Cobra
wüsste nicht, wie wir sonst ihr tatsächliches Gefährdungspotenzial klären sollen«, meinte Pyre achselzuckend.
»Und wenn wir dabei erwischt werden?«
»Gibt es natürlich Ärger. Aus diesem Grund muss die Operation auch von jemandem durchgeführt werden, der weiß, was er tut.«
»Mit anderen Worten, einer der Cobras oder Decker. Und da wir hier auf dem Präsentierteller sitzen und Decker nicht nur beobachtet wird, sondern auch unbewaffnet ist, erscheint es eher unwahrscheinlich, dass er nicht gefasst wird.«
Pyre zuckte mit den Achseln. »So wie es im Augenblick aussieht, hast du Recht. Aber vielleicht ändert sich das.« Er musterte Justin mit einem langen Blick. »Und in diesem Fall … eigentlich dürftest du das gar nicht wissen, aber Decker ist nicht unbewaffnet. Er hat eine zusammensetzbare Handpfeilpistole bei sich.«
»Er hat was ? Almo, die haben ausdrücklich gesagt, keine Waffen. Wenn sie ihn damit erwischen …«
»… steckt er in ernsthaften Schwierigkeiten«, beendete Pyre den Satz für ihn. »Ich weiß. Aber Decker wollte das Team nicht vollkommen hilflos wissen, und immerhin haben sie die Waffe bei der Untersuchung heute nicht entdeckt.«
»Soweit du weißt.«
»Er hat sie noch.«
Justin seufzte. »Na, großartig! Hoffentlich hat man ihm bei den Marines nicht nur das Schießen, sondern auch Geduld beigebracht.«
»Da bin ich mir allerdings sicher«, brummte Pyre und stemmte sich mit einer Leichtigkeit hoch, die wohl ausschließlich auf seine implantierten Servos zurückzuführen war. »Ich werde mich ein paar Stunden aufs Ohr hauen – wenn du klug bist, machst du das auch, wenn du mit deinem Training fertig bist.«
»Ja«, meinte Justin gähnend. »Aber bevor du das tust – hat Gouverneurin Telek irgendwas davon erwähnt, wann sie Joshua für unseren Wechsel zurückpfeifen will?«
Pyre hielt auf halbem Weg zur Tür inne. Ein verdrießlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht.
»Um ganz offen zu sein … im Augenblick hat sie vor, so weiterzumachen und Joshua vorläufig da draußen zu lassen.«
»Was?« Justin starrte ihn an. »So war das aber nicht geplant.«
»Ich weiß.« Pyre zuckte hilflos mit den Achseln. »Das habe ich ihr auch klarzumachen versucht – sehr deutlich sogar. Aber zurzeit scheint die Situation recht stabil zu sein und …«
»Und die Datenübermittlungen von Joshua gefallen ihr so gut, dass sie sie nicht missen möchte. Ist es das?«
Pyre seufzte. »Kann man ihr kaum verdenken. Soweit ich weiß, wollte sie ursprünglich das gesamte Kontaktteam mit diesen optischen Sensoren ausrüsten, was aus Kostengründen abgelehnt wurde – so kleine Trennfrequenzsender sind teuer in der Herstellung. Und da man uns jetzt aller anderen Augen beraubt hat, haben wir nur noch Joshua, wenn wir mitbekommen wollen, was passiert.« Er hob beschwichtigend die Hand. »Hör zu, ich weiß, wie du dich fühlst, aber versuch, dir keine Sorgen um ihn zu machen. Die Qasamaner werden im Augenblick kaum ohne guten Grund über sie herfallen.«
»Wahrscheinlich hast du Recht.« Justin überlegte einen Moment lang, doch offenbar gab es nichts mehr zu sagen. »Also dann gute Nacht.«
»Nacht.«
Pyre ging, und Justin reckte probeweise die Arme. Nach dreizehn Stunden auf der Liege waren seine Muskeln steif, trotzdem spürte er das Zwacken kaum. Pyres letzte Bemerkung dagegen ließ ihn nicht mehr los. Ohne guten Grund … Doch was mochte in den Augen der Qasamaner ein solcher Grund sein? Eine aggressive Bemerkung oder Handlung von Cerenkov? Die Entdeckung, dass die angeblich ausschließlich für Sprechverkehr geeignete Funkverbindung zum Schiff auch Bilder übermittelte, was sie ganz offensichtlich hatten verhindern wollen? Der Gebrauch von Yorks illegaler Waffe?
Oder gar die Außenaufklärung, für die sich Pyre offensichtlich bereits entschieden hatte?
Den Blick auf das dunkler werdende Display geheftet, begann Justin seine Übungen und nahm seinen Körper härter ran, als er ursprünglich beabsichtigt hatte.
15
Da sie nicht unbedingt sofort aussteigen mussten – und da es an Bord zum Warten mehr Platz und Komfort gab -, machten sich die Passagiere der Menssana gar nicht erst die Mühe, Filterhelme aufzusetzen, sondern blieben einfach im Schiff, bis die Atmosphäre-Analysatoren die Luft des Planeten Chata für unbedenklich erklärten.
Eine alte Tradition gab Jonny als Dienstältestem das Recht, als Erster den Fuß auf die Oberfläche dieser neuen Welt zu setzen. Jonny jedoch
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