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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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dem Zoologen das Leben rettete, war sein eigener reflexartiger Schuss mit dem Wurfnetzgewehr. Der Kriszahn rammte ihn, warf Hanford zu Boden, da seine Krallen und Zähne aber vorübergehend durch das Netz blockiert waren, konnte er wenig mehr tun, als sein Opfer umzustoßen. Banyon trat um sich, um seine Beine aus dem Unterholz zu befreien … doch bevor er seinen Antipanzerlaser noch ausrichten konnte, erhellten zwei gleißende Lichtspeere den Wald, und der Kriszahn sackte zu einem verkohlten Haufen zusammen.
    Banyon kam wieder auf die Beine und sah sich rasch um. Um den Mojo kümmerte sich noch immer niemand …
    Aber nicht mehr lange. Der Vogel hatte sich in den gekreuzten Oberarmen eines der anderen Zoologen festgekrallt und schlug mit den Flügeln auf den Kopf des Mannes ein, während er versuchte, mit dem Schnabel zu dessen Gesicht durchzudringen.

    Banyon war in einer einzigen Sekunde auf ihm, packte seinen Hals mit beiden Händen und drückte zu. Der Mojo löste den Griff und flatterte wild herum, derweil er Anstalten machte, sich gegen den Angreifer zu wehren. Doch hinter Banyons Griff standen Servokräfte … und innerhalb von Sekunden hielt er den schlaffen Vogel in den Händen. »Alles in Ordnung?«, fragte er den Zoologen und zuckte zusammen, als er das Blut sah, das durch die Ärmel des Mannes sickerte.
    »Arme und Kopf tun höllisch weh«, ächzte dieser und nahm zögernd seine Deckung herunter. »Ansonsten geht so, glaube ich.«
    Wenigstens hatte sein Gesicht nichts abbekommen. »Wir werden Sie sofort zum Air-Mobil zurückschaffen«, erklärte Banyon ihm, dann wandte er sich wieder Hanford zu. Die anderen Cobras hatten inzwischen den Kriszahnkadaver von ihm heruntergezogen, und Dale kniete neben ihm. »Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Banyon.
    »Möglicherweise ein, zwei gebrochene Rippen«, sagte Dale und kam wieder hoch. »Wäre keine gute Idee, ihn weit zu tragen. Ich gehe und hole das Air-Mobil hierher.«
    Banyon nickte und kniete neben Hanford, als Dale sich in schnellem Trab auf den Weg machte. »Wie fühlen Sie sich?«, wollte er wissen.
    »Entlastet – in wissenschaftlicher Hinsicht«, murmelte Hanford und brachte ein schwaches Lächeln zuwege. »Jetzt haben wir den Beweis, dass Mojos in freier Wildbahn dasselbe Verhalten zeigen wie bei den Qasamanern. Sie helfen den Kriszähnen beim Kampf.«
    »Und offenbar helfen sie ihnen auch bei der Entscheidung, wann ein Kampf das sinnvollste Verhalten ist.« Banyon nickte.
    »Anstatt zum Beispiel einfach abzuhauen?«
    Banyon hob den Kopf und sah den wütenden Blick des unverletzten Zoologen aus dem Team. »Ich hatte nicht die Absicht, Sie im Stich zu lassen«, verteidigte er sich leise.
    »Selbstverständlich nicht«, schnaubte der Zoologe. »Sie wollten nur ein Plätzchen finden, von wo aus Sie in Ruhe zielen
konnten, ja? Während diese Bestie über den Rest von uns herfällt. Toll – wirklich toll.« Er drehte ihm den Rücken zu.
    Banyon seufzte und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie würden es nie begreifen – weder die Leute, die Cobras als Leibwächter einsetzen wollten, noch die beschützten Leute selbst. Wenn es eng wurde, waren die programmierten Reflexe eines Cobras darauf abgestimmt, ihn zu verteidigen, und zwar ihn allein. Heroische Selbstaufopferung war im Programm des Nanocomputers nicht vorgesehen … und Zivilisten würden das niemals in den Kopf bekommen, ganz gleich, wie oft man es ihnen erklärte.
    In seinem Ohrhörer war ein leises Klicken zu hören: ein weitergeleitetes Funksignal des Trennfrequenzgeräts in ihrem Air-Mobil. »Banyon? Hier ist Telek, bitte melden.«
    »Ja, Gouverneurin. Was gibt’s?«
    »Schon irgendwelche Ergebnisse bei Ihrer Jagd?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, ja. Wir können sie Ihnen rüberschicken, sobald wir die Aufzeichnungsgeräte an den Sender angeschlossen haben.«
    »Sparen Sie sich das«, sagte Telek, und Banyon hörte den angespannten Unterton heraus. »Kommen Sie einfach nur mitsamt den Daten zurück zur Menssana – kennen Sie unseren derzeitigen Aufenthaltsort?«
    »Wenn Sie sich seit gestern Abend nicht mehr bewegt haben, ja. Was ist schiefgelaufen?«
    »Eigentlich nichts«, seufzte sie. »Jedenfalls nichts Unerwartetes. Aber ich will schnell starten können, wenn es sein muss.«
    Banyon verzog das Gesicht, als ihm flau im Magen wurde. »Hat der qasamanische Konvoi Vortrupp eins erreicht?«
    »Vor zehn Minuten. Und der Trupp liegt unter Beschuss.«

35
    Im Wald herrschte Chaos.

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