Cobra
steckte er sie zurück ins Fon und nahm eine der Schrauben zur Hand. »Ich muss herausfinden, wo dieser Teil der Geräte montiert wird, und mich dann dort einschleichen.« Er hielt inne. Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Wissen Sie … die Fone von Mangus sind in den letzten zwei, drei Jahren die modernsten. Sie sind vor allem bei Beamten in der Stadtverwaltung sehr beliebt.«
»Und bei den Shahni?«, fragte Daulo.
»Und bei den Shahni«, bestätigte Akim und nickte. »Ich habe selbst eins auf meinem Schreibtisch …« Er atmete tief durch. »Ich weiß nicht, womit wir es hier zu tun haben, Daulo Sammon,
aber was immer es ist, ich muss dahinterkommen. Und zwar schnell.«
»Werden Sie Verstärkung anfordern?«
Akim sah ihn hämisch grinsend an. »Über ein solches Fon?«, fragte er spitz.
Daulo verzog das Gesicht. »Ach so, richtig. Na ja … passen Sie auf, vermutlich reicht bereits ein anonymer Hinweis in das richtige Ohr, und man schmeißt mich raus. Wenn Sie mir eine Nachricht mitgeben wollen, bringe ich sie persönlich zu Moffren Omnathi.«
»Selbst wenn Radig Nardin beschließt, alles daranzusetzen, Sie nie wieder nach Mangus hineinzulassen?«, fragte Akim.
Daulo schluckte und musste an die Schlägertypen denken, die ihn und Jin überfallen hatten. »Und was werden sie Ihrer Meinung nach mit uns machen, wenn sie dahinterkommen, dass wir über ihre Manipulation Bescheid wissen?«, konterte er.
Akim stellte das Fon auf den Tisch zurück und stand auf. »Ich bin ein Vertreter der Shahni«, sagte er entschieden. »Sie werden es nicht wagen, mir etwas anzutun.«
Darauf hatte Daulo keine Antwort. »Haben Sie vor, diese zusätzliche Montagehalle heute Nacht zu suchen?«, fragte er stattdessen.
Akim zögerte und sah aus dem Fenster. »Es ist schon spät … aber ich kann mich nicht erinnern, dass jemand davon gesprochen hätte, wir dürften abends die Quartiere nicht verlassen.« Er wandte sich wieder Daulo zu. »Ich nehme an, Sie wollen mitkommen?«
»Wenn es Ihnen recht ist. Es sei denn, Sie vertrauen mir nicht.«
Akim blickte ihm fest in die Augen. »Um ganz ehrlich zu sein, nein, das tue ich nicht. Ich halte Sie nicht für den unschuldigen Zuschauer, für den Sie sich ausgeben, und solange ich nicht herausgefunden habe, welches Spiel Sie spielen, gefällt es mir nicht, Sie im Rücken zu haben.« Er schnaubte leise. »Aber sollten Sie gegen mich arbeiten, gehe ich leider ein ebenso großes Risiko ein, wenn ich Sie hierlasse, wo ich Sie nicht im Auge behalten kann.«
Daulo verzog das Gesicht. »Kann ich Sie nicht irgendwie davon überzeugen, dass ich nicht gegen Sie arbeite?«
»Eigentlich nicht.«
»Dann werden Sie die Entscheidung wohl für sich ganz allein treffen müssen. Bedenken Sie nur, Sie begleiten und gleichzeitig hierbleiben kann ich nicht.«
Akims Lippe zuckte. »Das ist wahr.« Er atmete tief durch. »Also schön. Kommen Sie, gehen wir.«
75
Es war eine ziemliche Überraschung für Jin, aufzuwachen und festzustellen, dass sie noch lebte.
Sie ließ sich einen Augenblick lang Zeit und lauschte mit geschlossenen Augen. Nichts – bis auf das ferne Summen von Maschinen oder der Lüftung. Keine Atemgeräusche außer ihren eigenen.
Was bedeutete, dass man sie nicht nur am Leben, sondern auch allein gelassen hatte.
Sie öffnete die Augen und fand sich in einem kleinen Zimmer wieder, vielleicht drei mal vier Meter, das bis auf die dünne Matratze, auf der sie lag, und ein etwas dickeres Sitzpolster in einer Ecke leer war. Eingelassen in die Decke war die Lüftungsöffnung, die für alles, was größer war als ein Mungo, zum Hindurchschlüpfen zu klein war. In einer Wand befand sich eine Metalltür.
Sie stand vorsichtig auf. Kein Schwindelgefühl, keine Schmerzen bis auf ein leichtes Drücken des Blutergusses, wo sie mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen war. Und auch keine Möglichkeit festzustellen, wie lange mich das Zeug außer Gefecht gesetzt hat, erinnerte sie sich verbittert und wünschte sich, sie hätte ihre Zeitschaltung in Gang gesetzt, bevor sie ohnmächtig geworden war. Sie trat an die Tür, presste ihr Ohr dagegen und aktivierte ihre akustischen Verstärker.
Das schwache Geräusch von Stoff auf Haut drang von draußen herein, gefolgt von einem Räuspern.
Wenigstens halten sie mich für gefährlich genug, um mich einzusperren, dachte sie und fühlte sich ein wenig beruhigt. Auf einer verstandesmäßigen Ebene sah sie zwar ein, dass die ihr unterstellte
Weitere Kostenlose Bücher