Cobra
entschlossen ein. Genau wie während der letzten langen, schlaflosen vier Nächte. Sie lebt, und wir werden sie dort rausholen.
Entschlossen ging er zur Tür, schob sie auf und trat hinaus auf den Gang. »Cobras!«, brüllte er. »Die Pause ist vorbei. Kommen Sie zurück – wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns.«
71
Lärmend und schiebend drängten sich hauptsächlich Jugendliche und abgerissene ältere Männer um das Citycenter von Azras. Besonders die jüngeren legten eine Mischung aus Ungeduld und Verzweiflung an den Tag, die meisten Anwesenden wirkten jedoch eher gelangweilt. An einem Tisch saßen Beamte der Stadt und nahmen die Daten jedes einzelnen Arbeiters auf, gaben sie in portable Computerterminals ein, wo die Namen – vermutlich – gemäß früherer Beschäftigungen, Fähigkeiten und anderer Informationen eingeordnet wurden. In einer Schlange, die Städter wahrscheinlich für ordentlich hielten, arbeitete sich Daulo langsam zu einem der Tische vor, kämpfte gegen seine Nervosität an und versuchte, sich möglichst unauffällig zu benehmen.
»Äh … Meister Sammon«, war hinter ihm eine Stimme zu hören – und Daulos Herz setzte einen Schlag aus. So ungezwungen wie möglich drehte er sich um. »Gruß, Meister Moffren Omnathi«, sagte er mit einem ernsten Nicken, machte das Zeichen des Respekts und richtete den Blick auf den jungen Mann, der neben Omnathi stand. »Ich grüße Sie ebenfalls, Meister …?«
»Miron Akim«, antwortete der andere. »Wenn Sie möchten, halte ich Ihren Platz in der Schlange frei, während Sie mit Meister Omnathi sprechen.«
Daulo schluckte trocken, doch bevor er irgendetwas erwidern konnte, hatte Omnathi seinen Arm ergriffen und manövrierte ihn aus der Schlange.
»Sie werden das ungewöhnliche Herantreten entschuldigen, hoffe ich«, bemerkte Omnathi leise, während er Daulo zu einer vergleichsweise menschenleeren Stelle des Centers führte.
»Worum geht es?«, verlangte Daulo zu erfahren – oder versuchte es zumindest. In seinen Ohren klang seine Stimme eher schuldbewusst als drohend. »Ich dachte, wir hätten bereits vor zwei Tagen alles geklärt.«
»Ja, so sah es aus«, meinte Omnathi ruhig nickend. »Doch seitdem haben sich ein paar Dinge ergeben, bei denen, dachte ich, Sie uns möglicherweise helfen könnten.«
»Als da wären?«, meinte Daulo, dem sich der Magen zusammenschnürte.
Omnathi deutete mit einer vagen Handbewegung auf die Menschenmenge. »Zum Beispiel diese Einrichtung ›Mangus‹. Ihr überaus entschlossener Versuch, sich dort unerkannt Zutritt zu verschaffen, schien mir selbst in Anbetracht des halsstarrigen Stolzes, den man den Siedlungsbewohnern oft zuschreibt, eher Zeit- und Energieverschwendung zu sein.« Daulo schnaubte. Omnathi ignorierte es. »Ich habe also die Unterlagen von meinen Leuten vollständig überprüfen lassen und dadurch bestätigt, dass es sich bei Mangus, wie wir Ihnen schon sagten, um nichts weiter als ein privates Entwicklungszentrum für elektronische Produkte handelt.«
»Und deswegen möchten Sie, dass ich abreise und nach Hause fahre?«, brummte Daulo.
»Ganz und gar nicht. Mir fiel auf, dass Sie sich möglicherweise darüber im Irrtum befinden, ob der Zeitpunkt dieses Eindringens Ihre eigene Idee war … und vielleicht glaubt Jasmine Moreau noch immer, dieser Arbeitstrupp sei der beste Weg, ins Werk zu kommen.«
Daulos Lungen schienen vergessen zu haben, wie man atmet. Ein halbes Dutzend Herzschläge lang hörte er nur das träge Summen der Menschenmenge, die sie umgab, ein Summen, das, verglichen mit dem donnernden Rauschen des Bluts in Daulos Ohren sehr weit entfernt zu sein schien. »Verstehen Sie bitte«, sagte Omnathi endlich, »zurzeit mache ich Ihnen keinen anderen Vorwurf, als dass Sie unwissentlich mit einem Feind Qasamas zusammenarbeiten. Ich bin sogar bereit zu glauben, dass diese Frau Sie so geschickt manipuliert hat, bis Sie ganz ehrlich dachten, all dies sei Ihre eigene Idee gewesen. Doch von jetzt an ist damit Schluss. Sie wissen jetzt, dass sie ein Spion ist … und man erwartet von Ihnen ein dementsprechendes Verhalten.«
»Also gut«, sagte Daulo. »Die Warnung ist angekommen. Was genau erwarten Sie von mir?«
Omnathi ließ den Blick ohne Hast über die Menge schweifen. »Wenn die Frau es tatsächlich auf Informationen über Elektronik aus Mangus abgesehen hat, wird eine Kleinigkeit wie eine planetenweite Suche nach ihr sie kaum davon abhalten. Sie wird einen Weg hinein finden … und
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