Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
Vom Netzwerk:
Meistens bekommen wir nur zu sehen, wie Sie sich gegenseitig an die Kehle gehen.«
    »Hm.« Daulo sah sich bei den Bussen um und schätzte ab, wie viele Männer darin Platz finden würden. Wenn geplant war, sie vollständig zu besetzen, dürfte der Arbeitstrupp in etwa einhundertfünfzig Mann stark sein. Seltsam, dass man sich dazu entschlossen hat, diese Prozedur alle zwei Wochen zu wiederholen, dachte er. Fest angestellte Arbeiter wären erheblich einfacher … aber vielleicht hatten sie da draußen Möglichkeiten, die Leute längerfristig unterzubringen. Sein Blick wanderte noch einmal zum Tisch zurück. »Oha.«
    »Was ist?«, murmelte Akim.
    »Dort drüben – diese Männer, die das Auswahlverfahren beobachten«, sagte Daulo und wandte seinen Kopf ein Stück zur Seite.
    Akim blickte in die angegebene Richtung. »Das sind die Leute von Mangus«, identifizierte er sie. »Fahrer sowie ein paar der höheren Funktionäre.«

    »Einer der Funktionäre ist der Sohn des Direktors, Radig Nardin«, brummte Daulo. »Er kennt mich.«
    Akim runzelte die Stirn. »Wie gut?«
    »Gut genug, um mich wiederzuerkennen«, meinte Daulo mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Wird er dafür sorgen, dass Sie nicht genommen werden, wenn er Sie entdeckt?«
    Daulo dachte an die Angriffe gegen ihn und Jin zurück. »Vermutlich, ja.«
    »Hm.« Akim dachte nach. »Vermutlich könnte ich mich ihm gegenüber zu erkennen geben … aber dann würden wahrscheinlich die wildesten Gerüchte in Mangus die Runde machen, und das möchte ich lieber vermeiden. Also gut. Warten Sie hier, ich werde einen von unseren Leuten suchen gehen und dafür sorgen, dass er abgelenkt wird.«
    »Gut.« Daulo warf einen Blick über seine Schulter …
    Und war bis ins Mark erschüttert. Mitten in der Traube aus Leuten von Mangus, in eine ernste Unterredung mit Nardin vertieft, stand ein eher kleiner Mann. Oder besser, eine eher kleine Gestalt in Männerkleidung. Kleidung, die er kannte …
    Jin Moreau.
    Gott im Himmel. Das Bild schien Daulo vor den Augen zu verschwimmen. Hier, mitten in Azras, inmitten lauter Menschen. Wenn Akim sich umdrehte – wenn er sie erkannte -, wären sie beide tot.
    Aber Akim war bereits gegangen.
    Daulo fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und versuchte, seine zitternden Hände stillzuhalten. Was immer Jin mit einer solchen Wahnsinnstat beabsichtigte, wenn sie sich nur beeilte und von hier verschwand, dann hatte sie vielleicht noch eine Chance.
    Und während er zusah, machte Jin tatsächlich kehrt. Begleitet von Nardin und einem der anderen Männer ging sie bis ans Ende der Busreihe …
    Und stieg in einen Wagen, der dort geparkt stand.

    Daulo verfolgte, wie das Fahrzeug in die Straße einbog und hinter den Gebäuden verschwand, die das Citycenter umgaben, und er starrte ihm noch immer nach, als Akim wieder auftauchte. »Alles geregelt«, berichtete er. »Welcher von ihnen ist Radig Nardin?«
    »Er ist weg«, sagte Daulo mechanisch. »Er ist vor ein paar Minuten abgefahren.«
    »Ach ja? Na schön, damit wäre dann das Problem gelöst.«
    Daulo atmete tief durch. »Vermutlich.«

72
    Azras lag zwanzig Kilometer nördlich jenes Waldgebietes, in dem Jin Daulos Wagen versteckt hatte – ein anständiger Dauerlauf selbst für eine Cobra, der ihr zudem reichlich Zeit ließ, sich über das, was vor ihr lag, Sorgen zu machen. Wenigstens ereignete sich unterwegs nichts Unvorhergesehenes, wofür sie außerordentlich dankbar war.
    Ihr Timing war zur Abwechslung einmal gut, und sie erreichte die Stadt, kurz nachdem es am Himmel im Osten heller zu werden begann. Schon zu dieser frühen Stunde trafen die ersten Ladenbesitzer Vorbereitungen für den bevorstehenden Geschäftstag; Jin schlenderte durch die Straßen, als hätte sie Verschiedenes zu erledigen, und fühlte sich so sicher wie noch nie zuvor seit ihrer Landung auf Qasamas. Mit der Kleidung eines Mannes aus der unteren Klasse verkleidet, das Haar unter einer sorgfältig zurechtgestutzten Perücke verborgen und die Gesichtszüge leicht mit Formgel verändert, dürfte sie eigentlich nicht wiederzuerkennen sein.
    Das zumindest war die Theorie … und im weiteren Verlauf des Vormittages schien sie sich in der Praxis zu bewahrheiten. Jin kaufte sich etwas zum Frühstück – ein angenehmes Vergnügen nach einem ganzen Tag mit Notrationsriegeln -, spazierte eine Stunde lang über den Marktplatz und sah zu, wie die Einwohner Azras’ den neuen Tag begannen.
    Sie hatte vergessen Daulo zu fragen, wann das

Weitere Kostenlose Bücher