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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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fort!«
    Jonny sah den Mann, der gesprochen hatte, kurz an, ohne langsamer zu werden. »Verdammt nochmal, L’est, der Mann ist verletzt!«
    Der Laserstoß, den Jonny halb im Rücken erwartet hatte, blieb aus, und sie erreichten MacDonald ohne weiteren Zwischenfall. »Was können wir tun?«, fragte er, während sie sich neben ihm auf die Knie fallen ließen. Der andere Cobra drückte, wie Jonny jetzt sah, mit dem Handballen rhythmisch auf das Brustbein des Verletzten.
    »Beatme ihn«, fauchte MacDonald, doch Chrys hatte die Anweisung vorausgeahnt und begann bereits mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Jonny öffnete behutsam das verkohlte Hemd und zuckte zusammen, als er sah, wo ihn die Verbrennung erwischt hatte. »Was ist passiert?«
    »Challinor ist vor ungefähr fünfzehn Minuten hier eingetroffen und hat Bürgermeister Tyler erklärt, dass sie die Macht übernähmen«, presste MacDonald hervor. »Wir waren noch nicht in Verteidigungsstellung gegangen, und trotzdem versuchte Insley, auf ihn zu feuern.« Er stieß einen wütenden Fluch aus. »Challinor ging in Deckung. Er hatte keinerlei Grund, einen tödlichen Schuss abzufeuern – aber offenbar hielt L’est es für erforderlich, uns eine Lektion zu erteilen.«

    Jonny blickte über MacDonalds Schulter. L’est stand noch immer in der Nähe der Platzmitte und beobachtete sie. Er sah sich um, und zum ersten Mal fiel ihm auf, dass noch vier weitere Cobras anwesend waren. Sie standen mehr oder weniger gleichmäßig verteilt auf dieser Seite des Platzes: die beiden Männer, die am Abend zuvor außer L’est noch bei Challinor gewesen waren, und – »Sandy Taber hat sich ihnen angeschlossen«, sagte er.
    MacDonald gab einen verächtlichen Laut von sich. »Chrys?«, fragte er. Sie wandte sich von Insley ab und schüttelte den Kopf. »Ich kann keinen Puls mehr fühlen«, sagte sie leise. »Schon seit wir hier sind nicht. Tut mir leid, Ken.«
    MacDonald sah sie einen Augenblick lang an, die Hände immer noch auf der Brust des Toten. Dann erhob er sich langsam und drehte sich wieder zum Platz um – mit einem Gesicht wie eine in Stein gehauene Gewitterwolke. »Halte sie da raus, Jonny«, brummte er und begann, auf L’est zuzugehen.
    Das Ganze geschah mit einer solchen Beiläufigkeit, dass er bereits vier Schritte gemacht hatte, bevor Jonny so recht verstand, was der Cobra vorhatte. Gleichzeitig verkündete ein hörbares Atemholen hinter ihm, dass auch Chrys plötzlich erkannt hatte, was jetzt geschehen würde. »Ken!«, stieß sie hervor und sprang auf.
    Jonny war schneller. Er stand auf und packte sie mit einem unlösbaren Griff, bevor sie an ihm vorbeikonnte. »Bleib hier«, flüsterte er ihr eindringlich ins Ohr. »Da vorn kannst du nichts für ihn tun.«
    »Jonny, du musst ihn zurückhalten!«, stöhnte sie, als sie sich gegen seinen Griff sträubte. »Sie werden ihn umbringen!«
    Für Jonny war es die härteste Entscheidung, die er in seinem ganzen Leben getroffen hatte. Sein Instinkt schrie danach, auf den Platz zu treten, um sich zu feuern und zu versuchen, einen oder mehrere der Cobras auszuschalten, die dort schweigend im Kreis warteten. Für ihn war sonnenklar, dass L’est mit Insleys Tod exakt diese Reaktion hatte provozieren wollen: Er wollte
MacDonald in eine Konfrontation locken, bei der sie sämtliche taktischen und zahlenmäßigen Vorteile auf ihrer Seite hatten. Doch ebenso sonnenklar war, dass er nichts am Ausgang dieses Kampfes ändern konnte. Bei zwei gegen fünf würden er und MacDonald ebenso sicher draufgehen wie MacDonald allein … und ohne ihre beiden Cobra-Beschützer besäßen die Menschen in Ariel überhaupt keine Möglichkeit mehr, sich gegen Challinors Grünschnäbel von Kriegsherren zur Wehr zu setzen. Noch mehr als am Abend zuvor war ihm klar, was seine Pflicht war.
    Und so klammerte er sich fest an Chrys und sah zu, wie sie seinen Freund töteten.
    Der Kampf war kurz. Selbst wutentbrannt besaß MacDonald noch genug Verstand, nicht einfach stehenzubleiben und zu versuchen, L’est niederzuschießen. Mitten im Schritt ließ er sein rechtes Bein unvermittelt unter sich wegknicken und sackte senkrecht zu Boden. Gleichzeitig riss er die Arme hoch und feuerte mit seinen Fingerspitzenlasern nach beiden Seiten. Patrusky und Szintra am jeweils anderen Ende dieser Feuerstöße reagierten sofort und drehten sich zur Seite, während ihre Nanocomputer das Feuer erwiderten. Einen Augenblick später war ein doppelter Schmerzensschrei zu hören, als die

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