Cobra
einfach, aber das ist es nicht. Er braucht nämlich nicht sämtliche Unterhaltungen und Datenübertragungen quasi per Hand auszusortieren, müssen Sie wissen. Das kann er mit Computern erledigen.«
»Mit Computern?« Daulo runzelte die Stirn. »Wie denn?«
»Es ist ganz einfach. Er braucht nichts weiter zu tun, als die Computer in jedem Gespräch nach zuvor einprogrammierten Worten oder Namen suchen zu lassen.«
»Und dann muss er sich nur noch die anhören, die diese Worte enthalten«, unterbrach Akim sie. »Ein wenig technische Raffinesse sollten Sie auch uns zugestehen – die Methode ist quasi seit Urzeiten bekannt. Trotzdem …« Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht machen Sie sich nicht recht klar, wie viele Informationen an einem einzigen Tag auf ganz Qasama übermittelt werden. Um das alles zu bewältigen, brauchte man weit höher entwickelte Computer als die, die auf Qasama zu bekommen sind.«
»Ich weiß«, sagte Jin ruhig. »Aber Obolo Nardins Computer stammen nicht von Qasama. Sie kommen aus der Troft-Assemblage.«
Ein halbes Dutzend Herzschläge lang sahen die anderen sie bloß an, Daulo mit offenem Mund, Akim nur geringfügig weniger vom Donner gerührt. Daulo fand als Erster seine Stimme wieder. »Das ist verrückt«, zischte er.
»Ich wünschte, es wäre so«, sagte Jin. »Ist es aber nicht. Jetzt, in diesem Augenblick, steht ein Schiff der Trofts in der anderen Hälfte von Mangus geparkt.«
»Dessen Gegenwart Sie im Augenblick leider nicht beweisen können«, murrte Daulo. »Wie praktisch.«
Jin bekam einen roten Kopf. Daulo ging mit seiner gespielten Feindseligkeit zu weit. »Ich werde sehen, was ich tun kann, um das zu korrigieren …«
»Und was, bitte«, wollte Akim wissen, »hätten die Trofts durch einen solchen Handel zu gewinnen?«
Jin drehte sich zu ihm zurück. »Ich weiß nicht, wie viel Sie über die Trofts wissen, aber sie sind kein in sich geschlossenes Gefüge, wie Sie sich das vielleicht vorstellen. Die Assemblage ist im Grunde nichts weiter als eine lose Konföderation unabhängiger Domänen, die untereinander in ständigem ökonomischen und politischen Wettstreit stehen.«
»Genau wie die Siedlungen und Städte auf Qasama«, murmelte Daulo kaum hörbar.
Jin sah ihn an. »In etwa, ja. Ich vermute, in einer dieser Domänen ist man zu dem Schluss gekommen, dass Menschen eher eine Bedrohung als einen Gewinn darstellen, und nun versucht man, etwas dagegen zu unternehmen.«
»Indem man Obolo Nardin zu größerer politischer Macht verhilft?« Akim runzelte die Stirn.
»Indem man Qasama vereinigt«, verbesserte Jin leise. »Und Ihre Welt dann als Kriegsmaschine gegen uns benutzt.«
Akims Augen funkelten. »Wir brauchen keine Unterstützung von Aliens, um euch zu hassen«, stieß er hervor. »Aber wir führen auch keinen Krieg unter fremdem Kommando.«
»Wenn Obolo Nardin sich durchsetzt, werden Sie dabei nicht mehr viel mitreden können.« Jin hörte ein Geräusch. »Da kommt jemand«, zischte sie und schaltete ihre Schallwaffe ab.
Eine Sekunde später wurde der Vorhang zur Seite gezogen, und man sah Radig und eine Handvoll Männer. Radig wirkte ziemlich genervt, wie Jin auffiel. Schätzungsweise war beim Belauschen ihrer Unterhaltung nicht viel rumgekommen. »Sie da – fremde Frau – ziehen Sie das an«, fuhr er sie an und warf ihr ein Knäuel Männerkleidung zu. Dieselben Sachen, die sie auch am Morgen in Azras als Verkleidung getragen hatte. »Und was dann?«, fragte sie, als einer der Wachen vortrat, um ihre Handschellen zu lösen.
Er überhörte die Frage. »Der da …«, damit zeigte er auf Akim, »… wird uns zur Montagehalle begleiten. Sie dagegen«, meinte er mit einem kalten Lächeln an Daulo gewandt, »werden wir noch ein wenig leben lassen. Obwohl Ihnen das wahrscheinlich nicht gefallen wird.«
»Was soll das heißen?«, wollte Jin wissen.
»Ziehen Sie sich aus!«, fauchte Radig.
»Sagen Sie mir zuerst, was Sie mit Daulo Sammon vorhaben.«
Eine der Wachen trat vor, hob die Hand, um sie zu schlagen …
»Nein!« Radig hielt ihn zurück. »Ihr darf kein Haar gekrümmt werden.« Er sah Jin wütend an, als der Wächter widerstrebend einen Schritt nach hinten trat. »Und Sie sollten dankbar dafür
sein, weil mein Vater nicht will, dass man an Ihrem Körper irgendwelche anderen Spuren findet. Ansonsten hätten wir Ihre Hinrichtung noch um ein paar Stunden hinausgeschoben.«
Jin erwiderte seinen wütenden Blick und sah ihm direkt in die Augen. »Sie
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