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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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an. »Ich hätte Bürgermeister Capparis alles über sie erzählen können, aber das habe ich nicht. Ich hätte euch die Information vorenthalten können, dass die Shahni Ermittler herschicken, aber ich habe es nicht getan.«
    »Schöne Worte können die Wahrheit nicht verbergen«, presste Daulo hervor. »Und die Wahrheit ist, dass du ihr den Schutz unseres Hauses zugesichert hast. Jetzt vertreibst du sie sowohl aus unserem Haus als auch aus unserem Schutz.«
    »Nimm dich in acht, Daulo Sammon«, warnte ihn sein Vater. »Deinen Worten mangelt es gefährlich an Respekt.«
    Einen Augenblick lang starrten sich die beiden Männer schweigend an, und für Daulo war es fast ein Schock, als er dicht neben
sich Jins Stimme hörte. »Kann ich das Papier sehen?«, fragte sie ruhig.
    Wortlos reichte er es ihr. Und jetzt geht die Welt unter, kam ihm von weit her der Gedanke. Die Rache einer Höllenkriegerin, die man verraten hat. Beim Gedanken an den kopflosen Kadaver des Razorarms, den sie getötet hatte, drehte sich ihm der Magen um …
    Es schien eine ganze Weile zu dauern, bis sie das Papier senkte und Kruin ins Gesicht sah. »Sagen Sie mir eins«, fragte sie ruhig, »hätten die Yithras die Kapsel lange geheim halten können?«
    »Das bezweifle ich«, meinte der ältere Sammon. Seine Stimme klang gelassen … doch Daulo konnte eine Spur seiner eigenen Angst in den Augen seines Vaters erkennen. »Sobald sie der Kapsel ihre Geheimnisse entlockt haben, werden sie die Shahni selbst benachrichtigen.«
    »Innerhalb einer Woche, was meinen Sie?«
    »Wahrscheinlich eher«, antwortete Kruin.
    Sie sah Daulo an. »Sehen Sie das auch so?«
    Er sog wieder Feuchtigkeit in seine Mundhöhle. »Ja. Damit würden sie in den Augen der Shahni immer noch gut dastehen und ihnen trotzdem den ersten Blick auf alles gewähren, was irgendwie von Wert ist.«
    Sie wandte sich wieder an Kruin. »Verstehe«, sagte sie. »Mit anderen Worten war es, wie Sie sagten, unvermeidlich, dass ich Milika irgendwann verlassen müsste.«
    Plötzlich fiel Daulo auf, wie er die Luft anhielt. »Sie … Das verstehe ich nicht. Sie sind nicht verärgert?«
    Sie wandte sich wieder ihm zu … und er schrumpfte innerlich zusammen, als er das glühende Feuer in ihren Augen sah. »Ich sagte, es war unvermeidlich«, sagte sie in leierndem Tonfall, »und das kann ich verstehen. Ich habe nicht gesagt, ich sei nicht verärgert . Ihr Vater hatte nicht das Recht, etwas Derartiges zu tun, ohne sich vorher mit mir abzusprechen. Wir hätten heute Nachmittag aufbrechen und längst sicher irgendwo in einem Versteck in Azras sein können. Wie die Dinge jetzt stehen, sitzen wir in
Milika fest, wenn wir auch nur bis zum Morgen warten. Bis dahin wird nicht nur Milika von Shahni wimmeln, sondern sie werden per Flugzeug nach dem abgestürzten Shuttle suchen. Und sie werden Straßensperren errichten.« Sie sah Daulo an. »Und das bedeutet, dass wir heute Nacht aufbrechen. Jetzt.« Sie schien ihn zu mustern. »Oder zumindest muss ich aufbrechen. Sie können hierbleiben, wenn Sie wollen.«
    Daulo biss die Zähne aufeinander. Unter normalen Umständen wäre der Gedanke, er könne sein Wort zurücknehmen, eine üble Beleidigung gewesen. Unter diesen Umständen hatte er nichts anderes verdient. »Ich habe gesagt, ich werde Sie begleiten, Jasmine Moreau, und das werde ich auch tun.« Er sah seinen Vater an. »Liegen die Vorräte, von denen du gesprochen hast, schon bereit?«
    »Sie befinden sich im Wagen.« Kruin schürzte die Lippen. »Dau…«
    »Ich werde versuchen, dich zu benachrichtigen, sobald der Arbeitstrupp zusammengestellt wird«, unterbrach Daulo ihn, nicht unbedingt in der Stimmung, höflich zu sein. »Hoffentlich kannst du die Ermittlungen über Jasmine Moreaus Identität wenigstens bis dahin hinauszögern.«
    Der ältere Sammon seufzte. »Das werde ich tun«, versprach er.
    Daulo nickte und verspürte nichts als Bitterkeit in seiner Seele. Das Versprechen seines Vaters … ein Wort, das er immer unverrückbar wie ein Naturgesetz gehalten hatte. Mit ansehen zu müssen, dass es mutwillig gebrochen wurde, hieß, ein Stück von sich selbst zu verlieren.
    Und alles nur wegen dieser Frau neben ihm. Einer Frau, die nicht nur keine Sammon war, sondern zudem noch ein Feind seiner Welt. Er hätte heulen mögen … oder hassen können.
    Aber er biss die Zähne zusammen und atmete tief durch. Wir haben geschworen, Sie zu schützen, das hatten sie zu ihr gesagt, und zu dieser Abmachung stehen wir.

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