Cobra
merklich mit den Achseln und begann zu sprechen. »Ihr Double hat heute Morgen in der Siedlung Huriseem ein Schild korrekt gedeutet«, sagte der Übersetzer. »Das war der Beweis, dass Sie, unseren Bemühungen zum Trotz, noch immer eine optische Verbindung zu Ihrem Schiff unterhielten. Ein Gerät, von dem Sie uns nichts erzählt haben, und das eindeutig so konstruiert ist, dass man es nicht entdecken kann.«
Justin runzelte die Stirn. »Das war alles, was Sie hatten?«
»Es reichte, um ein Verhör zu rechtfertigen. Yorks gleichermaßen unentdeckbare Waffe – und sein Gebrauch derselben – bestätigte zudem unsere Vermutung.«
»Sie waren es, der auf die Idee mit der versteckten Kamera gekommen ist, nehme ich an?«
Moff nickte knapp, eine schlichte Geste, mit der er die Tatsache ohne das Drum und Dran von Stolz und falscher Bescheidenheit zugab. Justin erwiderte das Nicken und richtete sich darauf ein zu warten. Seine Bemühungen um eine Erklärung waren abgeschlossen. Er verspürte nicht den geringsten Wunsch, bei seinem Ausbruch mehr Menschen als absolut nötig zu töten, doch jemand mit Moffs Beobachtungsgabe als Zeugen zurückzulassen wäre eine schlechte Idee. Nein, er würde warten, bis sie ihr Ziel erreicht hatten und Pyre in Erscheinung trat. Die Qasamaner würden lange darüber rätseln, wie ihnen die Flucht gelungen war, dafür würden die beiden Cobras sorgen.
Also machte er es sich auf seinem Sitz bequem und versuchte, sich den Weg des Busses durch die Nebenstraßen von Purma einzuprägen. Und dachte an die Geschichten, die ihm sein Vater von seinem Krieg erzählt hatte.
Der Streifen offenen Geländes, der sich weiter nördlich erstreckte und dort in den Flugplatz überging, war hier am südwestlichen Rand von Sollas kaum sechzig Meter breit. Für Pyre jedoch, der darüber hinweg auf das abgedunkelte Gebäude, sein Ziel, zurannte, war das nur ein schwacher Trost. Offenbar brannten in keinem der Gebäude am Stadtrand viele Lichter – ein weiteres Zugeständnis an die umherstreunenden Bololins vielleicht? -, trotzdem kam er sich so vor, als beobachteten ihn auf der ganzen Strecke tausend Augenpaare. Zweitausend Augen, eintausend Gewehre …
Doch er erreichte das Gebäude ohne Zwischenfall, und eine Minute lang blieb er an einer vergleichsweise gut gedeckten Stelle stehen und überlegte sich seinen nächsten Zug. Der vierstöckige Bau neben ihm war aus Ziegeln errichtet, und in den Wochen vor der Mission hatten die ersten Cobras ihm beigebracht, wie man kletterte. War er erst mal oben, konnte er theoretisch von Dach zu Dach springen, bis er das offenere Gelände in der Nähe des Flugfeldes erreicht hatte.
Pyre blickte an der ebenen Flanke des Gebäudes nach oben und verzog das Gesicht. Theoretisch. Die meisten Straßen, die seinen Weg kreuzten, gehörten zur Sorte der breiteren Bololinbahnen, und obschon ein Sprung über eine von ihnen hinweg durchaus im Bereich seiner Servokräfte lag, war er sich alles andere als sicher, ob er dies ein Dutzend Mal oder öfter wiederholen wollte.
Um die Ecke des Gebäudes drang ein schwaches Scharren an seine Ohren. Die akustischen Verstärker auf volle Kraft gestellt, konnte er das Geräusch als Schritte mehrerer Personen identifizieren.
Pyre schlich zur Ecke und riskierte einen vorsichtigen Blick die Straße hinunter. Kaum zweihundert Meter entfernt, an der nächsten Straßenkreuzung, stand in einem lockeren Kreis eine Gruppe von sechs Qasamanern, die sich leise unterhielten. Während er sie beobachtete, lösten sich drei von ihnen und kamen entschlossen die Straße entlang – genau auf ihn zu.
Pyre zog sich vorsichtig zurück. Den Stadtrand mit einem Postennetz abzuriegeln war eine Vorsichtsmaßnahme, die er den Qasamanern nicht zugetraut hätte – wenn man davon ausging, dass sie glaubten, alle hinter Schloss und Riegel zu haben.
Es sei denn …
Natürlich. Sie hatten die Männer gefunden, die er im Wald getötet hatte.
Er fluchte still in sich hinein. Über all dem, was passiert war, hatte er diesen schreienden Beweis seiner Existenz vollkommen vergessen. Und angesichts der alarmierten Patrouillen, die untereinander in Sichtkontakt standen, blieb ihm jetzt keine Wahl mehr. Er krallte seine Finger in die Ziegel direkt neben seinem Gesicht und fing an zu klettern.
Er hatte einen langen Weg vor sich, außerdem war Pyre in diesen Dingen ungeübt, aber offenbar hatte die qasamanische Patrouille es nicht besonders eilig, ihre Posten einzunehmen,
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