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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Schmerztabletten. Nachher, entschied er dann. Seine Arthritis würde etwas besser werden, sobald er sich ein wenig bewegte, außerdem benebelten die Arzneien seinen Verstand mehr, als ihm lieb war.
    Die Tür ging auf, und Corwin Moreau betrat forschen Schritts
das Büro, das unvermeidliche ComBoard unterm Arm. Der Junge – der Mann , verbesserte sich Jonny – widmete sich mit einem Eifer der Politik, den der ältere Moreau niemals hatte aufbringen können. Corwin erinnerte Jonny immer mehr an seinen eigenen Bruder Jame, der sich bis in die höchsten politischen Führungsebenen des Imperiums der Menschen hochgearbeitet hatte. Vor vierzehn Jahren war Jame Berater eines Mitgliedes des Zentralen Komitees gewesen. Was mochte er heute sein, fragte Jonny sich oft – Berater, designierter Nachfolger oder selbst Komitee-Mitglied?
    All dies würde Jonny jedoch nie erfahren. Das war eine der Folgen der Schließung des Troft-Korridors, die er noch immer von ganzem Herzen bedauerte.
    Corwin legte sein ComBoard auf einer Ecke von Jonnys Schreibtisch ab und zog einen Sessel heran. »Also gut, dann wollen wir mal sehen. Die Hauptpunkte, die ich deiner Ansicht nach vorbringen sollte, waren die Monopolklausel des neuen Handelsvertrags mit Hoibe’ryi’sarai« – der Name der Troft-Domäne kam Corwin flüssig über die Lippen -, »die Notwendigkeit, zusätzliche Cobras zum Einsatz gegen Stachelleoparden in die äußeren Bezirke zu verlegen, sowie die Frage, ob es sich tatsächlich lohnt, an Caelian festzuhalten.«
    Jonny nickte. Er empfand ein gewisses Schuldgefühl dabei, dass er sich wieder einmal vor seinen Pflichten im Rat drückte, die er als Gouverneur a. D. in Kauf zu nehmen hatte. »Vor allem im letzten Punkt solltest du Druck machen – ich weiß nicht, woher die Stachelleoparden wissen, dass ihre Zahl geschrumpft ist, ihre Geburtenrate ist jedoch der beste Beweis dafür. Du musst auch dem dümmsten Senator begreiflich machen, dass wir es nicht mit einer Stachelleopardenplage aufnehmen und gleichzeitig auf Caelian weiterkommen können, ohne die Standards in der Cobra-Kaderschmiede zu senken.«
    Ein besorgter Ausdruck huschte über Corwins Gesicht. »Wo wir gerade von der Akademie sprechen …« Er hielt verlegen inne.
    Jonny schloss kurz die Augen. »Justin. Hab ich Recht?«

    »Nun … ja. Mum wollte, dass ich noch einmal mit dir über ein Veto im Rat gegen seine Bewerbung spreche.«
    »Welchen Sinn sollte das haben?« Jonny seufzte. »Justin ist klug, emotional außergewöhnlich stabil, anpassungsfähig und will nichts anderes, als seiner Welt auf diese Weise zu dienen. Ich hoffe doch, du verzeihst einem Vater seinen Stolz.«
    »Das weiß ich all…«
    »Um es noch deutlicher zu formulieren«, unterbrach ihn Jonny, »er ist zweiundzwanzig Jahre alt und will ein Cobra werden, seit er sechzehn war. Das ist ein Zeitraum, wie du bemerkt haben wirst, in dem er reichlich Gelegenheit hatte, sich genau zu überlegen, was die Cobra-Ausrüstung einem Mann in wenigen Jahrzehnten antun kann.« Er hob die Hände, so als wollte er seinen Körper zur Besichtigung freigeben. »Wenn ihn das nicht von seinem Entschluss abbringt, dann werde ich auch gegen seine Aufnahme kein Veto einlegen. Er ist genau die Sorte Mann, die wir bei den Cobras brauchen.«
    Corwin gab sich geschlagen. »Nur Mum zuliebe würde ich dir gern widersprechen. Aber ich fürchte, ich muss dir Recht geben.«
    Jonny sah aus dem Fenster. »Deine Mutter hat in ihrem Leben eine Menge durchgemacht. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich das wiedergutmachen kann.«
    Eine ganze Weile war es still im Raum. Dann rührte Corwin sich und griff nach seinem ComBoard. »Stachelleoparden und Caelian wären also die beiden Punkte«, fasste er zusammen und erhob sich. »Wirst du hier sein oder im Behandlungszimmer, wenn die Sitzung vorüber ist?«
    Jonny drehte sich zu seinem ältesten Sohn um und verzog das Gesicht. »Das musstest du mir unbedingt noch reinwürgen, ja? Also gut, ich werde die Folterknechte glücklich machen. Was von mir noch übrig ist, wird wieder hier sein, wenn du fertig bist.«
    Corwin nickte. »Gut. Aber sei nett zu ihnen – sie versuchen doch nur, ihren Job zu machen.«
    »Sicher. Bis später.« Jonny wartete, bis sein Sohn die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann schnaubte er. » Ihren Job, dass
ich nicht lache«, murmelte er kaum hörbar. »Ein Haufen experimentierfreudiger Wissenschaftler, die sich an menschlichen weißen Ratten vergreifen.« Und das alles

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