Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
Vom Netzwerk:
folgte Radig vorsichtig.
    Nahe bei der Tür standen zwei Posten, hinter einem Doppelvorhang verborgen. Über ihr Atemgeräusch ortete sie ihre genaue Position und schlich leise auf nackten Füßen an ihnen vorbei. Es war einfach, Radigs Schritten zu folgen, und als der Mann stehen blieb, befand sie sich nur einen Vorhang von Obolo Nardins Polsterthron entfernt. Jin ging hinter dem Vorhang in die Hocke und hielt den Atem an.
    »Mein Sohn«, war Obolo zu vernehmen, dessen Tonfall Jin seltsam in den Ohren schmerzte – vielleicht das stimmliche Gegenstück zu den glänzenden Augen der Drogenbenutzer.
    »Mein Vater«, begrüßte Radig seinerseits den älteren Nardin. »Ich habe dir die Frachtliste der letzten Lieferung mitgebracht. Man hat bereits mit dem Ausladen begonnen. Sobald es dunkel ist und sämtliche Teilzeitarbeiter in ihren Häusern eingesperrt sind, wird man mit dem Weitertransport der Spezialbauteile in das Montagegebäude beginnen.«
    Das vertraute Sirren und Klicken, mit dem eine Disc in einem Lesegerät verschwand … und Obolo stieß einen zufriedenen Laut aus. »Gut. Haben sie schon mit der Arbeit an dem zweiten Computersystem angefangen?«

    »Sie sind noch dabei, es zu installieren«, erklärte ihm Radig. »Sie schätzen, dass sie in etwa zwei Tagen fertig sind.«
    »Zwei ein Viertel«, korrigierte Obolo mit beiläufiger Gewissheit. »Sie unterschätzen immer wieder die Zeit, die sie tatsächlich brauchen.«
    »Vielleicht haben sie dies…« Radig hielt inne, als ein Ping vom Tisch ertönte.
    »Obolo Nardin«, sagte Obolo. Etwas selbst für Jins verstärktes Gehör Unverständliches … »Befehl«, stieß er verärgert hervor. »Besagter Rekorder, letzte Aufzeichnung.«
    Noch mehr unverständliche Worte … doch auch ohne optische Anhaltspunkte spürte Jin plötzlich auf der anderen Seite des Vorhangs eine gewisse Anspannung.
    Wie mit Sicherheit auch Radig. »Was ist los?«, fragte er gereizt, als die Stimmen verstummt waren.
    Obolo atmete hörbar durch. »Der Shahni-Agent, der mit Daulo Sammon ins Werk gekommen ist, hat den Schlüssel zum Mungo-Projekt gefunden.«
    »Der Shahni …? Bist du ganz sicher, dass er ein Shahni ist?«
    »Wenn ich es noch nicht gewusst hätte, sein letztes Gespräch mit Daulo Sammon hat es bestätigt.« Obolos Stimme beruhigte sich, bekam fast etwas Gelangweiltes. »Seine Reaktion heute Morgen auf die subliminalen Drogen genügen mir als Beweis.«
    Radig hatte offensichtlich Mühe, ihm zu folgen. »Du hast gesagt, er weiß Bescheid? Wieso?«
    »Daulo Sammon hat ihn ganz zufällig darauf gebracht. Es war von irgendeiner phantastischen Spinnerei die Rede, hier würden Raketen hergestellt, woraufhin der Agent sich veranlasst sah, das Fon-Gerät auseinanderzunehmen. Vielleicht hattest du Recht: Vielleicht hätten wir den Siedler gleich beseitigen sollen.«
    »Aber die Selbstzerstörung des Fons …«
    »Hat natürlich ordnungsgemäß funktioniert. Aber du glaubst doch nicht, das hätte etwas genützt, oder? Zerstörte Beweise sind für solche Leute ebenso interessant wie nicht zerstörte.«

    Radig fluchte. »Wir sollten sofort ein paar Wachen in ihren Komplex schicken.«
    »Warum?«
    »Warum?«, wiederholte Radig fassungslos. »Wenn er diese Informationen an seine Vorgesetzten weitergibt …«
    »Das kann er nicht.« Obolo erinnerte in seiner Ruhe an einen Gletscher. »Mangus ist für die Nacht abgeriegelt, und ich habe, gleich als er sich heute Morgen ausgewiesen hat, sämtliche Fon-Kontakte nach draußen, außer aus diesem Gebäude, abschalten lassen. Nur nicht hektisch werden, mein Sohn. Lass mich nachdenken.«
    Einen Augenblick lang konnte Jin nichts weiter hören als ihren eigenen Puls. Jetzt war es passiert – das, was sie am meisten an diesem ganzen Einbruch gefürchtet hatte: Daulo Sammon schwebte in Lebensgefahr. Ihre Beine zitterten, so sehr drängte es sie, aus ihrem Versteck hervorzustürzen, sowohl Obolo als auch Radig mit ihrem Antipanzerlaser in zwei Hälften zu schneiden und Daulo hier rauszubringen …
    »Ja«, meinte Obolo plötzlich. »Ja. Du wirst einen kleinen Trupp zusammenstellen, mein Sohn – vier Mann -, und sie zum Montagegebäude führen. Der Agent wird als Nächstes versuchen, einige unserer speziellen Bauteile in unzerstörtem Zustand in die Finger zu bekommen, um sie von hier mitzunehmen.«
    »Woher will er wissen …«
    »Bestimmt hat er die Tür zur Halle für die Endmontage heute Morgen gesehen, als er und der Siedler ihren Bereich als

Weitere Kostenlose Bücher