Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
Vom Netzwerk:
auszubrechen?«
    »Was hast du erwartet – dass ich einfach dort in Wreys Privatknast hocken bleibe, bis der aufgeblasene Kerl seinen Krieg angezettelt hat?«
    »Zugegeben, Wrey ist egozentrisch und nachtragend, aber du solltest ihm wenigstens genügend Intelligenz zubilligen, auf seine
eigene Haut aufzupassen«, knurrte Jame. »Er hätte dich nicht länger als höchstens zwei Tage dort gelassen – und er hätte dafür gesorgt, dass dich ein Aufklärer der StarForce hierherbringt, sobald du entlastet bist. Dank der höheren Geschwindigkeit der Aufklärer wärst du vor vier Tagen hier gewesen – also kaum einen Tag später als Wrey -, wenn überhaupt.«
    Jonny ballte die Hände zu Fäusten. Hatte er Wrey wirklich so falsch eingeschätzt? »Verdammt«, murmelte er.
    Jame seufzte. »Statt also vor das Komitee gebracht zu werden, wo du deine Meinung hättest vortragen können, landest du auf der Fahndungsliste des Militärs. Ich glaube, nicht einmal Wrey selbst hat seine versteckten Andeutungen für bare Münze genommen, du hättest ganz privat eine Übereinkunft mit den Trofts getroffen. Aber die Leichtigkeit, mit der deine Freunde dich befreit haben, hat eine Menge Leute sehr nervös gemacht. Wie hast du das eigentlich alles organisiert?«
    »Hab ich gar nicht.« Jonny seufzte. »Also gut. Ich gebe zu, ich habe Mist gebaut. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass das Komitee erfahren muss, was ich mitgebracht habe.«
    Jame schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen. Du würdest in Dome nicht an der ersten Tür vorbeikommen.«
    Plötzlich wurde Jonny bewusst, dass sie weiter aus der Stadt herausfuhren statt hinein. »Wo fahren wir hin?«
    »Zum Landsitz von Komitee-Mitglied D’arl.«
    Jonnys Mund wurde knochentrocken. »Warum?«
    Jame sah ihn an und runzelte die Stirn. »Du hast doch selbst gesagt, dass du jemanden sprechen möchtest. Komitee-Mitglied D’arl hat sich bereiterklärt, dich anzuhören.«
    »Auf seinem privaten Landsitz.« Wo Jonny, wenn nötig, still und heimlich verschwinden konnte, ohne dass jemand davon erfuhr.
    Jame seufzte. »Hör zu, Jonny. Ich weiß, du magst D’arl nicht, aber dies ist die einzige Möglichkeit für dich, gehört zu werden. Und ich sag dir ganz offen, in ganz Dome wirst du keinen aufmerksameren Zuhörer finden.« Er sah zu seinem älteren Bruder
hinüber. »Komm schon – lehn dich zurück und entspanne dich. Ich weiß, wahrscheinlich kommt es dir im Augenblick so vor, als hätte sich das ganze Universum gegen dich verschworen, aber wenn du deinem alten Kopfkissenschlachtenpartner nicht vertrauen kannst, wem dann?«
    Jonny spürte, wie sich fast gegen seinen Willen ein Lächeln auf seine Lippen schlich. »Vielleicht hast du Recht«, gestand er.
    »Natürlich habe ich Recht. So, wir haben eine Stunde Zeit, in der du mich über den aventinischen Zweig der Familie Moreau auf den neuesten Stand bringen kannst. Also, leg los.«
     
    D’arls Landsitz war mindestens so groß wie ganz Capitalia – die Variante der Tyler-Villa, wie sie ein wirklich reicher Mann baute. Inklusive der Variante eines reichen Mannes, der auf Sicherheit aus war. Sechsmal wurde der Wagen von bewaffneten Doppelwachen angehalten, und bei jeder Straßensperre entdeckte Jonny dank seines optischen Verstärkers ferngesteuerte Kameras und zusätzliche Sicherheitsanlagen, die in nahen Bäumen oder seltsam geformten Statuen auf der Lauer lagen. Aber die Moreaus wurden ganz offenbar erwartet, und die Posten ließen sie ohne Fragen passieren.
    Das Hauptgebäude war ebenso beeindruckend wie die Parkanlagen: außen prunkvoll und imposant, innen mit jenem verhaltenen Gespür für Luxus, das Jonny vor so langer Zeit auch an Bord von D’arls interstellarem Schiff aufgefallen war. Damals hatte er es für dessen persönlichen Geschmack gehalten, nach elf Jahren als Politiker erkannte er jetzt auch die subtile Warnung, die solche Bauweise vermittelte: Der Besitzer war ein Mann, der nicht zu kaufen war.
    D’arl erwartete sie in einem kleinen Raum, der eindeutig als privates Arbeitszimmer konzipiert war. Er hob den Kopf, als sie hereinkamen, und winkte sie schweigend in die ihm gegenüberstehenden Sessel. Sie nahmen Platz, und einen Augenblick lang betrachtete das Komitee-Mitglied Jonny. »Nun, Gouverneur – Gouverneur ist doch richtig, oder?«, begann er schließlich. »Wie
es aussieht, sind Sie bei Ihrem kleinen Ausflug in die Diplomatie gründlich in die Irre gelaufen. Ich nehme an, Ihr Bruder hat Ihnen wegen Ihrer

Weitere Kostenlose Bücher