Cobra
immer nicht sagen, was diese Entwicklungen wirklich bedeuten – oder ob sie überhaupt real sind.«
Na, dachte Corwin, das steht schon mal auf jeden Fall fest. Er blickte über den Tisch zu Telek und sah, wie sie das Gesicht kurz säuerlich verzog. Als ehemalige Akademikerin, wie Corwin wusste, brachte sie für blumiges Geschwafel noch weniger Geduld auf als er selbst. »Ich schlage vor, Sie werden etwas deutlicher und überlassen die Entscheidung uns«, bat sie ihn.
Damit handelte sie sich ein Stirnrunzeln von Chandler ein, doch Barynson schien nicht gekränkt zu sein. »Natürlich, Gouverneurin a. D.«, erwiderte er. »Erstens, da Sie vielleicht nicht alle mit dem Hintergrund hier vertraut sind …«, er warf einen kurzen Blick auf Priesly, »… möchte ich mit Ihnen kurz die Grundlagen durchgehen.
Wie die meisten von Ihnen wissen, hat der Senat im Jahr 2454 eine Reihe von sechzig Spionagesatelliten in eine Umlaufbahn von Qasama bringen lassen, mit der Absicht, die dortige technologische und gesellschaftliche Entwicklung nach der Einführung der aventinischen Stachelleoparden in das ökologische System aufzuzeichnen. In den zwanzig Jahren seitdem war dem Programm nur begrenzter Erfolg beschieden. Wir haben registriert, dass sich das Siedlungssystem über den sogenannten Fruchtbarkeitsbogen hinaus ausgebreitet hat, was darauf hindeutet, dass entweder der kulturelle Verfolgungswahn der Qasamaner ein wenig nachgelassen hat, oder dass sie die Abhörsicherheit ihrer Fernkommunikation aufgegeben haben. Wir haben vereinzelte Hinweise
für eine Verbesserung ihrer Luft- und Bodenfahrzeuge gefunden, sowie für geringfügige Veränderungen, über die Sie im Laufe der Jahre ausführliche Berichte erhalten haben. Bislang hat uns nichts einen Grund zu der Annahme geliefert, dass die Qasamaner gegenüber den Cobra-Welten eine Bedrohung darstellen könnten.«
Er räusperte sich und tippte auf eine Taste am Lesegerät. Unter der Überschrift Satellitenausfallzeiten erschien eine Liste von vielleicht fünfzig Daten und Zeiten auf Corwins Lesegerät – die früheste Aufrechnung lag etwa dreißig Monate zurück, wie er bemerkte, die jüngste war nur drei Wochen alt. Ein flüchtiges Überfliegen der Zahlen ergab, dass der jeweils betroffene Satellit für jede angegebene Ausfallzeit zwischen drei und zwölf Stunden seiner Aufzeichnungen verloren hatte. »Wie Sie sehen«, fuhr Barynson fort, »haben wir während der letzten dreißig Monate Datenmaterial in der Größenordnung von etwa vierhundert Stunden verloren. Diese Daten betreffen verschiedene Teile von Qasama. Bis vor kurzem haben wir uns noch nicht viel dabei gedacht …«
»Wieso eigentlich nicht?«, warf Urbanic Bailar aus der gerade erst kolonialisierten Welt Esquiline ein. »Ich war immer der Überzeugung, es sei die Hauptaufgabe Ihres Monitor Centers, den Planeten unter ständiger Bewachung zu halten. Mir war nicht bewusst, dass man angesichts von Zwölfstundenlücken von ständig reden kann.«
»Ich verstehe Ihre Besorgnis«, beschwichtigte Barynson, »aber ich versichere Ihnen, Esquiline war niemals in Gefahr – und ist es noch immer nicht. Selbst wenn die Qasamaner die Position Ihrer Welt kennen sollten – was nicht der Fall ist -, haben sie schlicht keine Möglichkeit, eine Angriffsflotte zu bauen, ohne dass wir davon erführen. Bitte vergessen Sie nicht, dass sie kurz nach Erreichen von Qasama ihr gesamtes interstellares Potenzial verloren haben – sie müssten buchstäblich bei null anfangen.« Irgendein Ausdruck zeigte sich kurz in seinen Augen, zu schnell, als dass Corwin es erkennen konnte. »Nein, niemandem von uns
droht von den Qasamanern unmittelbare Gefahr – so weit sind wir uns absolut sicher.«
»Also, ich jedenfalls verstehe nicht, was die ganze Aufregung soll«, schnaubte Atterberry. »Von selbstreparierenden Maschinen erwartet man doch geradezu, dass sie gelegentlich ausfallen, oder täusche ich mich da?«
»Ja, aber nicht so oft«, warf Gouverneur a. D. David Nguyen ein.
»Sie haben tatsächlich beide Recht«, nickte Barynson und befeuchtete sich kurz die Lippen. »Das war auch der Grund, weshalb wir den Lücken keine wirkliche Bedeutung beigemessen haben. Vor einer Woche jedoch hat einer unserer Leute, mehr aus einer Ahnung heraus, versucht, ihre Positionen und ihr Vektorverhältnis zu berechnen. Wie sich herausstellte – nun, hier können Sie es selbst sehen«, sagte er und drückte auf weitere Knöpfe.
Eine Karte des
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