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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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aber leise. Und bringen Sie alle Cobras in Ihrer Nähe mit.«

    »Verstanden.«
    Jonny steckte das Fon zurück und wartete. Der Vogel wartete ebenfalls, schien jedoch ein wenig unruhig zu werden. Aber vielleicht bildete sich Jonny das nur ein.
    Ein paar Minuten später traf Hanford ein. Er kam mit einem seltsam aussehenden Watschelgang, einem gelungenen Kompromiss zwischen Eile und Unauffälligkeit. Bei ihm waren Banyon sowie ein Cobra namens Porris. »Was gibt’s?«, flüsterte der Zoologe deutlich hörbar, als er neben Jonny stehen blieb.
    Jonny deutete mit einem Nicken auf den Vogel. »Sagen Sie mir, was Sie davon halten.«
    »Meinen Sie die Büsche?«
    »Nein, den Vogel dort«, sagte Chrys und zeigte auf ihn.
    »Den …? Ah.« Hanford holte sein eigenes Fernglas hervor. »Ah ja, wir haben schon andere Exemplare dieser Spezies beobachtet. Allerdings immer aus der Entfernung – ich glaube, bis jetzt ist ihnen niemand so nahe gekommen.«
    »Sie sind ziemlich scheu, nicht wahr?«, drängte Jonny. »Das heißt, normalerweise.«
    »Hm«, brummte Hanford nachdenklich. »Ja. Er scheint in der Tat ungewöhnlich mutig zu sein, nicht?«
    »Vielleicht bleibt er sitzen, weil er Angst vor uns hat«, meinte Banyon.
    »Wenn er Angst hätte, müsste er davonfliegen«, meinte Hanford und schüttelte den Kopf.
    »Nicht unbedingt, Sir. Dafür sind wir zu nah.« Banyon verdeutlichte es ihm. »Sobald er das Gebüsch verlässt, hebt er sich als Silhouette gegen den Himmel ab – zudem würde er sich bewegen. Er befindet sich dort, wo er hockt, in einer miserablen Position, aber eine bessere Möglichkeit hat er nicht.«
    »Nur dass er ein Vogel ist und wir ganz offensichtlich nicht«, gab Hanford zurück. »Sobald er in der Luft ist, dürfte er von uns nichts mehr zu befürchten haben.«
    »Es sei denn«, schlug Jonny ruhig vor, »er weiß, was Waffen sind.«

    Eine Zeit lang sagte niemand etwas. »Nein«, meinte Hanford schließlich. »Nein, das kann ich nicht glauben. Betrachten Sie zunächst mal die Schädelgröße – dort ist einfach nicht genug Platz für ein großes Gehirn.«
    »Größe allein ist nicht entscheidend …«, setzte Porris an.
    »Aber die Anzahl der Zellen«, kam wie aus der Pistole geschossen Hanfords Antwort. »Und die Größe tactanischer Zellen sowie die biochemischen Voraussetzungen sind den unseren durchaus so ähnlich, um sie zu vergleichen. Nein, er ist keine intelligente Lebensform – er ist schlicht starr vor Angst und merkt nicht, dass er jederzeit fliehen kann, wann immer es ihm beliebt.«
    »Maikäfer flieg …«, summte Chrys.
    »Tja – na ja, jetzt hat er seine Chance jedenfalls verpasst«, meinte Hanford munter. »Porris, wissen Sie, wo die Wurfnetze verstaut sind?« Er drehte sich halb zur Menssana um …
    Und plötzlich schoss der Vogel von seinem Ansitz.
    Die Plötzlichkeit erschreckte Chrys – und Banyon neben ihr brachte seine Hände reflexartig in Feuerstellung. »Nicht doch!«, blaffte Jonny ihn an. »Lassen Sie ihn fliegen!«
    »Was?«, kreischte Hanford plötzlich. » Schießen Sie, Mann – holen Sie ihn runter!«
    Doch Banyon ließ seine Hände sinken.
    Der Vogel flog davon. Nicht senkrecht hoch in den Himmel, wie Jonny es für am wahrscheinlichsten gehalten hätte, sondern horizontal, zwischen den Büschen hindurch. Und im Zickzack … im Zickzack wie …
    Er verschwand hinter einer sachten Anhöhe; Jonny drehte sich um und bemerkte, wie Banyon ihn anstarrte. »Ausweichmanöver«, flüsterte dieser beinahe.
    »Wieso haben Sie ihn nicht abgeschossen?«, fauchte Hanford und packte Jonny am Arm, während er die andere Hand verzweifelt zur Faust ballte. »Ich habe euch Cobras den ausdrücklichen Befehl gegeb…«
    »Doktor«, warf Jonny ein, »der Vogel hat sich erst bewegt, als Sie vorschlugen, wir sollten ihn einfangen.«

    »Interessiert mich nicht. Sie hätt…« Hanford brach plötzlich ab, als es ihm zu dämmern begann. »Soll das heißen …? Nein, nein. Das glaube ich nicht. Wie hätte er wissen sollen, was wir gesagt haben? Das konnte er nicht.«
    »Natürlich nicht.« Banyons Stimme klang finster. »Aber er wusste, er müsste verschwinden, und als er es tat, hat er sich für eine lange Ausweichroute entschieden. So wie man dies unter feindlichem Beschuss tun würde.«
    »Und er hat abgewartet, bis Sie, Doktor, ihm den Rücken zugedreht hatten«, fügte Chrys mit einem Schaudern hinzu. »Der Sie den Befehl gegeben haben, ihn einzufangen, Jonny … das ist zu viel, um Zufall zu

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