Cobra
links im Bild ist Ingliss, der Bürgermeister. Dies scheint die dortige Version des Marktplatzes zu sein, wie wir ihn in Sollas gesehen haben. Ohne die Bololins.«
»Dann ist der Ort ummauert?«
»Und wie. Joshua hat vor einer Weile eine interessante Frage bezüglich der wilden Farbmuster in Sollas gestellt.«
Telek lauschte mit einem halben Ohr, während Nnamdi Joshuas Idee beschrieb, derzufolge die Städte den Bololins wie Baumgruppen erschienen. Derweil gehörte der Rest ihrer Aufmerksamkeit
dem Duft und Geschmack des Kahve und dem geordneten Chaos auf den Displays. Als sie den kleineren Marktplatz der Siedlung betrachtete, wurde ihr zum ersten Mal bewusst, dass dort sowohl Waren als auch Dienstleistungen angeboten wurden. Ein Stand schien einem Bauhandwerker zu gehören. Holz- und Ziegelproben lagen auf einem Tisch im Hintergrund, und auf einem Computermonitor auf der Theke vorne war so etwas wie ein Grundriss zu erkennen. Und wieso erledigen sie das nicht ganz am Computer?, fragte sie sich. Mögen sie den persönlichen Kontakt? Könnte sein.
Nnamdi beendete seinen Bericht, und sie zuckte mit den Achseln. »Sehr gut möglich. Ich werde das später überprüfen und sehen, wie der Computer die Sehfähigkeit der Bololins einschätzt. Trotzdem scheint es mir ziemlich dumm zu sein, die Bololins noch zu ermutigen, in wilder Panik durch die Städte zu rasen.«
»Fast genau dasselbe hat Joshua auch gesagt«, stimmte Nnamdi nickend zu. »Könnte uns irgendwas entgangen sein? Bezüglich der Menschen und der Bololins, meine ich.«
»Wir dürften nach einer einzigen Woche wohl kaum alle Geheimnisse dieser Gesellschaft gelüftet haben«, erwiderte sie trocken. »An was genau haben Sie gedacht?«
»Nun ja …« Er machte eine vage Handbewegung. »Ich weiß nicht. Eine Art symbiotischer Beziehung, wie sie die Menschen mit den Mojos haben.«
»Ich persönlich würde die Mojos eher als Haustiere denn als Teil einer symbiotischen Beziehung bezeichnen, aber im Hinblick auf die Übereinkunft zwischen Bololins und Tarbinen ist das kein schlechtes Argument.« Telek blickte stirnrunzelnd ins Leere und versuchte, sich alle Formen von Symbiose ins Gedächtnis zu rufen, die sie kannte. »Ungefähr das Einzige, was mir einfällt, ist, dass das muntere Einprügeln auf die Bololins den Stadtbewohnern die Möglichkeit gibt, ihre Aggressionen auszuleben. Dadurch bleiben sie friedlich.«
»Oh, ihre Aggressionen leben sie durchaus nicht aus, sondern die werden höchstens umgelenkt«, schnaubte Nnamdi und deutete
auf den Monitor. »Sie hätten die Feilscherei in einem Juwelierladen etwa einen halben Block weiter hinten sehen sollen. Diese Typen würden einem Troft die Schamesröte ins Gesicht treiben.«
»Hmm. Wahrscheinlich ein logischer Ausweg, wenn man das durch die Mojos erzwungene Kampfverbot bedenkt … Das und vielleicht die Politik …«
Sie ließ den Satz unbeendet. »Stimmt was nicht?«, erkundigte sich Nnamdi.
»Ich bin mir nicht sicher«, meinte sie und griff zum Mikrofon. »Joshua, machen Sie bitte eine langsame Volldrehung, ja?«
Das Bild veränderte sich, als Joshua der Aufforderung Folge leistete und dabei gelegentlich innehielt, während er so tat, als betrachte er den einen oder anderen Stand … Und nachdem er seine Drehung abgeschlossen hatte, war Teleks seltsames Gefühl kalter Gewissheit gewichen. »Moff ist verschwunden«, flüsterte sie Nnamdi zu.
»Was?« Er runzelte die Stirn und kippte seinen Sitz näher an das Display, als würde ihm das etwas nützen. »Jetzt hören Sie aber auf – Moff geht doch nicht einmal zur Toilette, es sei denn, das Kontaktteam steht irgendwo abseits in einer Ecke, wo es in nichts verwickelt werden kann.«
»Ich weiß. Yuri, und alle anderen – Moff ist verschwunden. Weiß jemand, wohin er gegangen ist, oder hat ihn jemand verschwinden sehen?«
Es gab eine kurze Pause. Dann sah Telek am Rand des Displays, wie Cerenkov die Hand hob und nach seinem Anhänger griff. »War mir gar nicht aufgefallen, Gouverneurin«, sagte er. »Hier sind so viele Menschen …«
»Genau das könnte der Grund dafür sein, dass er sich diesen Ort ausgesucht hat«, schnitt ihm Telek stöhnend das Wort ab. »Hat er heute Morgen irgendetwas Ungewöhnliches gesagt oder getan? Hat jemand einen Vorschlag?«
Vier knappe verneinende Antworten. »Also gut. Sie alle halten Ausschau nach ihm, ohne sich dabei allzu auffällig zu benehmen.
Und versuchen Sie, auf seinen Gesichtsausdruck zu achten, wenn er
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