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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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des Übersetzers eine kurze Mitteilung an das Kontaktteam durch – eine Mitteilung, die für Justin ein konstruktionsbedingtes Echo mit sich brachte, da die Übertragung über Knochenvibration einen Teil des Geräuschs aus Joshuas Ohrhörer an seine implantierten akustischen Empfänger weiterleitete. Der Wagen schien jetzt langsamer zu werden, und Justin überflog die Gebäude im Bildausschnitt und fragte sich, in welchem wohl das Büro des Bürgermeisters untergebracht war. Glücklicherweise hatte die Unterhaltung der anderen im Salon aufgehört, als die Wissenschaftler wieder dazu übergingen, ebendiesen Bildausschnitt auf ihren eher nüchternen Displays zu betrachten. Er lief also nicht Gefahr, irgendetwas zu verpassen, solange er seine Aufmerksamkeit primär auf die Übertragung von Joshuas Implantaten richtete. An dieser Anordnung störte ihn einiges, er musste aber zugeben, sie funktionierte gut. Wann immer er Joshua dort draußen schließlich ersetzen würde, besäße er die gleichen Eindrücke von Qasama wie sein Bruder … und diese Eindrücke konnten bei einem solchen Rollentausch leicht zwischen Scheitern und Erfolg entscheiden.
    Der Wagen hatte am Bordstein gehalten. Dem Drang widerstehend, mit seinen eigenen Muskeln die entsprechenden Bewegungen zu machen, verharrte Justin still auf seiner Liege, während Joshua Cerenkov und den anderen die drei Stufen hinauf- und in das Gebäude hineinfolgte.
     
    Decker York war über zwanzig Jahre ein Marine gewesen, bevor er vor achtzehn Jahren das Imperium in Richtung Aventine verlassen hatte. Während seiner Militärzeit hatte er auf acht verschiedenen Welten gedient und buchstäblich Dutzende hoher
Funktionäre zu Gesicht bekommen, die an Pomp und Macht vom einfachen Dorfrat bis zum Komitee-Mitglied des Imperiums reichten. Aus alledem hatte sich seine Vorstellung geformt, wie Führungspersönlichkeiten und ihre Umgebung auszusehen hatten.
    An diesem Standard gemessen, war Bürgermeister Kimmeron aus Sollas ein schwerer Schock.
    Zum einen war der Raum, in den Moff sie führte, alles andere als ein Büro. Lärmende Musik dröhnte ihnen entgegen, noch bevor die livrierten Wachen, die die Tür flankierten, die schweren Flügel aufzogen. Und die Rauchfahnen, die an ihnen vorüberzogen, als die Gruppe sich anschickte einzutreten, deuteten entweder auf Räucherstäbchen oder Drogengenuss hin. York rümpfte die Nase bei der Vorstellung; glücklicherweise jedoch hielt der Filterhelm, der seinen Kopf umschloss, das meiste zurück. Der Raum war in gedämpftes, orangefarbenes und rötliches Licht getaucht und schien recht groß zu sein, überall frei herabhängende Vorhänge vermittelten allerdings den Eindruck eines Irrgartens mit beweglichen Wänden. Moff führte sie um zwei Ecken herum zum Mittelpunkt des Raumes.
    Und mitten hinein in eine Szene aus einer fernen Vergangenheit der Menschheit. Auf einem gepolsterten Thron räkelte sich ein Mann, der zwar nicht gerade fett, aber sichtlich bereits längere Zeit nicht mit anstrengender körperlicher Bewegung in Berührung gekommen war. Ihm gegenüber befand sich eine Gruppe aus Tänzern, sowohl Männern als auch Frauen, in exotischen Kostümen, hinter ihnen saß ein Halbkreis aus Musikern – Live-Musiker -, welche für die Musik sorgten. Auf weiteren überall im Raum verteilten Polstern hatte eine Handvoll Männer und Frauen Platz gefunden, die offenbar allesamt ihre Aufmerksamkeit zwischen den Tänzern und niedrigen, vor ihnen angebrachten Arbeitstischen aufteilten. Als Moff sie zum zentralen Thron führte, warf York einen bemüht beiläufigen Blick auf einen der Tische, wobei ihm inmitten der Papiere besonders ein Gegenstand auffiel, der an eine Art tragbaren Computer oder ein tragbares Computerterminal erinnerte. Offenbar ging die technologische Entwicklung
auf Qasama wenigstens ein Stück weit über Fahrzeuge und Gewehre hinaus.
    Jeder im Raum – von den Tänzern abgesehen – wurde von einem Mojo begleitet.
    Ein paar Meter seitlich des Throns ließ Moff sie anhalten – und falls der Mann, der dort saß, von ihrem Erscheinen überrascht war, so ließ er sich das nicht anmerken. Er machte eine offenkundig gut gelaunte Bemerkung. Seine Stimme war trotz der Musik gut zu verstehen. »Ah, willkommen«, kam die Übersetzung aus Yorks Ohrhörer. Der große Qasamaner hob eine Hand, und ein paar Takte später hatten Musik und Tanz aufgehört. »Mein Name ist Kimmeron, ich bin Bürgermeister der Stadt Sollas und heiße Sie auf

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