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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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etwas gefährlich wird.«
    Justin sah ihn lange an. Es geschähe dem Mann nur recht, ihn gleich hier bloßzustellen, vor einem Raum voller Cobras … doch das wäre kindisch, und Justin war längst über das Alter von solchen Kindereien hinaus. »Cobras«, rief er, »machen Sie eine Pause. In fünfzehn Minuten sind Sie wieder hier.«
    Die anderen verließen hintereinander ohne einen Kommentar oder eine Frage den Raum, und einen Augenblick später waren Justin und Wilosha unter sich. »Hoffentlich haben Sie sie nicht wegen meiner Bemerkung fortgeschickt«, meinte Wilosha. Seine Stimme klang fast heiter, sein Gesicht wirkte allerdings angespannt und müde.
    »Ich wollte bloß ein bisschen Ruhe und Ungestörtheit«, erklärte Justin und zielte einen Schlag auf das Gesicht des anderen Mannes.
    Wilosha hätte niemals einem ernsthaften Schlag ausweichen können, nicht solange Justins Cobra-Servos die Aktion steuerten. Doch seine Reflexe gaben ihr Bestes, hoben die Arme vor sein Gesicht … und weil Justin seine akustischen Verstärker eingeschaltet hatte und wusste, worauf er hören musste, entging ihm das schwache Sirren der Servos im Arm seines Gegenübers nicht.
    »Was zum Teufel sollte denn das?«, fauchte Wilosha und trat hastig einen Schritt zurück in Richtung Wand.
    Justin machte keine Anstalten, ihm zu folgen. »Ich wollte Ihnen bloß zeigen, wie einfach es für einen Cobra ist, einen Ject zu erkennen. Obwohl Ihr Nanocomputer Ihren Servos gewisse Einschränkungen auferlegt, gehen sie sofort bis an die äußerste Grenze, wenn es notwendig ist.«
    Wilosha verzog den Mund. »Tolle Technik, so viel steht fest. Ich kann Sie schon sehen, wie Sie durch die Straßen von Capitalia
spazieren und jedem eine verpassen, der Ihnen entgegenkommt. Wissen Sie, Sie hätten mich bloß zu fragen brauchen.«
    »Sie fragen? Was denn? Ich wusste schon, was Sie sind. Ich wollte Ihnen nur beweisen, dass ich es wusste.«
    »Natürlich. Sie hatten mich schon seit dem Start ausgeguckt, hab ich Recht?«
    Justin schnaubte leise. »Nein. Erst seitdem Sie bei jeder zweiten Trainingseinheit auftauchen, Gift verspritzen und Ihren Neid kaum verbergen können. Zu welcher Schlussfolgerung wären Sie denn gekommen?«
    »Ich bin nicht neidisch auf Sie«, fuhr Wilosha ihn an, ein wenig zu schnell. »Ich komme zu Ihrem Training, um ein Auge auf Sie zu haben, mehr nicht.«
    »Ein Auge auf uns haben? Warum? Woran liegt es, dass Sie solche Angst vor uns haben?«
    Wilosha atmete tief durch. »Das ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion, Moreau. Holen Sie Ihren Trupp ruhig wieder rein und fahren Sie vo…«
    Er brach ab, als Justin einen großen Schritt zur Tür machte und seinem Gegenüber damit den Weg hinaus versperrte. »Genaugenommen, Wilosha, ist dies meiner Ansicht nach ein ausgezeichneter Augenblick für eine Diskussion«, erklärte er dem anderen Mann kühl. »Oder wenigstens für einen kleinen Plausch. Es gibt ein paar Dinge, die ich zu gerne wüsste. Fangen wir damit an, warum zum Teufel ihr Jects versucht, euch ein Leben lang darüber zu beschweren, dass die Trauben für euch zu hoch hängen.«
    Einen Augenblick starrte Wilosha ihn wütend an und antwortete nicht. »Sie sind nur ein paar Jahre jünger als ich«, knurrte er schließlich. »Sie müssen das erste Zwacken der Cobra-Arthritis bereits spüren. Genau das haben die Herren der Akademie mit uns gemacht: Sie haben uns zum vorzeitigen Tod verdammt, und das für nichts. Finden Sie nicht, das ist Grund genug, um verbittert zu sein?«
    »Nein«, stellte Justin schlicht fest. »Tut mir leid, aber ist es nicht. Niemand hat Ihnen eins über den Schädel gezogen und Sie
gezwungen, sich bei der Akademie zu bewerben. Sie kannten die Risiken – und wenn es nicht geklappt hat, dann ist das eben Ihr Schicksal. Das Leben verlangt gewisse Opfer – von jedem. Und wo wir schon einmal beim Thema vorzeitigen Ablebens sind, denken Sie vielleicht mal an all die Cobras, die bei der Jagd auf Stachelleoparden verdammt nochmal viel früher draufgegangen sind als Sie.«
    In Wiloshas Wange zuckte ein Muskel. »Tut mir leid, aber gegen die, die für Aventine gestorben sind, haben wir nichts einzuwenden.«
    »Wir alle haben unser Leben aufs Spiel gesetzt«, erinnerte Justin ihn. »Aber Sie können sich nicht die herausgreifen, die zufällig überlebt haben, um an ihnen Ihre Verachtung abzureagieren.«
    »Das ist keine Verachtung«, beharrte Wilosha. »Es ist die aufrichtige und berechtigte Sorge

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