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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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über Probleme, die wir im Cobra-System sehen.«
    Justin spürte, wie sich seine Bauchmuskeln anspannten. »Sie hören sich an wie Priesly, wenn er im Netz mit der Faust auf den Tisch schlägt.«
    »Gouverneur Priesly hat es also am besten in Worte gefasst, ja? Na und?«, konterte Wilosha. »Das Argument hat nach wie vor Gültigkeit: Als Außenstehender hat man einfach einen anderen Blickwinkel auf die Dinge. Ihr Cobras seht das Prestige, die körperliche Kraft und die Doppelstimme in der Politik, während wir das elitäre Denken sehen und die Arroganz, die aus einem absolut sicheren Arbeitsplatz erwächst.«
    Justin beehrte ihn mit einem kalten Lächeln. »Absolut sichere Arbeitsplätze, ja? Das ist sehr interessant … besonders angesichts der Tatsache, dass Priesly genau den für sich herausgeholt hat.«
    Wilosha sah ihn an, als könnte er es nicht fassen. »Wovon reden Sie? Der Gouverneurposten ist keine Dauerstellung.«
    »Ich meine nicht den Gouverneurposten. Ich habe auf seine Stellung als Erster Sprecher einer äußerst deutlich vernehmbaren politischen Gruppierung angespielt. Denken Sie mal darüber nach,
Wilosha. Aventine kann die Cobras nicht einfach abschieben – aus Gründen, die Sie ebenso gut kennen wie ich.«
    »Wir wollen Sie nicht abschieben, sondern lediglich Ihre Machtstruktur so weit ändern, dass …«
    »Halten Sie den Mund und hören Sie zu, ja? Also schön: Wenn es die Cobras immer geben wird, warum dann nicht auch eine Organisation, deren einziger Lebenszweck darin besteht, gegen die Cobras zu arbeiten?«
    Einen Augenblick lang starrte Wilosha ihn bloß an. »Wollen Sie damit etwa andeuten«, sagte er endlich, »Gouverneur Priesly hätte die ganze Bewegung einzig deswegen ins Leben gerufen, um eine politische Basis für sich selbst zu schaffen?«
    Justin zuckte mit den Achseln. »Sie wissen mehr über die Strukturen Ihrer Gruppierung als ich. Benutzt er sie dazu? Vielleicht überlegen Sie sich mal, ob Sie über die Ablehnung durch die Cobra-Akademie schon so verbittert waren, bevor Priesly Ihnen eingeredet hat, dass Sie es sein sollten.«
    »Sie verdrehen die Tatsachen«, knurrte Wilosha. Aber er klang nicht vollends überzeugt. »Durch Priesly bedrohen wir Ihren Status als Elite, daher ist es nur natürlich, dass Sie seine Motive und Vorgehensweise anfechten.«
    »Vielleicht«, sagte Justin ruhig. »Aber ich habe niemanden losgeschickt, der in sein Büro gestürmt kommt, um den Eindruck zu erwecken, die Jects seien mörderisch gefährliche Wahnsinnige. Denken Sie darüber nach, Wilosha. Wollen Sie wirklich auf der Seite eines Mannes stehen, der die Wahrheit im Namen politischer Macht verfälscht?«
    Wilosha schnaubte. »Das grenzt ziemlich dicht an Verleumdung«, erwiderte er. »Es sei denn, Sie haben Beweise für Ihre Behauptung. Beweise außer dem Wort Ihres Bruders, natürlich.«
    Justin spürte, wie in ihm der Ekel aufstieg. »Ach, verd…« Er holte tief Luft und stieß sie durch die zusammengebissenen Zähne wieder aus. »Machen Sie einfach, dass Sie rauskommen, Wilosha. Ich habe nicht genug Zeit, um mit jemandem zu diskutieren, der sich von der Partei das Denken hat abnehmen lassen.«

    Wiloshas Miene verfinsterte sich. »Hören Sie, Moreau …«
    »Raus, hab ich gesagt. Wir haben zu tun.«
    Der andere öffnete den Mund, schloss ihn jedoch sofort wieder. Den Blick auf Justin geheftet, drückte er sich an dem Cobra vorbei und durch die Tür hinaus. Die matte Metalltür schloss sich, und einen Augenblick lang starrte Justin darauf, lauschte, wie sein Puls sich wieder beruhigte, und fragte sich, welchen Sinn dieses Gespräch gehabt hatte. Fast empfand er so etwas wie Mitgefühl für Wilosha; der Mann wäre schließlich fast ein Cobra geworden, und ein stark ausgeprägtes Gefühl für Loyalität stand sehr weit oben auf der Liste der Eigenschaften, nach denen die Akademie ihre Bewerber auswählte.
    Andererseits galt das Gleiche für Intelligenz und Unbescholtenheit … und falls es ihm gelungen sein sollte, Wilosha ein wenig von seiner verklärten Sichtweise zu nehmen, begann der Mann vielleicht wenigstens, Prieslys Schritte und Worte ein wenig genauer zu beobachten. Und wenn er feststellte, dass sich die Theorie, Priesly werde von seiner eigenen Macht korrumpiert, hinreichend bewahrheitete …
    Es könnte dabei helfen, Prieslys Macht einzuschränken. Aber es würde nicht helfen, Jin zurückzubringen.
    Er biss die Zähne zusammen und holte stockend Luft. Sie lebt, redete er sich

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