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Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Titel: Cocaine oder die Lust zur Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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sich beim Einkaufen, ließ vieles fallen, einmal zerschellte eine große Bowleschüssel auf dem Küchenboden. Dann wieder schien sie völlig abwesend, war weit weg mit ihren Gedanken, und man musste alles wiederholen, was man sagte, weil sie nichts mitbekommen hatte. Aber ich bin sicher, das war nicht nur die Wirkung des Kokains, sie hatte Angst. Sie hatte vor irgendetwas große Angst."
    „Vor irgendetwas oder vor irgendwem?"
    „Könnte ich nicht sagen ..." Sie schien sich wirklich Mühe zu geben, ihre Erinnerungen zu durchforsten, und dann hob sie den Kopf und sah Joe
    triumphierend an. „Doch, da war mal etwas. Vor ein paar Tagen auf einer Party. Ein Mann, er sah ganz normal aus wie ein Buchhalter, wissen Sie? Nun, aber Arlena wendete sich sofort ab, damit er sie nicht sah. Sie zitterte, und ich fragte, was denn los sei, doch sie winkte nur ab. ‚Jemand, den ich nicht ausstehen kann.', sagte sie und murmelte etwas von brutal im Bett. Ich glaube, sie hat mit ihm geschlafen und ist an den Falschen geraten. Vor so etwas habe ich sie gewarnt. Wir sind dann ziemlich schnell gegangen."
    „Würden Sie den Mann wiedererkennen, wenn sie ihn sehen? Können Sie ihn beschreiben?"
    Susan schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein, sorry, er war ein Duzendgesicht, eine graue Maus. So jemand, den man sieht und sich gleich darauf nicht einmal mehr daran erinnern kann, ob er eine Brille trug oder nicht. Sie kennen das sicher. Und einen Namen hat Arlena nicht genannt, wobei ich ehrlich gesagt nicht glaube,

dass er sich ihr unter seinem richtigen Namen vorgestellt hat, wenn er vorhatte, sie zu misshandeln."
    Joe nickte. „Da mögen Sie Recht haben."
    ***
    Später im Wagen konnte sich Aidan eine Bemerkung über Susan nicht verkneifen. „Eine sehr schöne Frau, diese Susan Woods."
    „Finden Sie?"
    „Ich dachte, Sie stehen auf schöne Frauen. Davon habe ich da drin aber nichts gemerkt."
    „Sie ist eine Zeugin in einem Mordfall, wenn ich mich nicht irre. So bescheuert bin ich nicht. Sie können sie gerne haben, wenn Sie so versessen auf sie sind.", fauchte Joe sarkastisch.
    Aidan grinste anzüglich und gönnte sich einen Spaß. „Ja, sie stand auf mich, haben Sie gesehen, wie sie mich ansah? Sie hat mich ja geradezu verschlungen. Wenn das keine Einladung war ..."
    „Ist mir nicht aufgefallen.", brummte Joe und hielt an einer roten Ampel. Aidan wusste, dass er log. Dann begegnete er Joes Blick und vergaß, was er hatte sagen wollen.
    „Ich fahr jetzt zum Revier und sehe mir die Autopsieergebnisse an. Sie müssten inzwischen da sein ... kommen Sie heute Abend noch mit mir und den Kumpels einen trinken? Wir treffen uns nach dem Dienst zu einem Absacker im ,Cops Barrel' in der Seitenstraße hinter dem Polizeigebäude."
    Aidan sah ihm an, wie halbherzig diese Einladung war. Joe wollte gar nicht, dass er mit kam. Konnte er ihm nicht verdenken. Auch noch nach der Arbeit mit einem FBI-Mann am Tresen zu sitzen, war bestimmt nicht das, was man sich unter einem entspannenden Feierabend vorstellte. Und außerdem wollte Aidan ihm nach Möglichkeit aus dem Weg gehen. Verdammt, warum konnte einem so ein Mann nicht mal privat über den Weg laufen?
    Und während er das alles abwog, merkte Aidan gar nicht, dass er Joe immer noch ansah. Dieser sinnliche Mund, die Augen, verschattet von weichen Wimpern. Aidan sah genauer hin. Der Rand der Iris war dunkel, ein feiner Ring, der das wasserhelle Grün noch stärker leuchten ließ. Aidan seufzte innerlich und musste zugeben, dass er ja gar kein Privatleben hatte, in dem er so ein Exemplar kennenlernen konnte. Trotzdem, je mehr er sich von Joe fern hielt, desto sicherer würde es ihm gelingen, die Finger von ihm zu lassen.
    „Tut mir Leid, ich habe heute Abend noch eine Verabredung mit dem Supermarkt bei mir um die Ecke.", brachte er schließlich hervor. „Habe gerade monatelang Undercover gearbeitet und an meinen letzten freien Abend erinnere ich mich schon gar nicht mehr."
    „So schlimm, ja?"
    Aidan nahm den Spott nicht zur Kenntnis. Die beste Methode, um mit schwierigen Situationen umzugehen. „Ja, ich komme mir vor, als wäre ich gerade aus dem Knast entlassen worden."
    „Soll ich Ihnen eine kleine Maus fürs Bett besorgen?", grinste Joe.

„Nein, nicht nötig. Ich bin Selbstversorger." Plötzlich merkte Aidan, dass sie sich immer noch ansahen. Er erschrak und sah weg.
    „Die Ampel ist grün, Sie können fahren.", murmelte er. Verdammt, er musste lernen, Joes Blick aus dem Weg zu gehen.

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