Cobra
Operationsbesteck holen, dann fangen wir an.«
Leise Schritte waren die einzige Warnung. Jonny blickte gerade noch rechtzeitig über seine Schulter, um zu sehen, wie die Tür aufging, als L’est und Taber, die erbleichte Chrys im Schlepptau, forschen Schritts den Raum betraten.
»Guten Abend, Doktor Eldjarn, Moreau«, sagte L’est und musterte den Raum mit einem flüchtigen Blick. »Ich hoffe doch, wir stören nicht?«
»Wir machen MacDonalds Leichnam fertig«, meinte Eldjarn kurz angebunden. »Was wollen Sie?«
»Oh, wir wollen nur sichergehen, dass niemand den Helden spielt.« L’est blickte Eldjarn über die Schulter. »Mir fiel ein, wir sollten vielleicht die Waffen unseres verstorbenen Landsmannes entfernen, bevor jemand anders auf die Idee kommt, dies zu tun. Wenn Sie also kurz zur Seite treten wollen, es dauert nur eine Minute.«
Eldjarn rührte sich nicht von der Stelle. »Nein«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich werde nicht zulassen, dass Sie den Toten verstümmeln.«
»Sie haben keine Wahl. Gehen Sie zur Seite.«
Eldjarn schnaubte. »Wie ich sehe, ist diese Situation neu für Sie. Aber wenn Sie annehmen, Sie könnten den einzigen Arzt einer Ortschaft töten oder einsperren und dann vom Rest der Bevölkerung auch nur widerwillig Unterstützung erwarten, dann steht Ihnen eine äußerst böse Überraschung bevor.«
Zum ersten Mal schien L’ests Selbstvertrauen zu bröckeln. »Hören Sie zu, Doktor …«
»Doktor, würden Sie den Laser für uns entfernen?«, warf Taber plötzlich ein. »Sie sind Chirurg – Sie könnten es tun, ohne Spuren zu hinterlassen.«
Eldjarn zögerte. »Jonny?«, fragte er.
Jonny zuckte mit den Achseln und versuchte, seine Enttäuschung über L’ests äußerst ungünstig gewählten Zeitpunkt zu verbergen. »Entweder du machst es oder L’est. Mir persönlich wäre es lieber, du machst es.« Er durchbohrte L’est mit seinem Blick. »Orrin hat Recht, eine Verstümmelung werden wir nicht hinnehmen. Und schon gar nicht werden wir zulassen, dass ihr ihm die Finger abschneidet.«
»Aber die Laser …«, setzte er an.
»Kein Aber. Seine Hände werden deutlich sichtbar im Sarg liegen.«
Taber stieß L’est an. »Wenn wir sicherstellen können, dass die Fingerspitzenlaser am Morgen noch da sind, dürfte das genügen«, murmelte er. »Du kannst sie zusammen mit der Energieversorgung immer noch vor der eigentlichen Beerdigung herausnehmen, wenn du das für nötig hältst.«
Schließlich nickte L’est. »Also schön. Aber wenn diese Finger morgen früh fehlen, machen wir Sie dafür verantwortlich, Doktor.«
»Verstehe. Jonny, Chrys, wollt ihr nicht zu Kens Haus rübergehen und mir Kens großen Cobra-Dienstanzug holen?«
Jonny nickte. Schlimm genug, dass Chrys dabeistehen und zuhören musste, wie über Kens Leiche verhandelt wurde, sie brauchte nicht auch noch zu sehen, wie er aufgeschnitten wurde. »Klar. Ich glaube, wir könnten beide einen Spaziergang vertragen. Komm, Chrys.«
»Aber bleibt auf jeden Fall dort, wo ihr bleiben sollt«, warnte sie L’est. »Die Straßen, die aus der Stadt führen, sind gesperrt – und an jeder Barrikade gibt es Cobras.«
Jonny antwortete erst gar nicht. Er schob sich an ihnen vorbei, ergriff Chrys’ Arm und ging hinaus.
MacDonalds Haus war ja nicht allzu weit entfernt, doch Jonny hatte es nicht besonders eilig, zudem beherbergte das Haus für sie beide eine Menge Erinnerungen, denen sie eine Weile nachhingen. Als sie schließlich mit der sorgfältig zusammengelegten Uniform wieder herauskamen, war es so dunkel, dass man bereits die hellsten Sterne sehen konnte. »Gehen wir ein Stück«, schlug er vor, als Chrys in Richtung ihres Hauses abbog.
»Das ist nicht nötig«, sagte sie müde. »Dad wird mittlerweile fertig sein.«
»Aber es ist eine so schöne Nacht«, wandte er ein und lenkte sie sachte, aber entschieden zur Mitte des Ortes hin.
Sie leistete nur einen Augenblick lang Widerstand, dann fiel sie in seinen Schritt ein. »Hast du einen Plan?«, fragte sie leise.
Jonny nickte. »Ich glaube, ja. Hast du den Schlüssel für das Büro bei dir?«
»Ja … aber mit dem Bündelsender bin ich noch nicht weit gekommen.«
»Macht nichts. Hast du ein paar von diesen winzigen elektrischen Dingern, die man in die Steuerschaltung von Fahrzeugen einbauen kann, um sie fernzusteuern?«
»Mikrofunkrelais? Sicher. Die Minenarbeiter in Kerseage benutzen sie für Bohrmaschinen und robotgesteuerte Lastkähne, die
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