Cobra
sein.«
»Vielleicht haben sie früher schon Leute gesehen, die Werkzeuge benutzen«, sagte Jonny langsam. »Vielleicht sind die Trofts hier gelandet, als sie die Gegend hier in Augenschein genommen haben. Auf diese Weise könnten sie Waffen kennengelernt haben.«
»Das Ganze könnte Teil eines gemeinsamen Bewusstseins sein«, schlug Porris plötzlich vor. »Auf diese Weise braucht nicht jedes einzelne Individuum intelligent zu sein.«
»Die Theorie eines gemeinsamen Massenbewusstseins ist seit zwanzig Jahren in Verruf«, wandte Hanford ein. Aber er klang nicht allzu überzeugt. »Und überhaupt, das erklärt nicht, woher er unsere Sprache gut genug kannte, um zu wissen, dass ich Sie das Wurfnetz holen geschickt habe.«
Jonny starrte noch immer auf die Stelle, von wo der Vogel verschwunden war. Er sah sich rasch um, doch nirgendwo stürzten sich gewaltige Schwärme angreifender Vögel aus dem Himmel auf sie herab, wie er halb erwartete. Nur gelegentlich und weit entfernt verschandelten winzige Punkte das ansonsten makellose, rötlich getönte Blau. Trotzdem … »Ich glaube, es wäre eine gute Idee, alles frühzeitig zusammenpacken zu lassen«, sagte er an die anderen gewandt. »Damit wir sofort aufbruchbereit sind, falls … es erforderlich wird.«
Hanford sah aus, als wollte er widersprechen, schien sich aber eines Besseren zu besinnen und wandte sich stattdessen an Banyon.
»Wäre es möglich, ein paar Cobras zu bekommen, die mich auf einem kurzen Jagdausflug begleiten? Ich will einen dieser Vögel – lebendig, wenn möglich, aber ganz so wählerisch bin ich nicht mehr.«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt«, meinte Banyon grimmig. »Ich halte es ebenfalls für eine ausgezeichnete Idee, mehr über sie in Erfahrung zu bringen.«
Captain Shepherd akzeptierte schließlich die Empfehlungen, die man ihm unterbreitete. Man traf die Vorbereitungen für den Schnellstart, verdoppelte die Cobra-Posten in der Schutzzone, und die Wissenschaftler schlugen ein fast verzweifelt hohes Arbeitstempo an. Zwei getrennten Jagdtrupps gelang es jedoch nicht, auch nur Sichtkontakt zu einem der geheimnisvollen Vögel herzustellen. Die Tatsachen, Spekulationen und Gerüchte schlugen weite Kreise … und volle zwölf Stunden vor der geplanten Zeit hob die Menssana ab. Ausnahmsweise beschwerte sich diesmal niemand.
21
Sie verbrachten eine Menge Zeit auf dem Markt in Huriseem – mehr Zeit, überlegte York, als sie auf ihrer gesamten qasamanischen Rundfahrt an irgendeinem anderen Ort verbracht hatten – und im Stillen atmete er erleichtert auf, als sich schließlich ein Ende abzeichnete. Besonders nervenaufreibend fand er es, sich so vielen Mojos praktisch Auge in Auge gegenüberzusehen, und Moffs Abwesenheit machte dies nicht besser. Er fragte sich, wie Bürgermeister Ingliss Letzteres erklären wollte, was er sofort würde tun müssen, wenn sie das Gedränge auf dem Markt verließen. War das Team erst mit seiner Eskorte allein, konnte er nicht mehr umhin, Moffs Abwesenheit zu »übersehen«, und dann musste Ingliss sich irgendeine Geschichte ausdenken.
York wollte sie überhaupt nicht hören. Es würde sich um einen Haufen Lügen handeln, schlimmer noch: um einen Haufen offenkundiger Lügen. Moffs Abgang war zu glatt gewesen, der Zeitpunkt zu gut gewählt, um zufällig zu sein. Ganz offensichtlich hatte das Team sein Fehlen nicht bemerken sollen. Yorks Gefühl nach war es für die Qasamaner nach eigener Einschätzung ebenso schlimm, zugeben zu müssen, dass Moff fort gewesen war, wie zu erklären, wohin er gegangen war und warum. Je mehr York von den Qasamanern mitbekam – je länger er Moffs ausweichenden Antworten auf die Fragen des Kontaktteams zuhörte, je mehr er erkannte, was sie waren, ihm dies aber verheimlicht wurde – desto mehr passte statt der Begriffe übervorsichtig und misstrauisch die Beschreibung paranoid auf sie. Ob sie aufgrund ihrer Geschichte Grund dazu hatten, spielte keine Rolle: Im Augenblick zählte, dass York bereits früher mit paranoiden Denkweisen in Berührung gekommen war und wusste, wie diese funktionierten. Die schlichte Tatsache von Moffs Verschwinden verschaffte ihm kein einziges Byte nützlicher Information, den
Qasamanern jedoch war das vielleicht nicht bewusst. Ebenso gut konnten sie annehmen, dass ihr Komplott – oder Plan, Intrige oder gottverdammte Überraschungsparty, nach allem, was er wusste – auf dem Spiel stand und sie vorzeitig würden Farbe bekennen müssen.
Das wollte
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