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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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mitzunehmen. Als Frau jedoch stellte Jin keine Bedrohung für ihn dar.
    Sie ließ sich in den Sitz sinken, beobachtete, wie die Stadtlandschaft an ihrem Fenster vorüberzog, und versuchte sich auszurechnen, wie sich dieser blinde Fleck am besten zu ihrem Vorteil einsetzen ließ.

73
    Von Azras nach Mangus waren es fünfzig Kilometer – über eine Straße, die erkennbar neuer und in besserem Zustand war als die Hauptstraße, welche Jin früh am Morgen entlanggetrabt war. Weder Nardin noch der Fahrer sprachen während der Fahrt mit ihr, weshalb ihr nicht viel anderes zu tun blieb, als die Landschaft draußen und – verstohlener – die beiden Männer zu betrachten.
    Dabei ergab sich nichts sonderlich Beeindruckendes. Nardin saß teilnahmslos im Wagen, gelegentlich streifte sein Blick sie, aber im Allgemeinen blieb er auf die Straße gerichtet. Auch der Fahrer wirkte steif und abweisend, selbst Nardin gegenüber. Wenn sie überhaupt sprachen, wechselten sie knappe und nichtssagende Sätze, und sie entdeckte nichts von dem lockeren, kameradschaftlichen Umgang, den sie zwischen Daulo und seinem Fahrer bemerkt hatte. Eine ausgesprochene Herr-Diener-Beziehung, entschied sie nach einer Weile, ohne auch nur einen Hauch von Freundschaft oder auch nur gegenseitigem Respekt. In Anbetracht ihres ersten Eindrucks von vor vier Tagen traf sie das nicht übermäßig unerwartet.
    Die Landschaft draußen war nicht ganz so unfreundlich, machte das jedoch – es war eine flache Ebene – durch ihre Monotonie mehr als wett. Weiter östlich, das wusste sie, begann wieder jener dichte Wald, der auch Milika umgab, und der sich über ganz Qasama bis hin zu den Siedlungen am anderen Ende des Fruchtbarkeitsbogens erstreckte. Zumindest hier aber hatte sich der Wald nicht ausbreiten können.
    Was vermuten ließ, dass es zwischen Azras und Mangus weit weniger tödliche Raubtiere gab – falls sie und Daulo von Mangus einen schnellen Abgang machen mussten. Weniger Raubtiere und beträchtlich weniger Deckung. Alles in allem hätte sie sich lieber der Gefahr durch Raubtiere ausgesetzt.

    Sie konnten Mangus schon lange sehen, bevor sie es erreichten … und die Satellitenfotos waren dem Ort nicht annähernd gerecht geworden. Nach der hohen, schwarzen Außenmauer zu schließen, schien das Gelände grob die Form einer Raute zu haben – ein scharfer Kontrast zu der Kreisform von Milika und den Siedlungen, die ihr Vater auf Qasama besucht hatte. Die Spitzen der Raute schienen nach Südosten und Nordwesten zu zeigen – längs der Magnetfelder des Planeten, entschied sie, als sie an die ähnlich ausgerichteten Straßen in Azras und den anderen Städten dachte. Die umherziehenden Bololinherden auf Qasama orientierten sich an magnetischen Feldlinien, und die Bewohner mussten die riesigen Tiere entweder um die menschlichen Behausungen herumlenken oder ihnen ungehinderten Durchgang gewähren.
    So beeindruckend die Mauer auch war, sie verblasste im Vergleich zu dem schillernden, kuppelartigen Dach, das sie überspannte.
    Die Satelliten der Cobra-Welten hatten mit diesem Spanndach nicht viel anzufangen gewusst. Es war aus Metall oder mit Metall beschichtet; doch war es keine dichte Fläche, sondern bestand aus einer Art eng verwobenem Doppelgitter, dessen variable Überlagerungsmuster die Erkundungssatelliten effektiver abblockten als jede feste Konstruktion. Zudem war es für alle elektromagnetischen Wellenlängen, mit denen die Satelliten arbeiteten, fast völlig undurchdringbar.
    Jetzt konnte Jin es endlich vom Boden aus betrachten. Es war, wie sie sah, mittels hoher, schwarzer Pylonen verankert, die man außerhalb der Mauer in die Erde eingelassen hatte und die ihrerseits doppelt mit Seilen vertäut waren. Wie das Spanndach in der Mitte abgestützt war, blieb vorerst noch ein Rätsel, vor allem deshalb, weil sein leichtes, aber deutlich erkennbares Kräuseln im Wind darauf hindeutete, dass es einer Art Stoff ähnlicher zu sein schien als starrem Metall. Jin versuchte, durch den schmalen Spalt zwischen seinem unteren Rand und dem oberen Teil der Mauer zu spähen, als sie sah, dass sich links hinter der Mauer
etwas bewegte. Sie stellte ihren optischen Verstärker auf Teleskop ein.
    Es war ein Bus. Identisch mit denen, die bereitgestanden hatten, um Daulo und seine Arbeitskollegen nach Mangus zu bringen … nur dass dieser auf einer anderen Straße Richtung Norden fuhr. Wie auch der Bus, der ihm folgte. Und der nächste. Und der übernächste.
    »Sie fahren

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