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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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hierbleiben.«
    Er schnaubte leise. »Machen Sie sich deswegen nicht zu viele Gedanken. Würden Sie ein paar Monate hier leben, dann fänden Sie schnell heraus, dass dies nicht der Garten Eden ist, für den Sie die Siedlung zu halten scheinen.« Er zögerte. »Tja … was werden Ihre Leute tun, wenn sich herausstellt, dass Sie Recht hatten? Wenn Mangus eine Basis ist, die eine Bedrohung für Sie darstellt?«
    Jin zuckte mit den Achseln. »Das hängt wahrscheinlich auch davon ab, wie Sie sich in diesem Fall verhalten.«
    Er runzelte die Stirn. »Worauf wollen Sie hinaus?«

    »Kommen Sie, Daulo Sammon, spielen Sie nicht den Unschuldigen. Wenn Mangus für Milika harmlos ist, haben Sie keinen Grund, mir weiterhin zu helfen. Genaugenommen hätten Sie sogar allen Grund, mich zu verraten.«
    Sein Blick wurde hart. »Die Familie Sammon ist eine ehrenhafte Familie, Jasmine Moreau«, presste er hervor. »Wir haben geschworen, Sie zu schützen, und zu dieser Abmachung werden wir stehen. Egal, was geschieht.«
    Sie seufzte. »Ich weiß. Aber man hat uns davor gewarnt … zu vertrauensvoll zu sein.«
    »Verstehe«, sagte Daulo leise. »Ich fürchte, Sie werden mir einfach glauben müssen.«
    »Ich weiß. Aber deshalb muss es mir noch lange nicht gefallen.«
    Zögernd suchte er im Dunkeln ihre Hand. Das weckte Erinnerungen an Mander Sun … sie unterdrückte ihre Tränen und nahm die Berührung hin. »Wir haben nicht darum gebeten, Ihre Feinde zu sein, Jasmine Moreau«, erklärte Daulo ruhig. »Wir haben hier auf Qasama genug, gegen das wir kämpfen müssen. Und wir haben schon lange genug dagegen angekämpft. Haben wir uns nicht das Recht auf ein wenig Ruhe verdient?«
    Erneut seufzte sie. Caelian schoss ihr durch den Kopf … und ihr Vater und ihr Onkel. »Ja. Wie jeder andere auch, den ich kenne.«
    Ein paar Minuten lang schlenderten sie schweigend weiter durch den Innenhof und lauschten auf die nächtlichen Geräusche Milikas auf der anderen Seite des Hauses. »Hat der Name Jin eine Bedeutung?«, fragte Daulo plötzlich. »Jasmine, das weiß ich, ist eine Blume aus dem Alten Imperium, aber Jin kenne ich nur als Ausdruck für einen Geist.«
    Sie spürte, wie ihre Wangen brannten. »Es ist ein Kosename, den mir mein Vater gegeben hat, als ich klein war. Er sagte – wenigstens zu mir -, es sei nur eine Kurzform von Jasmine.« Sie leckte sich über die Lippen. »Vielleicht hat er sich auch nie etwas anderes dabei gedacht … aber als ich ungefähr acht war, fand ich
in der Stadtbibliothek eine alte MagCard, auf der mehrere Tausend gebräuchlicher Namen zusammen mit ihren Bedeutungen aufgelistet waren. Jin war dort als alter japanischer Name angeführt, der ›unübertrefflich‹ bedeutet.«
    »Tatsächlich?«, murmelte Daulo. »Es war ein großes Kompliment, dass Ihr Vater Ihnen diesen Namen gegeben hat.«
    »Vielleicht zu groß«, bekannte Jin. »In dem Eintrag hieß es, er werde nur selten vergeben, eben weil seine Bedeutung so große Anforderungen an ein Kind stellt.«
    Der Gedanke war ihr schon häufig durch den Kopf gegangen. »Ich weiß es nicht. Aber es kann wohl sein. Ich erinnere mich, dass ich noch wochenlang danach das Gefühl hatte, jeder starre mich voller Erwartung an und warte nur darauf, dass ich etwas Unübertreffliches tue.«
    »Und jetzt sind Sie hier auf Qasama. Und versuchen es noch immer.«
    Sie schluckte, und plötzlich war ihr Hals rau. »Ja, vermutlich. Oder zumindest versuche ich, meinen Vater stolz auf mich zu machen.«
    Es dauerte eine Weile, bevor Daulo wieder etwas sagte. »Ich verstehe das, vielleicht besser, als Sie sich vorstellen können. Unsere Familien sind gar nicht so unterschiedlich, Jin Moreau.«
    Oben in einem der Fenster bemerkte sie eine Bewegung, und die bewahrte sie davor, eine passende Antwort darauf finden zu müssen. »Jemand ist im Büro Ihres Vaters«, sagte sie und zeigte hinauf.
    Daulo erstarrte und entspannte sich dann. »Einer von unseren Leuten – ein Bote. Wahrscheinlich bringt er die Antwort von Bürgermeister Capparis auf die Anfrage meines Vaters.«
    »Gehen wir nachsehen«, sagte Jin und drehte sich in Richtung Tür um. Daulo wich ein wenig zurück. »Wenn Sie nichts dagegen haben«, fügte sie schnell hinzu.
    Die Spannung fiel von ihm ab, als sein männlicher Stolz offenbar zufriedengestellt war. »Ja. Kommen Sie mit.«

    Während er mit Jin allein war, hatte Daulo ein wenig das Gefühl für die Zeit verloren, und er empfand eine Mischung aus Verlegenheit und Schuld,

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