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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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wieder hielt er sie zurück. »Sie brauchen nicht davonzulaufen«, sagte er mit leicht zitternder Stimme. »Niemand sonst weiß von Ihnen. Ich bin Ihnen allein gefolgt.«
    Sie starrte ihn an. Die Wahrheit? Oder eine Art Test?
    Oder irgendein Trick, damit sie an Ort und Stelle blieb, während sie sie einkreisten?
    Spielt eigentlich keine Rolle, erkannte sie matt. Solange Daulo lebte, lief ihre Uhr bereits ab. »Na ja …«, sagte sie endlich. »Holen wir also die Schmerztabletten. Kommen Sie.«
    Sie hatte erwartet, ihn für den größten Teil des Rückwegs stützen zu müssen, und war überrascht, als er den gesamten Weg aus eigener Kraft schaffte. Entweder war er körperlich nicht so mitgenommen, wie sie befürchtet hatte, oder aber diese dumme männliche Arroganz, von der sie auf Qasama bereits mehr als genug gesehen hatte, besaß auch ihre nützliche Seite. Sie schafften es in wenig mehr als fünfzehn Minuten zurück zur Straße … und tatsächlich, es wartete keine Armee auf sie.
    »Also«, meinte Daulo übertrieben gleichgültig, nachdem sie seine Risswunden mit einem desinfizierenden/anästhetisierenden Spray behandelt und das Taschentuch gegen einen Schnellheilverband ausgetauscht hatte. »Die nächste Frage lautet vermutlich: Wie geht es jetzt weiter?«
    »Stellt sich diese Frage wirklich?«, brummte Jin. »Ich nehme an, Sie gehen zurück nach Milika, um Alarm zu schlagen, und ich werde versuchen, möglichst weit fortzukommen.«
    Er sah sie schweigend an … und, seltsam genug, hinter der Anspannung in seinem Gesicht sah sie, wie verschiedene Gefühle miteinander rangen. »Wie ich sehe, wissen Sie nicht viel über Qasama, Höllenkriegerin«, befand er nach einer Weile.
    Es dauerte eine Sekunde, bis ihr klar war, dass er eine Antwort erwartete. »Nein, eigentlich nicht«, gestand sie. »Nicht viel mehr, als ich in den vergangenen Tagen von Ihnen gelernt habe. Das ist
einer der Gründe, weshalb wir gekommen sind: um mehr in Erfahrung zu bringen.«
    Er leckte sich über die Lippen. »Wir legen hier großen Wert auf Ehre, Höllenkriegerin. Auf Ehre und auf das Begleichen von Schulden.«
    Und sie hatte ihm gerade das Leben gerettet … langsam dämmerte Jin, dass es vielleicht doch noch nicht aus war. »Ich verstehe Ihr Dilemma«, meinte sie und nickte. »Macht es Ihnen die Sache leichter, wenn ich Ihnen erkläre, dass ich nicht hier bin, um Krieg gegen Qasama zu führen?«
    »Vielleicht – wenn ich Ihnen glauben könnte.« Er holte tief Luft. »Ist Ihr Raumschiff wirklich zerstört?«
    Jin schauderte beim Gedanken daran. »Vollständig.«
    »Warum sollten Sie dann dorthin zurück?«
    Jetzt gab es keinen Ausweg mehr. Sie würde zugeben müssen, öffentlich, was für ein sentimentaler Dummkopf sie gewesen war. »Ich musste das Wrack in aller Eile verlassen«, erklärte sie. Die Worte zerrten an ihrem Innersten. »Ich dachte, man würde es sofort finden und mit der Jagd auf mich beginnen …« Sie brach ab und blinzelte wütend eine Träne fort, die in einem Auge erschienen war. »Wie auch immer, ich verließ es … doch wäre es entdeckt worden, hätte die Regierung ohne jeden Zweifel alle in der Nähe gelegenen Siedlungen nach Fremden abgesucht. Oder etwa nicht?«
    Daulo nickte stumm.
    »Ja, verstehen Sie denn nicht?«, fauchte sie plötzlich. »Man hat es nicht gefunden … und ich bin weggelaufen und habe meine Freunde zurückgelassen. Ich kann sie nicht einfach … ich muss …«
    »Verstehe«, sagte Daulo leise und stand auf. »Kommen Sie. Wir gehen zusammen hin und begraben sie.«
     
    Sie brauchten nur ein paar Minuten, um den Wagen von der Straße zu fahren und hinter einem Baumpaar zu verstecken. Anschließend gingen sie zurück in den Wald.

    »Wie weit werden wir gehen müssen, Höllenkriegerin?«, fragte Daulo mit einem argwöhnischen Blick nach oben unter das Blätterdach, während er sich bemühte, das Gefühl zu unterdrücken, er hätte gerade einen üblen Fehler gemacht.
    »Fünf oder sechs Kilometer, denke ich«, erklärte ihm die Frau. »Wir sollten viel schneller vorankommen als ich auf dem Hinweg. Dank der Fähigkeiten Ihrer Ärzte.«
    »Diese Fähigkeiten sind unerlässlich, wenn man in einer so feindlichen Welt lebt«, brummte er. »Natürlich ist diese Welt in letzter Zeit erheblich feindlicher geworden – sagen wir, in den vergangenen zwanzig oder dreißig Jahren.«
    Sie antwortete nicht. »Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe, Höllenkriegerin?«
    »Hören Sie auf, mich so zu

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