Cobra
Fruchtbarkeitsbogens von Qasama, Heimat praktisch der gesamten Bevölkerung jener Welt, erschien auf Corwins Lesegerät. Man hatte eine Reihe von bunten Ovalen und Pfeilen über die Landschaft projiziert.
»Interessant«, murrte Telek. »Wie viele dieser Lücken finden sich in diesem Teil des Westarms?«
»Siebenunddreißig von insgesamt zweiundfünfzig«, erklärte Barynson. »Von den anderen befinden sich alle bis auf zwei …«
»… in einem Teil des Gebietes gleich östlich dieses Abschnitts hier«, unterbrach Priesly ihn.
Corwin spürte, wie es ihm kalt den Rücken runterlief. »Haben Sie noch besser aufgelöste Karten von der Gegend?«, fragte er.
Ein leicht körniges Bild trat an die Stelle der Karte. »Dies ist ein Foto, das vor drei Jahren aufgenommen wurde, bevor es zu dieser Häufung von Fehlfunktionen kam«, sagte Barynson. »Für jene von Ihnen, die mit Qasama etwas vertraut sind, die Stadt links der Bildmitte ist Azras, die andere nordöstlich davon, oben etwa in der Mitte des Bildrandes, ist Purma.«
Corwin warf, ohne zu wollen, einen Blick auf Telek und stellte fest, dass sie ihn ebenfalls ansah. Purma – die Stadt, wo die
Qasamaner alles daran gesetzt hatten, drei Mitglieder von Teleks ursprünglicher Spionagemission umzubringen … einer von ihnen war Justin gewesen.
»Und hier …«, das Bild wechselte, »… ist dasselbe Gebiet in der letzten Satellitenaufnahme von vor zwei Wochen.«
Azras und Purma waren im Wesentlichen unverändert. Doch in der Mittel des Bildschirms … »Was ist dieses Ding da in der Mitte?«, fragte Gavin.
»Es scheint sich um ein großes Lager, Feldlager oder Ähnliches zu handeln.« Barynson atmete tief durch. »Und allen Anzeichen nach ist es nicht nur vom üblichen qasamanischen Verteidigungswall umgeben, sondern auch vollkommen überdacht.«
Also vor Überwachung aus der Luft geschützt … »Und diese Gebiete rechts und links davon?«, fragte Corwin.
»Die könnten zufällig von der Überwachung ausgespart worden sein«, antwortete Barynson vorsichtig. »Aber wenn nicht … wir halten es für wesentlich, dass hier östlich – in Rotationsrichtung des Planeten – der beste Punkt wäre, wenn es um Tests mit Raketen von großer Reichweite ginge.«
Eine ganze Weile herrschte Schweigen. »Wollen Sie uns etwa erzählen«, sagte Bailar schließlich, »dass dieses überdachte Lager eine qasamanische Raketenbasis ist?«
Barynson nickte entschieden. »Mit recht groß anzusehender Wahrscheinlichkeit versuchen die Qasamaner, wieder in die Raumfahrt einzusteigen. Und das möglicherweise sogar mit Erfolg.«
43
Eine volle Minute lang war es still im Raum. Dann regte sich Atterberry. »Na schön«, sagte er, an niemand Bestimmten gerichtet, »das wär’s dann also damit.«
»Das wäre es dann also mit was ?«, knurrte Telek ihn an.
»Mit diesem Versuch, die Qasamaner in Schach zu halten«, wurde Atterberry deutlicher. »Mit dem Versuch, ihr gesellschaftliches Gefüge zu zerstören, indem man den Menschen die Mojos abluchst und sie auf Stachelleoparden überträgt – mit anderen Worten, mit dem gesamten Plan der Moreaus.«
»Wer sagt denn, dass dieser Versuch gescheitert ist«, warf Corwin ein, der sich nicht die Mühe machte, die Gereiztheit in seiner Stimme zu verbergen. Er und seine Familie hatten wegen dieses Plans Blut geschwitzt … und den Cobra-Welten dabei einen langen, kostspieligen und möglicherweise verlorengegangenen Krieg erspart. »Wir haben es mit nichts weiter als einer Schlussfolgerung aus einer möglicherweise zutreffenden Annahme zu tun, die auf fragwürdigem Datenmaterial beruht. Dank dieses unterirdischen Kommunikationssystems, das sie dort haben, können wir unmöglich feststellen, was sich dort unten wirklich tut.«
»Also gut«, schnaubte Atterberry. »Dann lassen Sie doch mal hören, was dieses Lager Ihrer Ansicht nach ist.«
»Dafür könnte es Hunderte von Erklärungen geben«, feuerte Corwin zurück. »Neunzig Prozent davon haben nichts mit einer Expansion ins All zu tun.«
»Wie zum Beispiel ein neues Testgelände für die Luft-Luft-Raketen, die sie bereits haben«, sagte Telek. »Oder für weiterreichende Raketen, die sie gegeneinander einsetzen können.«
Chandler räusperte sich. »Ich denke, Sie haben beide nicht richtig begriffen, worum es geht«, sagte er. »Was immer sie dort unten machen, folgende Tatsache bleibt bestehen: Sollten Dr. Barynson und seine Kollegen mit ihren Vermutungen betreffs der
Satellitenstörungen
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