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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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auftaucht.«
    Sie schaltete das Mikro ab, saß einen Augenblick da und starrte wütend auf die lärmende Marktplatzszene. »Was hat das Ihrer Ansicht nach zu bedeuten?«, unterbrach Nnamdi ihre Gedanken.
    »Vielleicht gar nichts. Hoffentlich. Aber ich denke, ich werde die Dateien von heute Morgen noch einmal durchlaufen lassen. Mal sehen, ob mir etwas an Moffs Verhalten auffällt. Behalten Sie die Dinge im Blick und sagen Sie mir Bescheid, sobald irgendetwas geschieht.« Sie nahm ihren Kahve, ging an ein nicht benutztes Display in der Ecke und holte sich die entsprechenden Aufzeichnungen auf den Monitor.
    »Sollten wir Almo und die Brücke alarmieren?«, fragte Nnamdi.
    »Die Brücke ja – aber machen Sie keine allzu große Sache daraus.« Sie zögerte. »Und Almo … nein, ihn wollen wir noch nicht damit behelligen. Es ist noch reichlich Zeit, mit ihm zu sprechen, wenn wir herausgefunden haben, was, wenn überhaupt etwas, dort gespielt wird.«
    »In Ordnung.«
    Telek widmete sich ihrem Display. Das Halbdunkel dort wurde von einem flackernden Licht unterbrochen, der qasamanischen Version eines Wecksignals. Das Bild schwankte erst zur einen, dann zur anderen Seite, als Joshua sich herumwälzte und dann aufsetzte. »Steh auf und strahle, Marck«, meinte er zu Rynstadt auf dem anderen Bett. »Wir haben einen ausgefüllten Tag vor uns.«
    »Und was ist daran so neu?«, antwortete dieser mit verschlafener Stimme.
    Telek tastete, ohne den Blick abzuwenden, nach der Kahvetasse, machte es sich gemütlich und sah zu.

20
    Der blaue Himmel über Tacta war vielleicht eine Spur rötlicher als der von Chata oder Fuson, überlegte Jonny träge, als er in seiner Betrachtung des Buschwaldes innehielt, der sich bis auf fünfzehn Meter an die Sicherheitszone um die Menssana drängte. Mehr Staub in den höheren Schichten der Atmosphäre, hatten die Experten entschieden, vermutlich dort hingespien von den Dutzenden aktiver Vulkane, die ihre Analyse vor der Landung lokalisiert hatte. Ein potenziell gefährlicher Ort, um hier zu leben, wenn sich diese Gefahr durch eine kluge Wahl des Wohnortes auch geringhalten ließ. Wetter und Klima allerdings unterlagen möglicherweise schnellen Wechseln, ganz gleich, wo man sich niederließ. Alles in allem, entschied er, ein klarer vierter Platz auf ihrer fünf Planeten umfassenden Erkundungstour.
    Oder anders ausgedrückt, Junca würde seinen definitiv letzten Platz behalten.
    Er richtete den Blick wieder auf das Gestrüpp und sah, dass dort, auf einem der dickeren Äste, ein großer Vogel hockte und ihn ansah.
    Als Erstes staunte er nur, weil weder seine optischen noch seine akustischen Verstärker sein Nahen bemerkt hatten, doch unmittelbar danach schloss sich die Erkenntnis an, dass der Vogel wahrscheinlich schon so lange still dort gesessen hatte, wie Jonny hier stand, wobei seine Tarnfarbe und seine Reglosigkeit ihn verborgen hatten.
    »Du hast Glück«, murmelte Jonny in seine Richtung. »Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, Exemplare der Fauna einzusammeln.«
    Das Geräusch von Schritten hinter ihm ließ ihn herumfahren. Es war Chrys, die einen leicht angesäuerten Eindruck machte. »Kommst du dir wieder wie ein Politiker vor?«, fragte sie ohne Vorrede.

    Jonny warf einen kurzen Blick an ihr vorbei auf das hektische Treiben in der Schutzzone zwischen ihnen und dem Schiff. »Was gibt’s?«, fragte er und richtete den Blick wieder auf sie.
    Sie machte eine angewiderte Handbewegung. »Dieselbe Auseinandersetzung wie bei unserem überhasteten Aufbruch von Junca. Die Wissenschaftler wollen die Zeit, die wir dort nicht genutzt haben, dazu verwenden, zurückzufliegen und sich nochmal auf Kubha oder Fuson umzusehen.«
    »Und Shepherd will die beiden Tage, die wir dort eingespart haben, einfach aus der Planung streichen und nach Hause fliegen, sobald wir hier fertig sind«, beendete Jonny den Satz mit einem verzweifelten Seufzer für sie. Er hatte die ganze Angelegenheit gründlich satt, zumal mit Shepherds erster Weigerung das Thema eigentlich längst abgeschlossen sein sollte. »Was soll ich also deiner Meinung nach tun?«
    »Du sollst überhaupt nichts tun«, fauchte sie zurück. »Aber Ray scheint zu glauben, du könntest vielleicht ein paar wohlgewählte Worte in die Debatte einwerfen.«
    Anders ausgedrückt, Banyon wollte, dass er mit einem Machtwort die Wissenschaftler in ihre Labore zurückscheuchte. Jonny hegte keinerlei Zweifel daran, auf welcher Seite die Cobras standen – da man ihnen

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