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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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ein Stück entfernt auf drei Seiten umgab, schien klar und hell aus einem Himmel, der als Kontrast zu seinem strahlenden Blau nur ein paar hohe Zirruswolken aufzuweisen hatte. Wenn überhaupt ein Wind ging, so wehte er in kurzen, milden Böen, und die Luft war zwar kalt, aber eher erfrischend als unangenehm. Es war genau die Art von Tag, die Jin immer schon geliebt hatte.
    Dabei fühlte sie sich absolut grauenhaft. Sie kniff die Augen wegen des Sonnenlichts leicht zusammen, ballte die Fäuste an der Seite … versuchte sich ebenso groß zu machen wie die drei jungen Männer zu ihrer Rechten, und kämpfte hart dagegen an, sich nicht zu übergeben.
    »Also schön, Rekruten, jetzt biegt eure Ohren mal nach vorn«, blaffte der Mann, der ihnen gegenüberstand, und Jin konzentrierte sich noch stärker auf ihren rebellierenden Verdauungstrakt. Die Stimme von Ausbilder Mistra Layn, ungewöhnlich reich an tiefen Tönen, war dabei alles andere als hilfreich. Das also ist mein berühmter Eisenmagen, dachte sie gequält und erinnerte sich daran, dass alle sie vor den üblichen physiologischen Reaktionen des Körpers auf die Cobra-Behandlung gewarnt hatten. Offensichtlich hatte sie die Warnungen zu schnell in den Wind geschlagen, und jetzt konnte sie nur noch darauf hoffen, dass das Ganze so schnell vorüberging, wie alle dies behauptet hatten.

    »Wie Sie bereits wissen«, fuhr Layn fort, »hat man uns für einen Sondereinsatz auf Qasama ausgewählt. Ich werde Sie also nicht noch einmal mit dieser Geschichte langweilen. Vielleicht wundern Sie sich stattdessen, wieso wir uns hier draußen mitten in der Pampa aufhalten und nicht in einem der Hauptausbildungszentren der Akademie. Nun?«
    Es dauerte eine Sekunde, bis Jin begriffen hatte, dass er ihnen eine Frage gestellt hatte. Ein paar Sekunden länger dauerte es, bis ihr klarwurde, dass keiner ihrer Mitauszubildenden antworten würde. »Sir?«, sagte sie zögernd.
    In Layns Gesicht zuckte es, aber seine Stimme klang durchaus neutral. »Auszubildende Moreau?«
    »Sir, sind wir vielleicht hier, weil die Mission Bewegungen in bewaldetem Gebiet auf Qasama einschließt?«
    Layn zog eine Braue hoch und sah sich ohne jede Hast hinter sich um. »Ja, tatsächlich – hier gibt es doch wirklich Wald. Es gibt allerdings auch Wald im Ausbildungszentrum im Pindaric-Distrikt, wenn ich mich recht erinnere. Warum sind wir dann hier und nicht dort?«
    Jin biss die Zähne zusammen. »Das weiß ich nicht, Sir.«
    Der junge Mann rechts von Jin rührte sich. »Sir?«
    »Auszubildender Sun?«
    »Sir, im Ausbildungszentrum Pindaric beschäftigt man sich hauptsächlich mit der Stachelleopardenjagd«, antwortete Mander Sun. »Bei unserer Mission geht es weniger ums Jagen als vielmehr darum, Ausweichmanöver durchzuführen und schlicht zu überleben.«
    »Die Cobras in Pindaric brauchen also nicht zu wissen, wie man überlebt?«, konterte Layn.
    Da sie den Blick auf Layn gerichtet hielt, konnte sie nicht sehen, ob Sun rot wurde. Dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen, war es aber wohl so. »Die Trainingsmethoden für Angriff unterscheiden sich stark von denen für Verteidigung, Sir«, sagte er. »Mehr noch, sie wären für die anderen Auszubildenden dort offenkundig anders. Soweit ich weiß, handelt es sich um eine geheime Mission.«

    Eine ganze Weile sah Layn Sun einfach nur an. »Mehr oder weniger korrekt, Auszubildender Sun. Die Sache mit der Geheimhaltung jedenfalls. Aber wer sagt, dass sich Angriffs- und Verteidigungstraining unterscheiden?«
    »Mein Großvater, Sir. Er war über zwanzig Jahre lang Koordinator der Akademie.«
    »Gibt Ihnen das vielleicht das Recht, Ihrem Ausbilder zu widersprechen?«, sagte Layn kühl.
    Diesmal gab es keinen Zweifel, dass Sun rot wurde. »Nein, Sir«, sagte er steif.
    »Freut mich zu hören.« Layn ließ seinen Blick von einem zum anderen schweifen. »Denn ich habe nicht die Absicht, nach Qasama zu gehen, ohne dabei von den absolut besten Leuten unterstützt zu werden. Wenn ich der Ansicht bin, dass einer von Ihnen den Ansprüchen nicht gerecht wird, kann und werde ich Sie rausschmeißen – und es ist mir ziemlich egal, ob dies am ersten Tag der Ausbildung geschieht, oder während man Sie gerade in den OP schiebt, um Ihnen Ihren Nanocomputer einzupflanzen. Hat das jeder von Ihnen begriffen?«
    Jin schluckte. Plötzlich war sie sich des Halscomputers bewusst, der sich unter ihrem Kinn an den Hals schmiegte. Wenn sie bei ihrer Ausbildung versagte – als untauglich

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