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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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den Fluss runterfahr…« Sie hielt inne. »Ein Boot, das den Fluss hinauffährt? Mit einer Nachricht an Bord?«
    »Sprich leise – der Kerl, der uns folgt, könnte dich hören.« Eigentlich bezweifelte er das. Er hatte sich bereits vergewissert, dass ihr Beschatter einer von Challinors Teenagern war, und der ging viel zu weit hinten und würde allenfalls einen lauten Schrei mitbekommen. Aber er war alles andere als sicher, wie Chrys auf den Plan reagieren würde, der langsam in seinem Hinterkopf Gestalt
annahm, und wollte es so lange wie möglich hinauszögern, ihn ihr zu erklären.
    Sie hatten fast den Rand des Square erreicht und konnten Chrys’ Werkstatt bereits sehen, als sie ihn plötzlich am Arm zog. »Vor der Tür steht jemand!«, zischte sie.
    Jonny schaltete seine optischen Verstärker eine Stufe höher. »Das ist Almo Pyre«, erkannte er den Posten. »Mit einem Schrotgewehr. Wahrscheinlich befürchtet Challinor, du oder Ned, ihr könntet etwas zusammenbasteln, um das Fon-System zu entwanzen.« Allerdings zeigte der Umstand, dass Challinor offenbar den größten Teil seiner Truppen mit Hinblick darauf verteilt hatte, jeden am Verlassen der Stadt zu hindern, wie gering er die Bedrohung durch Chrys’ Ausrüstung einschätzte. »Das dürfte nicht allzu schwierig werden.«
    »Was ist mit unserem Schatten?«, fragte Chrys besorgt. »Du wirst Almo doch nicht wehtun, oder? Er ist doch noch ein Junge.«
    »Der ist alt genug, die Folgen seines Tuns zu verantworten«, gab Jonny zu bedenken. »Mach dir keine Sorgen – ich mag den Jungen ja auch. Und was unseren Schatten anbetrifft, ich denke, mit einem scharfen Schwenk nach rechts um die Drogerie und ein paar schnellen Schritten können wir ihn abschütteln, ohne dass er glaubt, wir wären auf ihn aufmerksam geworden. Dann schlagen wir einen Bogen und nähern uns deiner Werkstatt von hinten. Unterwegs sollten wir nicht miteinander sprechen, daher musst du mir ein paar Informationen sofort geben …«
    Soweit Jonny es beurteilen konnte, funktionierte der Trick, und sie erreichten Chrys’ Haus, ohne dass Challinors Spion irgendwo zu sehen gewesen wäre. Auf der Rückseite der Werkstatt, wo es keine Tür gab und somit eine Wache überflüssig war, hielt sich niemand auf. Jonny stellte sich direkt unter das Fenster im zweiten Stock, das Chrys ihm gezeigt hatte, sah sich ein letztes Mal um und sprang. Seine Beinservos waren der Aufgabe mehr als gewachsen, und er landete in der Hocke auf dem schmalen Fenstersims – mit gespreizten Knien, um das Glas nicht zu zerbrechen, und so, dass seine Hände reichlich Halt am Holzrahmen
fanden. Das Fenster, das zum Lüften ein paar Zentimeter weit offen stand, leistete nur symbolischen Widerstand und ließ sich dann ganz nach oben schieben. Sekunden später war Jonny drinnen.
    Er brauchte nicht lange zu suchen – alle gesuchten Gegenstände befanden sich an dem von Chrys genannten Platz -, und zwei Minuten später hockte er wieder auf dem Fenstersims und schloss das Fenster hinter sich. Sekunden danach entfernten sie sich so unbekümmert wie möglich von dem Gebäude. Chrys atmete deutlich schwerer als er.
    »War kein Problem«, beruhigte er sie, indem er ihre unausgesprochene Frage beantwortete. »Niemand wird erfahren, dass ich dort war. Gehen wir zurück nach Hause – dein Vater und du – ihr habt heute Nacht eine Menge Arbeit zu erledigen.«
    L’est und Taber waren längst gegangen, als sie beim Haus der Eldjarns eintrafen, trotzdem war Jonny klug genug, sich nicht mehr lange dort aufzuhalten. Zum Glück brauchte er nicht mehr als fünf Minuten, um ihnen zu erklären, was sie zu tun hatten. Weder Chrys noch ihr Vater waren besonders glücklich über den Plan, willigten aber widerstrebend ein.
    Gleich anschließend brach er auf, und als er die Straße zu seinem eigenen Haus hinunterging, sah er aus den Augenwinkeln, wie sich ein Schatten aus einem Gebüsch in der Nähe des Hauses der Eldjarns löste und hinter ihm in seinen Schritt einfiel – etwas näher als zuvor.
    Er seufzte, und zum ersten Mal seit MacDonalds Tod huschte ein dünnes Lächeln über sein Gesicht. Das riskante Spiel hatte also funktioniert: Der Schatten hatte seine Arbeit wieder aufgenommen, und da sich nirgends in der Gegend nervöse Cobras zeigten, hatte der Junge es vermutlich nicht für berichtenswert gehalten, dass er sie ein paar Minuten aus den Augen verloren hatte. Eine verständliche Reaktion, dachte Jonny, wenn man die Zurschaustellung

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