine verschlüsselte E-Mail nach Bogotá schicken.
    Alfredo Suarez, der für sämtliche Lieferungen von Kolumbien zu den Kunden verantwortlich war, hatte Angst um sein Leben. Gerade mal fünf Tonnen waren verloren gegangen. Er hatte dem Don garantiert, an jeden Zielkontinent dreihundert Tonnen zu liefern, und man hatte ihm eine Marge von bis zu zweihundert Tonnen als akzeptablen Transitverlust zugesichert. Aber darum ging es nicht.
    Die Hermandad hatte zwei Probleme, wie der Don ihm jetzt ganz persönlich und mit beängstigender Ruhe auseinanderlegte. Das eine bestand darin, dass vier separate Lieferungen auf drei verschiedenen Transportwegen entweder in fremde Hände geraten oder vernichtet worden waren. Noch viel unerklärlicher aber – und der Don konnte es nicht ausstehen, wenn ihm etwas nicht erklärt wurde – war das absolute Fehlen von Hinweisen darauf, was da schiefgegangen war.
    Der Kapitän der Belleza del Mar hätte melden müssen, dass er Probleme hatte. Er hatte es nicht getan. Die Crews der beiden Schnellboote hätten ihre Mobiltelefone benutzen müssen, wenn etwas schiefgegangen wäre. Sie hatten es nicht getan. Die Transall war vollgetankt und in tadellosem Zustand gestartet und dann ohne einen einzigen Notruf vom Angesicht der Erde verschwunden.
    »Rätselhaft – würdest du das nicht auch sagen, mein lieber Alfredo?« Wenn der Don einen so liebevollen Ton anschlug, war er besonders

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