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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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sich gelassen hatte, war es Zeit, nach Norden abzubiegen. Doch der gerade Weg nach Norden brachte ihn in die Nähe des Stadtzentrums. Zwar waren die Straßen unter ihm menschenleer, aber trotz aller Hoffnung würde es wohl kaum lange so einfach bleiben. In der Stadtmitte befand sich das Büro des Bürgermeisters und vermutlich auch die übrigen Behörden, und er wäre sehr überrascht, wenn es dort nicht von Menschen wimmelte. Also musste er sich einen Weg drum herum bahnen und sich zwischen dieser belebten Gegend und der Postenkette hindurchschlängeln.
    Oder einfach mitten hindurchgehen.
    Pyre hielt am Dachrand inne und ließ sich den plötzlichen Einfall durch den Kopf gehen, als wollte er ihn auf seinen Geschmack hin prüfen. Ein Schlag gegen das politische Zentrum
Qasamas wäre eine starke Geste, ein Hinweis auf den Mut und die Macht der Cobras, der den Führern hier unmöglich verborgen bleiben konnte. In taktischer Hinsicht würde er außerdem die Aufmerksamkeit der Qasamaner spalten und Feuerkraft von der Dewdrop abziehen, vielleicht auch von Cerenkov und den anderen Gefangenen.
    Und wo er gerade an sie dachte – wenn es ihm gelang, den Bürgermeister gefangenzunehmen oder irgendein entscheidendes Nervenzentrum zu besetzen, konnte er vielleicht sogar ihre Freiheit herausschinden, ohne die Risiken einzugehen, die ein Vorgehen mit brutaler Gewalt zur Folge hätte.
    Alles in allem, entschied er, war es einen Versuch wert.
    Er suchte ein letztes Mal die Straße ab, ließ sich über die Brüstung zu Boden fallen und stieß sich dabei auf halbem Weg von einem günstig gelegenen Fenstervorsprung ab, um dem Aufprall bei der Landung ein wenig von seiner Wucht zu nehmen. Dann checkte er die Querstraße und machte sich in einem täuschend locker aussehenden Trab in nordöstlicher Richtung auf den Weg ins Stadtzentrum, optische und akustische Verstärker wegen der Qasamaner, auf die er zwangsläufig stoßen würde, in Alarmbereitschaft.
     
    Das statische Knacken des qasamanischen Funkstörmanövers beherrschte den Salon der Dewdrop , und seine Monotonie entsprach perfekt dem unveränderten Stillleben auf den Außenmonitoren des Schiffes. Nach den Hinweisen zu urteilen, die sie lieferten, hätte die gesamte Bevölkerung, gleich nach Justins Abtransport vor fast einer Stunde, vom Planeten heruntergefallen sein können. Telek sah auf ihre Uhr und schüttelte dabei den unangetasteten Kahve in ihrem Becher. Drei Minuten waren verstrichen, und nichts deutete darauf hin, dass die Qasamaner die Absicht hatten, ihnen zu antworten. »Versuchen Sie es nochmal«, meinte sie zu Nnamdi.
    Er nickte und hob das Mikro an die Lippen. »Hier spricht Dr. Nnamdi an Bord des aventinischen Raumschiffes Dewdrop «, sagte
er. »Wir bitten dringend um eine Verbindung zu Bürgermeister Kimmeron oder anderen qasamanischen Führern. Bitte antworten Sie.«
    Er ließ das Mikro in seinen Schoß sinken, und Telek spitzte die Ohren und lauschte. Der stärkste Bündelsender der Dewdrop jagte die Übersetzung von Nnamdis Worten direkt auf den nahen Tower. Gestört oder nicht gestört, irgendwas von diesem Signal musste einfach durchkommen. Vorausgesetzt, die Qasamaner hörten überhaupt hin.
    Wenn nicht, war es reine Zeitverschwendung. Wenn doch, dann hatte Winward vielleicht noch eine Chance – auch wenn sie nicht die Absicht hatten, etwas zu entgegnen.
    Vielleicht.
    »Stufe zwei«, sagte Telek zu Nnamdi. »Legen Sie ein wenig Gefühl hinein.«
    In seiner Wange zuckte es, trotzdem nahm er das Mikro auf. »Hier spricht Dr. Hersh Nnamdi an Bord der Dewdrop . Ich würde gern einen unbewaffneten Repräsentanten rausschicken, um mit Ihnen über die Freilassung unserer Mannschaftsmitglieder zu verhandeln. Garantieren sie ihm freies Geleit zu einer Person mit Machtbefugnis?«
    Statisches Knacken. Neben Nnamdi rutschte Christopher unruhig hin und her und sah Telek an. »Sie sind sich darüber im Klaren, wenn Justin und Almo unten im Süden zum entscheidenden Schlag ausgeholt haben, weiß Kimmeron, dass wir Superkrieger an Bord haben, und er wird Michael nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen empfangen wollen.«
    Telek nickte wortlos. Winward wusste das natürlich auch. Sie warf einen verstohlenen Blick auf den Cobra, der in ein leises Gespräch mit Link vertieft vor einem der anderen Displays saß. Sie diskutierten über Taktiken und Strategien – doch was ihnen das nützen sollte, konnte sie sich nicht vorstellen. Schüsse oder Granaten, die aus einiger

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