Cobra
deshalb schnell handeln, alle im Wagen entweder töten oder
kampfunfähig machen und fliehen, bevor die Qasamaner sich genau überlegten, was sie mit ihm anstellen wollten.
Er hatte seine Rundumschallwaffe bereits auf die optimale Betäubungsfrequenz für Menschen eingestellt und stand im Begriff, sie auszulösen, als ihm plötzlich eine ernüchternde Erkenntnis kam.
Egal, wie er dies anstellte, wer immer den Bus anschließend untersuchte, würde sofort erkennen, dass der Angriff aus dem Wageninneren erfolgt war. Von innen … von einem Mann, den man bereits durchsucht und dem man alles, was möglicherweise eine Waffe sein konnte, abgenommen hatte.
Auf Justins Stirn brach kalter Schweiß aus. Welche Folgerungen würden die Qasamaner daraus ziehen? Würden sie daraus auf die Wahrheit schließen können? Oder ihr auch nur so nahe kommen, dass es keinen Unterschied mehr machte? Die Frage hatte für die unmittelbare Gegenwart natürlich nur wenig Bedeutung – die Dewdrop hatte hoffentlich längst abgehoben, wenn die hiesigen Experten die Trümmer unter die Lupe nahmen. Aber falls der Rat beschloss, den Söldnerjob für die Trofts zu übernehmen, konnte eine solche Warnung Qasama den hier eintreffenden Cobras gegenüber einen Vorteil verschaffen.
Doch was waren seine Alternativen? Sollte er den Bus nach der Flucht von außen zerschießen, in der Hoffnung, das überzeugend gestalten zu können? Oder sollte er abwarten, bis man ihn an einen Ort brachte, wo ein bewaffneter Eindringling zumindest vorstellbar war? Oder vielleicht sogar wahrscheinlich – irgendwo draußen trieb sich Pyre herum, und der hatte das andere Gefängnis eben eindeutig nicht zerstört. Vielleicht war er verspätet an der Kreuzung eingetroffen und verfolgte zurzeit noch Justins Bus.
Moff sagte etwas. Justin drehte sich um und sah ihn an, während der Alte übersetzte: »Wenigstens wird mir jetzt klar, warum Sie so verändert wirkten, als Sie aus Ihrem Schiff herauskamen.«
Einen Augenblick lang spielte Justin mit dem Gedanken, sich dumm zu stellen, entschied dann aber, dass es die Mühe nicht
lohnte. »Der Haken war das dreiminütige Zeitlimit«, sagte er ruhig. »Ein bisschen länger, und wir wären vielleicht darauf gekommen, was diese Zylinder wirklich sind.«
Moff nickte, als er die Übersetzung hörte. »Unsere Experten waren der Meinung, zweieinhalb Minuten seien sicherer, aber ich wollte sie nicht so nah an das Schiff heranbringen müssen, damit das Limit vertretbar erschien. Da wusste ich jedoch noch nicht, dass Ihre Leute Sie noch immer überwachten und unser Näherkommen nicht falsch auslegen würden.« Seine Augen bohrten sich in Justins. »Wir sind sehr gespannt auf das Gespräch mit Ihrem Double.«
»Darauf möchte ich wetten«, sagte Justin.
»Ich sollte Ihnen vielleicht noch etwas mitteilen: Einige Leute, die etwas zu sagen haben, halten Sie für eine unabwägbare Gefahr und wollen Sie unverzüglich ausgeschaltet wissen.«
Plötzlich erkannte Justin, dass die Hälfte der acht qasamanischen Posten ihre Pistolen gezogen hatte, wobei zwei von ihnen sogar so weit gingen, damit auf den Cobra zu zielen. »Und wie denken Sie darüber?«, fragte er Moff vorsichtig.
Dieser musterte ihn eine ganze Weile. Der Mojo auf seiner Schulter, der vielleicht die allgemeine Anspannung spürte, zuckte nervös mit den Flügeln. »Ich bin auch der Ansicht, dass Sie gefährlich sind«, teilte ihm Moff schließlich über den Alten mit. »Vielleicht ist es töricht, Sie am Leben zu lassen, in der Hoffnung, Ihre Geheimnisse zu erfahren. Aber solange wir nicht wissen, welche Absichten Sie uns gegenüber hegen, können wir auch nicht wissen, wie wir uns angemessen verteidigen sollen. Deshalb werden Sie an einen Ort gebracht, wo Sie ordnungsgemäß verhört werden können.«
»Um mich dann zu beseitigen?«
Moff antwortete nicht … doch die Unterhaltung hatte Justin die Entscheidung bereits abgenommen. Insgeheim ging Qasama offensichtlich schon von einem bevorstehenden Krieg aus, und ihnen etwas an die Hand zu geben, ohne wirklich dazu gezwungen zu sein, wäre Verrat an denen, die ihm folgen würden. Außerdem
war es vielleicht interessant zu erfahren, welche Art von Ort sie für sicher genug hielten, eine unbekannte Bedrohung im Zaum zu halten. Davon abgesehen …
Er machte sich erneut bei Moff bemerkbar. »Aus reiner Neugier: Wie sind Sie darauf gekommen, dass wir Sie ausspionieren?«
Moff schürzte nachdenklich die Lippen. Dann zuckte er kaum
Weitere Kostenlose Bücher