Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
Vom Netzwerk:
guten politischen Grund? Schön, ich werde Ihnen einen geben.« Jonny stand auf, sich nur undeutlich bewusst, dass er kurz davor stand, jegliche Beherrschung zu verlieren. »Was wird das Komitee Ihrer Meinung nach tun, wenn ein aventinischer Würdenträger, der als Gast hier weilt, eines seiner Mitglieder niederschießt?«
    »Jonny!« Jame sprang auf.
    »Zurück, Jame.« Jonny hielt den Blick starr auf D’arl gerichtet. »Nun, Komitee-Mitglied? Das würde ökonomische Sanktionen gegen die Kolonien zur Folge haben, nicht wahr, was in allen praktischen Gesichtspunkten einer Schließung des Korridors gleichkäme.«

    »Richtig.« D’arls Stimme war von einer eiskalten Ruhe. »Aber dafür brauchen Sie mich nicht gleich zu erschießen.«
    »Nein? Das größtmögliche Wohl für die größtmögliche Zahl von Menschen, schon vergessen? Was spielt es für eine Rolle, wenn Sie und ich dafür geopfert werden müssten? Außerdem habe ich ohnehin noch mehr in der Hand. Denn allein für das, was Sie hunderttausend aventinischen jungen Männern angetan haben, könnte ich Sie genug hassen, um Sie zu töten. Zurück, Jame.«
    Der jüngere Moreau ignorierte den Befehl. Ruhig ging er hinüber und stellte sich zwischen die beiden Männer. Eine ganze Weile starrten sich die Brüder gegenseitig an. Dann griff Jonny mühelos zu, hob Jame an den Unterarmen in die Höhe und setzte ihn zur Seite. Sein kurzer Wutausbruch war vorüber, und zurück blieb nichts weiter als Entschlossenheit und kalte Gewissheit, dass er sich zu weit vorgewagt hatte, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. »Komitee-Mitglied, ich will, dass Sie ans Fon gehen und damit beginnen, alle Gefälligkeiten einzufordern, die sich zweifellos im Laufe all der Jahre bei Ihnen angehäuft haben«, meinte er verbittert zu D’arl. »Und zwar sofort. Sie werden die Schließung des Korridors durchdrücken!«
    D’arl rührte sich nicht. »Unter Bedrohung meines Lebens? Nein. Und ganz gewiss auch nicht wegen Ihrer unvernünftigen Einstellung zum aventinischen Cobra-Projekt.«
    Letzteres sprach er mit einer solchen Beiläufigkeit, dass Jonny sprachlos war. Der Zorn drohte ihn zu ersticken … doch plötzlich verstand er. »Sie wissen es nicht, hab ich Recht?«, sagte er, eher voller Bitterkeit denn Zorn. »Vermutlich ist es bei Ihren Cobras noch nicht so weit.«
    »Was weiß ich nicht?«
    Jonny griff in seine Tasche, holte seine Medikamente hervor und warf D’arl die beiden Fläschchen in den Schoß. Das Komitee-Mitglied betrachtete stirnrunzelnd die Etiketten und tippte die Namen auf seinem ComBoard ein. Einen Augenblick später hob er den Kopf und sah Jonny in die Augen. »Blutarmut und Arthritis«, sagte er kaum hörbar.

    »Ja.« Jonny nickte und wunderte sich über die seltsam heftige Reaktion. »Alle der ersten Cobra-Generation erliegen diesen Krankheiten – eine Folge der Servos und Knochenbeschichtungen, die man uns eingepflanzt hat. Darüber hinaus gibt es Anzeichen dafür, dass auch unser Immunsystem in Mitleidenschaft gezogen wurde. Den günstigsten Schätzungen zufolge bleiben mir noch zwanzig Lebensjahre. Das ist Ihr Vermächtnis an die Cobras auf Aventine!«
    D’arl starrte auf die Fläschchen in seiner Hand. »Hier fängt es auch schon an, Gouverneur. In den letzten Jahren hat es immer wieder Berichte über die chronische Cobra-Krankheit gegeben. Statistisch ohne Beweiskraft … ich hatte gehofft, mein Verdacht sei unberechtigt.« Er hob den Kopf und blickte in James bestürztes Gesicht. »Ich habe die Berichte über Alveres laufen lassen, Moreau. Ich sah keinen Sinn darin, Sie mit der angeschlagenen Gesundheit Ihres Bruders zu belasten.«
    Jame schöpfte tief Luft. »Komitee-Mitglied, wenn das stimmt, was Jonny über den heimlichen Handel gesagt hat, und dies dazu beiträgt, dass der Korridor geöffnet bleibt, dann folgt daraus, dass das gesamte aventinische Cobra-Projekt tatsächlich überflüssig war, oder zumindest verfrüht.«
    »Die Cobras werden jetzt gebraucht.«
    »Nein.« Jonny schüttelte den Kopf. »Wir werden Handelsbeziehungen mit den Trofts unterhalten, und ist der Korridor erst geschlossen, stellen wir keine militärische Bedrohung mehr dar. Sie werden uns nicht angreifen – und wir sind auch für Sie keine Provokation mehr. Es gibt noch ein weiteres Argument für Sie, Komitee-Mitglied: Wenn der Krieg ausbricht, werden Sie auch mit jenen einhunderttausend Mann der Trofts rechnen können, die eben nicht auf Aventine gebunden sind.«
    » Mein

Weitere Kostenlose Bücher