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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Schwäche als Frau sehr zu ihrem Vorteil war, trotzdem nagte es an ihr, wenn ihre Gegner sie mit solcher Lässigkeit behandelten.

    Wer immer diese Gegner waren.
    Sie runzelte die Stirn, als die Erinnerung an die letzte Unterhaltung zurückkehrte, die sie mitbekommen hatte. Obolo Nardin war über den Absturz des Shuttles informiert gewesen – er hatte auch gewusst, dass sie in Milika bei der Familie Sammon gewohnt hatte. Hatten die Shahni diese Information öffentlich verbreitet? Oder war Mangus in Wahrheit ein Regierungsbetrieb? Weder die eine noch die andere Vorstellung war sonderlich verlockend.
    Und doch … vorausgesetzt, die Droge, die man ihr ins Gesicht geblasen hatte, hatte ihr den Verstand nicht vollkommen benebelt … waren sie nicht ganz offen darüber besorgt gewesen, einen Agenten der Shahni mitten unter sich zu haben?
    Was darauf schließen ließ, dass sie tatsächlich etwas vor den Shahni verbargen. Aber woher wussten sie dann Dinge, die nur die Shahni wissen durften?
    War Mangus möglicherweise ein Jeton im großen Roulettespiel der Macht unter den Shahni selbst? Vielleicht der zaghafte Versuch der einen Seite, eine Möglichkeit zu finden, sich gegen die Cobra-Welten zur Wehr zu setzen?
    Die Cobra-Welten. Mangus. Mungo …
    Grundgütiger!
    Eine ganze Weile stand Jin einfach nur da, als hätte sie der Schreck Wurzeln schlagen lassen. Gott im Himmel. Es hatte die ganze Zeit genau vor ihrer Nase gelegen, und sie hatte es fertiggebracht, es völlig zu übersehen. Mungo.
    Verärgert schüttelte sie den Kopf. Die Bewegung verursachte einen stechenden Schmerz in ihrem Bluterguss. Es war noch immer nicht zu spät, ihren Irrtum wiedergutzumachen … vorausgesetzt, es gelang ihr, aus diesem Zimmer rauszukommen. Sie biss die Zähne aufeinander, ging in die Hocke und untersuchte das Türschloss.
    Sofort war offensichtlich, dass dieses … Zimmer ursprünglich nicht für Gefangene konstruiert worden war. Man hatte die Tür mit einem schlichten Notbehelf zugesperrt, indem man den Türgriffmechanismus
innen entfernt und eine Metallplatte über die dadurch entstandene Öffnung geschweißt hatte.
    Sie entfernte sich von der Tür und unterzog das Zimmer einer raschen, aber sorgfältigen Überprüfung. Soweit sie sehen konnte, gab es keine versteckten Kameras. Es war allerdings durchaus möglich, dass in den Wänden verdeckte Mikrofone verborgen waren. Doch damit ließe sich fertigwerden. Viel drängender war das Problem, etwas zu finden, mit dem sie das Metall über dem Schloss zurückbiegen konnte. Sie streifte einen Schuh ab und experimentierte mit dem Absatz. Nicht ideal, es würde jedoch funktionieren. Sie holte tief Luft, zwängte den Absatz mit der einen Hand unter den Rand der Platte und aktivierte den Fingerspitzenlaser ihrer anderen.
    Es war einfacher als erwartet. Der Mensch, der mit der Sicherung der Tür betraut worden war, hatte diese Arbeit erkennbar nicht zu seinem Beruf machen wollen und ein Weichmetall benutzt, das sich in wenigen Minuten punktschweißen ließ. Jin brauchte nicht lange, um drei der Kanten zu lösen und den Rest so weit aufzuweichen, dass sie sie vom Loch zurückbiegen konnte. Nun brauchte sie nur noch zu warten, bis das Ganze wieder abgekühlt war, und nach wenigen Minuten kam sie dicht genug heran, um in die Öffnung hineinzublicken.
    Im Innern der Tür befand sich ein kleiner Irrgarten aus Drähten und Technik: ein elektronisches Schloss. Sie kannte ein Dutzend Möglichkeiten, schnell mit einer solchen Konstruktion fertigzuwerden, angefangen vom Verschmoren mit ihrem Bogenwerfer bis hin zum Verschlacken mit ihrem Antipanzerlaser. Leider neigten die meisten dieser Möglichkeiten dazu, extrem viel Lärm zu machen, und das Letzte, was sie sich im Augenblick erlauben konnte, war, dass einer der Posten draußen auf seinen wie auch immer gearteten Panikknopf drückte.
    Zum Glück standen ihr raffiniertere Methoden zur Verfügung. Der Elektromagnet und der Schubriegelbolzen des eigentlichen Mechanismus waren unschwer zu erkennen; sie schob einen Finger in das Loch und fand den Riegel, der den Bolzen an seinem
Platz festhielt, wenn das Schloss verriegelt war. Sie schob ihn mit einem Finger aus dem Weg und fummelte den Schubriegel mit zwei weiteren zurück …
    Nichts klickte, nur die Tür machte eine kaum merkliche Bewegung nach innen, als sie wie zuvor ungehindert in den Angeln schwingen konnte. Jin richtete sich auf und zog den Schuh wieder an. Erledigt. Sie aktivierte ihre Schallwaffe,

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