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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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nennen«, fauchte sie ihn an. »Sie kennen meinen Namen – also benutzen Sie ihn auch.«
    »Tue ich das?«, konterte er. »Ich meine, kenne ich Ihren Namen wirklich?«
    Sie seufzte. »Nein, eigentlich nicht. Mein Name ist Jasmine Moreau, von der Welt Aventine. Sie können mich auch Jin nennen.«
    »Dschinn?«, fragte er verwundert und musste unvermittelt an die Gespenstergeschichten seiner Kindheit denken … »Den hat man Ihnen gegeben, als Sie eine Höllenkriegerin wurden, nehme ich an?«
    Sie sah ihn kurz stirnrunzelnd an. »Nein. Wieso – oh, jetzt verstehe ich. Das ist mir noch nie aufgefallen. Nein, mit einem Dschinn aus dem Märchen hat das nichts zu tun – es wird nur genauso ausgesprochen. Den Namen hat mir mein Vater gegeben, als ich noch ganz klein war.«
    »Aha. Nun, Jin Moreau, trotzdem hätte ich gerne eine Antwort auf meine Frage.«
    »Stehen bleiben!«
    Eine einzige, schreckliche Sekunde lang dachte er, er hätte sie zu sehr bedrängt, und sie hätte sich nun doch entschieden, ihn zu töten. Sie ließ sich auf die Seite fallen, winkelte das Bein unter ihrem Rock an …

    Irgendetwas leuchtete hell wie ein Blitz auf, und ein rauchender Kriszahn fiel krachend ins trockene Laub.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie, rollte sich wieder auf die Füße und sah sich um.
    Daulo fand seine Sprache wieder. »Ja. Das … das ist eine ziemliche Waffe«, brachte er hervor, wegen der violetten Nachbilder auf der Netzhaut blinzelnd.
    »Manchmal ganz praktisch. Machen wir, dass wir weiterkommen – und wenn ich schreie, lassen Sie sich sofort zu Boden fallen, verstanden? Wenn hier draußen heute genauso viele Tiere unterwegs sind wie beim letzten Mal, könnten wir allerhand zu tun bekommen.«
    »Dürfte eigentlich nicht der Fall sein.« Er schüttelte den Kopf. »Sie waren hier, gleich nachdem eine der großen Bololinherden durchgezogen ist, und das löst unter den Tieren immer große Unruhe aus.«
    Es gefiel ihm, als er sah, dass dieses Wissen für sie völlig neu war. »Das ist ein Trost. In diesem Fall dürften wir nur ein paar Stunden brauchen, bis wir das Shuttle erreichen.«
    »Gut.« Er nickte. »Und vielleicht könnten Sie mir erklären, wieso Ihre Welt der unseren den Krieg erklärt hat – nur so zum Zeitvertreib.«
    Er beobachtete sie aus den Augenwinkeln und sah, wie sie das Gesicht verzog. »Wir haben Ihnen nicht den Krieg erklärt«, sagte sie ruhig. »Man hat uns gewarnt, Qasama sei möglicherweise eine Bedrohung. Wir wollten herausfinden, ob das stimmt.«
    »Was für eine Bedrohung denn?«, meinte er spöttisch. »Eine Welt, die nicht einmal über die Möglichkeit primitivsten Raumflugs verfügt? Wie können wir für eine Welt, die Lichtjahre entfernt ist, jemals eine Bedrohung darstellen? – besonders für eine Welt, die von Höllenkriegern geschützt wird?«
    Sie schwieg einen Augenblick lang. »Sie werden sich nicht mehr erinnern, Daulo, aber früher haben Sie alle auf Qasama in einem Zustand völliger Konkurrenzlosigkeit gelebt.«

    »Das ist mir bekannt«, knurrte er. »Wir sind keine dummen Wilden, die keine Aufzeichnungen machen, wissen Sie?«
    Sie wurde rot. »Das weiß ich. Entschuldigung. Wie auch immer, uns erschien es seltsam, dass eine menschliche Gesellschaft so viel – nun, so viel Gemeinsinn aufbringt. Wir haben versucht, einen Grund dafür zu finden …«
    »Und bei der Suche sind Sie neidisch geworden?«, meinte er bissig. »Ist es das? Sie haben uns um die Gesellschaft beneidet, die wir geschaffen haben, also haben Sie uns die Razorarme, diese Tötungsmaschinen, geschickt, damit sie alles vernichten!«
    »Wussten Sie, dass Mojos das Verhalten ihrer Besitzer beeinflussen?«
    Er hielt mitten im Satz inne. »Was?«
    Sie seufzte. »Sie beeinflussen die Denkweise ihrer Besitzer und veranlassen sie, Entscheidungen zu fällen, von denen in erster Linie die Mojos profitieren und dann erst der Besitzer.«
    Daulo öffnete den Mund, schloss ihn wieder. »Das ist absurd«, sagte er endlich. »Sie sind Leibwächter, mehr nicht.«
    »Tatsächlich? Besitzt Ihr Vater einen Mojo? Ich habe ihn nie mit einem gesehen.«
    »Nein …«
    »Und wie steht es mit dem Oberhaupt der Familie Yithra? Oder den hohen Beamten in Milika oder Azras?«
    »In Städten wie Azras gibt es fast überhaupt keine Mojos«, antwortete er mechanisch, während sich ihm der Kopf drehte. Nein, es musste eine Lüge sein. Eine Lüge, ersonnen von den Herrschern Aventines, um das zu rechtfertigen, was sie Qasama angetan

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