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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Generation, die mit der Zähmung der Mojos begann – haben bewiesen,
dass die Menschheit zu wirklichem, gelebtem Idealismus fähig ist. Das allein würde eine Kontaktaufnahme zwischen unseren Welten lohnen, von unserem Standpunkt aus ganz sicher.«
    »In Ihrer Welt gibt es also Probleme mit Kriegen?« Moffs Blick ging zu Rynstadt.
    »Bislang haben wir dieses spezielle Problem vermeiden können«, antwortete Rynstadt vorsichtig. »Aber natürlich bereitet uns die ›ganz normale‹ menschliche Aggression gelegentlich Probleme.«
    »Verstehe.« Eine Zeit lang herrschte Schweigen, dann zuckte Moff mit den Achseln. »Nun, Sie werden feststellen, dass wir nicht völlig ohne Aggressionen sind. Nur im Unterschied zu Ihnen haben wir gelernt, unser Augenmerk nach außen zu richten, auf die Gefahren der Wildnis, statt nach innen, auf uns selbst.«
    Gefährlich, allerdings, dachte Joshua. Und selbst Cerenkovs Blick wirkte besorgt, als das Gespräch daraufhin verstummte.
    Ein paar Minuten später erreichten sie die Siedlung Huriseem.
    Joshua konnte sich noch an Diskussionen an Bord des Raumschiffs erinnern, in denen es darum ging, ob die Ringe um die Siedlungen tatsächlich Mauern waren. Von ebener Erde aus betrachtet, gab es daran nicht den geringsten Zweifel. Errichtet aus riesigen Stein- oder Betonblöcken, tiefschwarz gestrichen, war die Mauer um Huriseem ein krasser Rückfall in das Erdaltertum und die anhaltenden Regionalkriege jener Zeit. Hier wirkte sie unangenehm fehl am Platz, besonders nach der vorangegangenen Diskussion.
    Neben ihm räusperte sich York. »Nur ungefähr drei Meter hoch«, murmelte er, »und weder Schießscharten noch sonstige Öffnungen für Waffen.«
    Scheinbar hatte Moff seine Worte gehört. »Wie gesagt, Krieg gibt es hier nicht«, wiederholte er – mit einer gewissen Schärfe, wie Joshua fand. »Die Mauer dient dazu, Bololins und die gefährlicheren Raubtiere des Waldes auszusperren.«
    »Warum haben Sie die Siedlung nicht in der gleichen offenen Art gebaut wie Sollas?«, fragte Cerenkov. »Bei den Bololins funktioniert
das doch gut, und Raubtiere haben wir bislang nicht bemerkt.«
    »Raubtiere sind in Sollas selten, weil dort viele Menschen leben und es einen breiten Streifen zwischen Stadt und Wald gibt. Hier hingegen wäre ein solches Vorgehen ohne Erfolg.«
    Dann rodet doch den Wald, dachte Joshua. Aber vielleicht war der Aufwand größer, als sich für eine einzelne Siedlung lohnte.
    Der Wagen folgte der Umgehungsstraße zur Südwestseite der Siedlung, wo sie ein schwarzes, in die Mauer eingelassenes Tor vorfanden. Sie wurden offenbar sowohl beobachtet als auch erwartet – das Tor öffnete sich bereits, als sie in Sichtweite kamen. Sie fuhren hinein; Joshua warf einen Blick zurück und sah, wie es sich hinter ihnen schloss.
    Der Mauer und der Lage im Wald wegen hatte Joshua unterbewusst eine eher primitive Szenerie mit strohgedeckten Hütten erwartet, daher war er leicht enttäuscht, als er aus dem Wagen stieg und feststellte, dass die Gebäude, Straßen und Menschen ebenso modern waren wie in Sollas. Drei Männer warteten abseits, und als der Letzte der qasamanischen Begleiter ausgestiegen war, traten sie vor.
    »Bürgermeister Ingliss.« Moff nickte zur Begrüßung, »darf ich Ihnen die Besucher von Aventine vorstellen: Cerenkov, Rynstadt, York und Moreau.«
    Bürgermeister Kimmeron in Sollas war beinahe freundlich gewesen, Ingliss dagegen zeigte sich von einer ernsten Höflichkeit. »Ich heiße Sie in Huriseem willkommen«, sagte er mit einem Nicken. »Wie ich gehört habe, möchten Sie sich über das Leben in den Siedlungen auf Qasama informieren. Zu welchem Zweck, wenn ich fragen darf?«
    Das Misstrauen ist auf Qasama also nicht auf die Städte beschränkt. Irgendwie enttäuschte Joshua dies noch mehr als das Fehlen strohgedeckter Hütten.
    Cerenkov erzählte wieder einmal etwas über Handelsbeziehungen und kulturellen Austausch, und Joshua ließ den Blick schweifen. Weder gab es in Huriseem die hohen, mehr als sechsstöckigen
Gebäude wie in Sollas noch die farbenfroh abstrakten Wandgemälde, doch davon abgesehen hätte die Siedlung ein hierher versetztes Stück der größeren Stadt sein können. Selbst die Mauer hatte nichts Aufdringliches, und es dauerte eine Weile, bis er erkannte, dass die Innenseite des Bauwerkes einen wirkungsvollen Tarnanstrich aus Bildern von Gebäuden und Waldszenen aufwies. Und wieso ist dann die Außenseite schwarz gestrichen?, fragte er sich. Dann traf

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