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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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freundlich, doch sein Gesicht verriet eine gewisse Wachsamkeit.
    »Ich würde mich nachher gern mit dir treffen«, sagte Jonny. »Vielleicht zum Abendessen, wenn du Zeit hast?«
    Die Wachsamkeit verschärfte sich. »Na ja …«
    »Keine Befragungen, keine Gefälligkeiten, keine Politik«, versprach Jonny. »Ich würde nur gern eine Weile mit jemandem aus der Familie zusammen sein. Wenn du Zeit hast.«
    Jame lächelte matt, die Anspannung wich aus seinem Gesicht. »Für wichtige Dinge habe ich immer Zeit«, sagte er ruhig. »Sagen wir, zum Mittagessen – dasselbe Restaurant in einer halben Stunde?«
    Jonny lächelte zurück. Das Gewicht auf seinen Schultern wurde bereits ein wenig leichter. »Ich werde dort sein.«
     
    Es dauerte eine Woche, aber endlich begannen die Ergebnisse der verschiedenen Tests ein einheitliches Bild zu zeigen … und sie stützten tatsächlich D’arls These.
    »Es scheint sich um eine Reaktion auf den starken Mangel an Grundwasser zu handeln«, erläuterte der Chefbotaniker dem Rat, während seine Hand beim Verschieben von Grafiken, komplexen Formeln und Fotos auf den ComBoards der Senatoren merklich zitterte. Wahrscheinlich hatte er noch nie auch nur vor einem Senator gesprochen, überlegte Jonny, und schon gar nicht vor einer ganzen Gruppe plus einem Mitglied des Zentralen Komitees des Imperiums. »Einer der Bestandteile des Cutins – das ist jene Schicht,
die die Pflanzen vor Wasserverlust schützt – verändert sich chemisch von hier nach dort .« Auf den ComBoards erschienen die beiden Molekulardiagramme. »Wie sich herausstellte, ist dies auf zweierlei sich ergänzende Art biologisch durchaus sinnvoll«, fuhr der Botaniker fort. »Das neue Cutin steuert die Ausdünstung zum einen um fünfzehn bis zwanzig Prozent effektiver, zum anderen gibt die daran beteiligte chemische Reaktion sogar noch zwei Moleküle Wasser ab, die der Pflanze dann zur Verfügung stehen.«
    »Mit anderen Worten: Je trockener es wird, desto verrückter werden die Gantuas?«, fragte Senator Hemner.
    »Im Großen und Ganzen, ja.« Der Wissenschaftler nickte. »Möglicherweise gibt es irgendwo eine Grenze, an der die Gantuas auf eine andere Pflanzenart als Nahrungsquelle zurückgreifen, doch falls es sie gibt, so haben wir sie noch nicht gefunden.«
    Halloran, der neben Gwen an der Seitenwand Platz genommen hatte, lenkte Jonnys Aufmerksamkeit auf sich und rümpfte die Nase. Jonny nickte kurz, zum Zeichen, dass er derselben Ansicht war: Wenn der Gantua, gegen den sie gekämpft hatten, noch nicht zu hundert Prozent durchgedreht gewesen war, dann wollte er auf keinen anderen treffen, bei dem das zutraf.
    »Nun, dann scheinen unsere Alternativen ja recht klar zu sein«, meinte Hemner erbittert. »Entweder wir sorgen dafür, dass Komitee-Mitglied D’arls neue Cobras so schnell wie möglich ihren Dienst antreten, oder wir ziehen uns vollständig aus dem Kaskia Valley zurück, solange die Dürre andauert.«
    »Es gibt noch eine weitere Möglichkeit«, sagte Jonny in das lauter werdende zustimmende Gemurmel hinein.
    »Und die wäre …?«, drängte Zhu.
    »Beenden wir die Dürre jetzt sofort.« Jonny deutete mit einer Handbewegung auf Gwen. »Darf ich Ihnen Dr. Moreau vorstellen, die gerade erst aus den Bergen rings um das Kaskia Valley zurückgekehrt ist?«
    Gwen erhob sich. »Wenn Sie gestatten, Herr Generalgouverneur Zhu, werde ich Ihnen gern die Ergebnisse einer Studie vorstellen,
mit der mich Senator Moreau vor einer Woche beauftragt hat.«
    »In der es um was geht?«
    »In der es um einen Vorschlag geht, einen Durchlass durch das Molada-Gebirge zu brechen, um Wasser aus dem Lake Ojaante direkt in das derzeit ausgetrocknete Bett des Kaskia River zu leiten.«
    Mit vor Überraschung leicht offen stehendem Mund winkte Zhu sie wortlos an den Tisch.
    »Vielen Dank, Gentlemen«, richtete sie das Wort an die Senatoren und schob ihre MagCard in den dafür vorgesehenen Schlitz. »Lassen Sie mich Ihnen demonstrieren, wie problemlos dieses Vorhaben durchgeführt werden könnte …«
    Fast eine Stunde lang tat sie genau das und unterstrich ihren Vortrag durch eine Flut von Diagrammen und Karten. Sie sprach voller Autorität, schlüssig, und ließ dabei genug über die grundlegenden tektonischen Methoden einfließen, um mühelos auch die am wenigsten informierten Senatoren ins Bild zu setzen … und allmählich spürte Jonny, wie die Stille rings um den Tisch sich von Erstaunen zu Interesse und schließlich zu vorsichtiger

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