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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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die wir eben schon gesprochen haben. Kapiert?«
    Er blickte zu ihr hoch und nickte einmal nervös. Es machte Jin keinen besonderen Spaß, den Jungen einzuschüchtern, aber die Vorstellung, dass er mit Mangus sprechen könnte, gefiel ihr noch viel weniger. »Gut. Wollen wir beide hoffen, dass wir uns niemals wiedersehen.«
    Sie stieg leise über das Dach, erreichte das Treppenhaus, durch das sie Sibbio hinaufgeschafft hatte, und öffnete die Tür. Er würde es schließlich bis zum Messer schaffen, es sei denn, er verlor vorher das Gleichgewicht und fiel vom Dach. Soweit es sie betraf, war ziemlich egal, was passierte.
    Trotzdem wartete sie leise in der offenen Tür, bis er sich sicher von der Dachkante entfernt hatte.
     
    Sie war nur noch zwei Blocks von der Wohnung entfernt – das Bild eines weichen Bettes lockte sie wie eine Sirene den alten Odysseus -, als sie die beiden Wagen entdeckte, die vor dem Gebäude parkten.
    Sofort machte sie das Licht aus, fuhr rechts ran und programmierte gleichzeitig die Fernsicht und die Restlichtunterstützung ihres optischen Verstärkers. Beide Fahrzeuge waren leer, aber – sie schaltete kurz um auf Infrarot – die Reifen und der Tunnel der Antriebswelle waren noch warm. Und obwohl sie in einem
schlechten Winkel stand, sah es ganz danach aus, als brannte in ihrer Wohnung Licht.
    Ein Schauder lief ihr den Rücken hinunter. Nach dem, was sie vom Leben in der Siedlung und der Stadt mitbekommen hatte, waren mitternächtliche Besucher auf Qasama nicht gerade gang und gäbe. Waren es vielleicht Boten aus Milika, die Nachricht von Daulos Vater brachten?
    Oder hatte Mangus zusätzlich noch mehr Schlägertypen auf sie angesetzt?
    Jin fluchte leise und fuhr wieder an. Der Weg durch die Vordertür kam natürlich nicht infrage – selbst wenn es sich um einen harmlosen Boten handelte, fiel ihr keine glaubwürdige Ausrede ein, weshalb sie, eine Frau, sich nachts allein draußen herumtreiben sollte. Und wenn Daulo in Schwierigkeiten war, wollte sie seinen Angreifern nicht direkt in die Arme laufen.
    Aber es gab immer einen anderen Weg, den man einschlagen konnte …
    Sie bog um die nächste Ecke und parkte den Wagen eine Straße weiter in einer Reihe ähnlicher Fahrzeuge, was ihr sehr gelegen kam. Sich im Schatten haltend, ihre Sinnesverstärker hochgefahren, schlich sie zurück zum Apartmentgebäude, dem sie ein paar Minuten später wieder gegenüberstand. Möglichkeiten zum Festhalten hatte das Gebäude nur spärlich zu bieten, doch für eine umständliche Kletterei hatte sie ohnehin keine Zeit. Sie sah sich ein letztes Mal um, ging in die Knie und sprang.
    Ein leises Scharren von Schuhen auf Dachziegeln war das einzige Geräusch, das sie verursachte, als sie auf dem Dach landete. Sie ging an der Kante in die Hocke und checkte den Innenhof tief unten. Soweit sie erkennen konnte, war niemand da. Was nicht überraschte: Weil der Innenhof nur durch die Wohnungen betreten werden konnte, brauchte man ihn nicht zu bewachen, nachdem feststand, dass sie sich dort nicht versteckte.
    Sie biss die Zähne entschlossen zusammen, hängte sich über die Kante, tastete hektisch nach Halt, den es nicht gab, und ließ sich fallen. Die Landung unten war nicht annähernd so leise wie
die oben, und sie verharrte – wie ihr schien, Ewigkeiten lang – regungslos in der Hocke und wartete, die akustischen Verstärker voll aufgedreht, auf irgendeine Reaktion. Aber offenbar verfügten die Bewohner Azras’ über den tiefen Schlaf der Stadtbewohner und ließen sich von Lärm nicht stören. Nach einer Minute richtete sie sich auf und durchquerte mit federnden Schritten den Innenhof zur Rückseite ihrer Wohnung.
    Durch die Glasschiebetür konnte sie den gedämpften Schein von Lampen entweder in der Kochnische oder dem Wohnzimmer sehen. Leider war das alles , was sie sehen konnte – die Aufteilung der Zimmer erlaubte ihr keinen direkten Einblick in den vorderen Teil der Wohnung. Sie legte das Ohr an die Scheibe, ergebnislos. Dann hinein ins Tal der Toten, dachte sie entschlossen, zielte mit dem kleinen Finger auf das Türschloss und feuerte einen Feuerstoß aus ihrem Metalllaser ab.
    Das Krachen und Fauchen blitzartig verdampfenden Metalls klang ihr wie ein Donnerschlag in den Ohren, aber von drinnen erfolgte keine Reaktion. Jin schob die Tür einen Spaltweit auf, schlüpfte hinein und schloss sie hinter sich. Aus dem Wohnzimmer vorne drang das leise Scharren von Schuhen, die über einen Teppich laufen.
    Sie hielt den

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