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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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»Ihnen ist doch sicherlich klar, was das bedeutet. Die Yithras haben mit Mangus ein Abkommen getroffen.«
    »Oder sie haben das Ding gestohlen. Was die ganze Siedlung in Schwierigkeiten bringen könnte.«
    Daulo pfiff zwischen seinen Zähnen hindurch. »Etwa durch Agenten, die versuchen, sie wiederzubeschaffen?«
    Oder schlicht durch einen Akt der Vergeltung, dachte Jin. Aber es hatte keinen Sinn, Daulo damit zu beunruhigen. »Im Wesentlichen«, erklärte sie ihm. »Andererseits haben wir jetzt die Möglichkeit, an ein paar Informationen heranzukommen, ohne dafür den weiten Weg nach Mangus machen zu müssen.«
    Er starrte sie an. »Meinen Sie das im Ernst? Wir können wohl kaum in das Haus der Yithra einbrechen.«
    »Davon bin ich auch nicht ausgegangen«, erklärte Jin ihm knapp. »Deswegen werde ich das auch gleich hier an Ort und Stelle erledigen müssen.«
    Er gab eine skeptische Bemerkung von sich, die ihr jedoch entging, da sie mit ihren Gedanken woanders war. Sie kannte ein Dutzend Wege, ein Fahrzeug anzuhalten, aber jeder einzelne davon hätte sie augenblicklich als Höllenkriegerin bloßgestellt. Rechts erstreckte sich längs der Straße ein weiterer Marktplatz, auf dem es von potenziellen Zeugen nur so wimmelte.
    Von potenziellen Zeugen … aber auch von potenziellen Ablenkungen. »Fahren Sie näher an den Lastwagen heran«, wies sie den Chauffeur an. »Ich will, dass wir ihn in einer Minute überholen.«
    »Meister Daulo …?«, fragte der Mann.
    »Machen Sie schon«, verlangte Daulo. »Jin?«
    »Ich werde hinausspringen, wenn Sie zum Überholen ansetzen, und auf den Lastwagen klettern«, erklärte sie ihm, während sie den Blick suchend zwischen den Marktständen vorne schweifen
ließ und das Fenster herunterkurbelte. Irgendwo dort draußen musste es das geben, was sie suchte …
    Da – gleich neben der Straße, fünfzig Meter weiter vorn: eine Gruppe von sechs Marktbesuchern, die sich angeregt neben einem Stand mit Essen und Getränken unterhielten … und drei von ihnen hatten Mojos auf der Schulter. »Fahren Sie ganz dicht ran«, befahl sie Walare. »Daulo Sammon, wir treffen uns im Haus.« Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sie sich dem Laster vor ihnen näherten. Sie aktivierte ihre Zielerfassung und richtete sie auf die Bäuche der drei Mojos. Selbst im hellen Gleißen des Tageslichts war es ein Risiko, auch nur Niedrigenergieschüsse aus ihren Fingerspitzenlasern abzufeuern. Sie konnte sich nur die Daumen drücken und beten, dass niemand sie bemerkte. Walare hatte den Lastwagen inzwischen eingeholt und setzte zum Überholen an – und als die Imbissbude vorüberschoss, feuerte Jin drei Schüsse in rascher Folge ab.
    Mehr hätte sie sich nicht erhoffen können. Die Schreie der Vögel gellten wie eine dreifache Sirene durch die Luft, darauf folgten mit kurzer Verzögerung drei menschliche Aufschreie. Jin bekam gerade noch mit, wie die versengten Mojos wild flatternd in die Luft stiegen, während alle anderen in der Nähe sich vor dem unerwarteten Verhalten der Vögel hektisch in Sicherheit brachten. Und indes sich die plötzliche Aufregung hörbar hinter ihr ausbreitete, stieß sie die Wagentür mit einem heftigen Ruck auf und brachte ihre Beine auf das Pflaster. Einen Augenblick lang hielt sie sich noch fest, dann schlug sie die Tür zu und lief los. Sie hatte es perfekt abgepasst: Walare befand sich mitten im Überholvorgang, so dass sich ihre Wagenseite direkt hinter dem Lastwagen befand – im toten Winkel eines jeden Rückspiegels. Ein zweisekündiger Zwischenspurt brachte sie neben die Nase des auf und ab hüpfenden Zylinders. Sie packte eine der offenen Türen, zog sich hoch und verschwand im dunklen Laderaum des Lastwagens.
    Jin atmete tief durch und wusste, wie knapp die Zeit war. In spätestens fünf Minuten erreichte der Laster das Haus der Yithras,
und wenn sie nicht vorher wieder draußen war, würde sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach den Weg freischießen müssen. Sie ging neben dem Zylinder in die Hocke, riss die seidene Plane fort … und erstarrte.
    Die Plane war nicht einfach irgendeine Plane. Sie war leicht und dicht gewebt, mit Seilen am Zylinder befestigt.
    Ein Fallschirm.
    Und der Zylinder darunter war glatt und weiß, zeigte jedoch über die ganze Oberfläche verteilt schwarz verschmorte Brandmale. Brandmale, die allerdings nicht die anglische Aufschrift auf der lose befestigten Öffnungsblende überdeckten:
    FRACHTBEHÄLTER TYP 6-KX:
    NUR FÜR REGIERUNGSTRANSPORTE.
    Gott

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