Cobra
blickte sich tief in die eigenen Augen. »Ich habe – also, verdammt
nochmal, ich habe Verrat gespürt. Ob das einen Sinn ergibt oder nicht.«
Tat es nicht, aber das spielte fast keine Rolle. Was immer auch der Grund dafür war, Akim war endlich aus seiner Gleichgültigkeit gegenüber Mangus gerissen worden, und jetzt war es an Daulo, Öl in dieses Feuer zu gießen. »Ich verstehe es nicht«, gab er zu, »aber ich vertraue auf Ihre Instinkte.«
Akim warf ihm einen niedergeschlagenen Blick zu. »Scheiß auf die Instinkte«, nölte er. »Irgendetwas stimmt hier nicht, und ich werde herausfinden, was.«
Er wollte zur Tür. »Sie gehen wieder rein?«, fragte Daulo vorsichtig. »Ich meine, in Anbetracht dessen, was gerade passiert ist?«
»Ich habe mich wieder völlig unter Kontrolle«, sagte der andere steif. »Also, mir ist einfach etwas nicht bekommen, was ich heute Morgen zum Frühstück gegessen habe. Ist das klar?«
Der Ausbilder stand direkt vor der Tür zur Montagehalle und beobachtete sie, als sie aus der Toilette kamen. Er akzeptierte Akims verlegen vorgebrachte Erklärung und begleitete sie zurück in die Halle bis zu ihren Tischen. Daulo machte sich wieder an die Arbeit, spannte seine Sinne aufs Äußerste an und gab sich allergrößte Mühe, das zu spüren, was Akim beschrieben hatte.
Nichts.
Was vielleicht noch schlimmer war – Akim konnte es offenbar auch nicht mehr fühlen. Er hockte mit grimmiger Miene vor seinem Tisch und arbeitete an seinen Platinen, ohne dass seine frühere Reaktion auch nur in abgeschwächter Form erneut aufgetreten wäre.
Entweder war das, was immer es gewesen war, vorbei … oder es hatte überhaupt nicht stattgefunden.
Daulo kam zu dem Schluss, dass dies der eigenartigste Sonnenuntergang war, den er je gesehen hatte. Vorne war die Sonne bereits hinter der horizontalen Begrenzung durch die Außenmauer von Mangus verschwunden, oben auf dem schillernden Spanndach erzeugte sie dagegen noch immer bunte Lichtmuster. »Ich
frage mich, ob das Ding hier Regen abhalten soll«, meinte er dazu und verdrehte seinen Kopf so, dass er aus ihrem Fenster nach oben blicken konnte.
»Wozu sollte es sonst gut sein?«, meinte Akim übellaunig von seinem Bett aus.
Damit Jins Leute nicht hineinsehen können. Aber das konnte er Akim unmöglich erzählen. »Beschäftigt Sie die Sache von heute Nachmittag in der Montagehalle immer noch?«, fragte er stattdessen, den Blick auf das Spanndach geheftet.
»Sie vielleicht nicht?«, fauchte der andere ihn an. »Ich habe mich in aller Öffentlichkeit wie ein Trottel benommen und bin nicht einmal dahintergekommen, warum.«
Daulo schürzte die Lippen. »Vielleicht war es irgendeine Chemikalie, die bei der Herstellung verwendet wird?«, mutmaßte er. »Irgendeine Ausdünstung der Platinen.«
»Und wieso hat dann niemand sonst darauf reagiert? Oder, um es noch genauer zu fassen: Wieso war es nicht mehr da, als wir in die Halle zurückkamen? Und es war nicht mehr da.«
Daulo biss sich auf die Innenseite seiner Wange. »Na schön, dann … dann war es vielleicht für mich bestimmt, und hat nur zufällig Sie erwischt.«
Akim schnaubte. »Jetzt sind wir wieder bei Ihrer paranoiden Vorstellung, dass Mangus die Siedler aussperren will, ja?«
»Die Tatsachen sprechen dafür, oder etwa nicht?«, brummte Daulo und drehte sich zu dem anderen Mann um. »Ein Gasstrom vielleicht, der mir Angst machen soll, damit ich von selbst wieder gehe.«
»Was ich gefühlt habe, war keine Angst.«
»Vielleicht sind Sie mutiger als ich. Und als dann Sie an meiner Stelle reagiert haben, haben sie es vielleicht wieder abgestellt.«
Akim schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn. Was Sie da meinen, ist viel zu kompliziert für eine Firma, die letztlich nichts weiter als Fon-Geräte montiert.«
»Und woher wissen Sie, dass das tatsächlich Fon-Platinen waren, die wir zusammengesetzt haben?«, konterte Daulo.
Akim legte die Stirn in Falten. »Was sollte es sonst sein?«, fragte er.
Daulo atmete tief durch. »Waffen. Möglicherweise Raketenbauteile.«
Er hatte wenigstens ein ungläubiges oder tadelndes Schnauben erwartet. Aber Akim sah ihn einfach nur an. »Und wie«, sagte er ruhig, »kommen Sie ausgerechnet darauf?«
Ein Schauder kroch Daulo den Rücken hinauf. Er weiß Bescheid, war sein erster, erschreckender Gedanke. Die Shahni stecken mit Mangus unter einer Decke – die Städte planen tatsächlich einen Krieg gegen die Siedlungen. Aber für einen Rückzieher
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