Cobra
daher war er fast oben, als sie um die Ecke bogen. Er erstarrte, hielt den Atem an … doch weder die Soldaten noch die Mojos sahen nach oben, und nach ein paar Sekunden setzte er seinen Aufstieg fort, darauf bedacht, auch das geringste Geräusch zu vermeiden.
Was ihm wahrscheinlich das Leben rettete. Als er die niedrige Brüstung erreichte, die um das Dach herumlief, schob er seinen Kopf darüber – und sah sich, kaum drei Meter entfernt, Auge in Auge einem knienden Qasamaner gegenüber, der seine Hände gerade in einem kleinen Stoffbeutel vor sich hatte.
Der Mann riss vor Überraschung Mund und Augen weit auf. Doch seine Hand tastete noch immer nach seiner Waffe, als Pyre den Arm über die Brüstung schwang. Der Laser flackerte kurz auf und traf den Mojo, der die Flügel spreizte, mitten in die Brust. Der Posten war noch immer damit beschäftigt, die Waffe aus dem Halfter zu ziehen, als das zweite Aufflackern ihn traf und er sachte zu Boden sackte, ohne seiner Überraschung Luft gemacht zu haben.
Eine Sekunde später war Pyre über die Brüstung. Er zitterte ob der knappen Entscheidung und der kalten Gewissheit, dass er längst noch nicht in Sicherheit war. Wenn die Posten unten etwas
gehört hatten – oder ein Beobachter auf dem Nachbardach Zeuge des Vorfalls geworden war …
Er aktivierte seine optischen Verstärker, hob vorsichtig den Kopf und kontrollierte die umstehenden Gebäude. Das Dach im Süden war unbesetzt. Auf dem im Norden stand eine weitere Gestalt mit einer Art Restlicht verstärkendem Fernglas vor den Augen und blickte hinaus zum Wald. Ein rascher Blick über die Brüstung zeigte, dass die Posten unten nichts bemerkt hatten. Pyre kroch zu dem toten Qasamaner hinüber, griff in dessen Beutel, fand ein ebensolches Fernglas und etwas, das wie ein Wasserbehälter aussah, sowie eine Art Gemüsekuchen.
Die Posten auf den Dächern hatten offenbar also, genau wie die auf dem Boden, erst jetzt ihre Plätze eingenommen, was erklärte, wieso er es ungehindert aus dem Wald heraus bis hierher geschafft hatte. Er war also drinnen, hinter ihren vordersten Linien, und vorläufig unentdeckt. Gut … und was nun?
Pyre ertappte sich dabei, wie er den toten Mojo anstarrte. Was immer er tat, er benötigte ein gewisses Maß an Tarnung … Vorsichtig, darauf bedacht, nicht zusammenzuzucken, rollte er den Toten herum und streifte ihm die Jacke ab. Darunter trug der Mann ein pulloverähnliches Kleidungsstück. Er schnitt ein Stück heraus, ribbelte es auf und benutzte den Faden dazu, die Krallen des Mojos auf dem Schulterstück der Jacke festzubinden. Dann strich er die Flügel zurecht und band sie mit einem weiteren Faden zusammen. Das Ganze würde einer halbwegs genauen Prüfung keinesfalls standhalten, aber mit etwas Glück war das auch nicht nötig. Indem er sich eng an das Dach schmiegte, kämpfte er sich in die Jacke hinein, die glücklicherweise eher zu groß als zu klein war. Als Nächstes kam das Halfter des Toten an die Reihe, schließlich fiel ihm auch noch das Fernglas auf, und er nahm es an sich. Dann drückte er sich im Geist die Daumen und machte sich auf den Weg zur der Stadt zugewandten Seite des Daches.
Erneut gelang ihm dies, ohne offenkundig Alarm auszulösen. Unterhalb von ihm befand sich eine der engeren, von Nordosten
nach Südwesten verlaufenden Straßen. Das Dach gegenüber sah verlassen aus. An den beiden nächsten Straßenkreuzungen konnte er Dreierposten erkennen, deren Aufmerksamkeit offenkundig auf den Boden und stadtauswärts gerichtet war. Er ließ den Blick ein letztes Mal über sämtliche Dächer in der unmittelbaren Umgebung schweifen, ging in die Hocke, hielt seinen Mojo fest und sprang.
Seine Beinservos waren der Aufgabe mehr als gewachsen. Eine Sekunde später schlug er auf dem gegenüberliegenden Dach auf und rollte über seine rechte Schulter ab, um das Geräusch des Aufpralls zu dämpfen. Er kam hoch auf ein Knie, setzte das Fernglas an, gab sich alle Mühe, wie ein qasamanischer Posten zu wirken, und wartete auf eine Reaktion.
Die blieb aus, und eine Minute später manövrierte er vorsichtig quer über das Dach und wiederholte die Prozedur. Noch ein Gebäude, und er hatte die Posten sowohl auf den Dächern als auch am Boden weit hinter sich. Zwei Häuser weiter begann er wieder zu atmen.
Und schließlich musste er eine Entscheidung fällen. Mit jedem Schritt in diese Richtung entfernte er sich ein kleines Stück von der Dewdrop , und da er die Schutzzone bereits hinter
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