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Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Titel: Cocaine oder die Lust zur Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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Tee oder Instantkaffee kochte er sich mit dem Wasserkocher im Bad. Er war sowieso selten hier. Das Appartement brauchte er nur zum Schlafen zwischen seinen Einsätzen.
    Er machte sich einen Kaffee und ging mit seiner Tasse hinaus auf den Balkon. Seine Wohnung lag in einer heruntergekommenen, aber ruhigen Gegend. Der einzige Baum in der Straße, ein alter Tulpenbaum, stand schräg gegenüber im verwilderten Garten eines Abrissgrundstückes, auf dem sich abends die Jugendlichen und in der Nacht die Katzen der Gegend trafen. Ihr Leben spielte sich vor seinen Augen ab. Sie lachten und tranken, ließen einen Joint kreisen oder liebten sich unter den Büschen im Garten. Und manchmal kämpften sie miteinander.
    Aidan dachte kurz darüber nach, wie armselig demgegenüber doch sein eigenes Leben war, schob den Gedanken aber schnell beiseite.
    Ein leises ,Plopp' – das Geräusch von auf den Balkonfliesen auftreffenden Samtpfoten, ein heiseres Krächzen – die Karikatur eines lässigen ,Mau', und Maverick strich sich schnurrend um Aidans Beine.
    Er grinste, beugte sich zu dem schwarzen Kater hinunter. „Hallo, du kleiner Streuner, woher weißt du bloß so genau, wann ich wieder da bin? Liegst du ein halbes Jahr auf der Lauer?"

Der Kater sah mit seinem gesunden Auge so wissend zu ihm hoch, Aidan hätte geschworen, Maverick könne jedes seiner Worte verstehen. Das Loch, wo einst sein zweites Auge gewesen war, glänzte weißlich.
    Vor zwei Jahren hatte Aidan den Kater schwer verletzt und fast verblutet dort unten im Dreck am Fuß der Mauerreste liegen sehen. Er brachte ihn zu einem Tierarzt und päppelte ihn dann mühsam wieder auf. Maverick, der Einzelgänger, war stark und zäh, er hatte es tatsächlich geschafft zu überleben. Aidan sah in ihm so etwas wie einen Gleichgesinnten. Jedenfalls waren sie seitdem die besten Freunde. Naja, jedenfalls hegte Aidan freundschaftliche Gefühle für ihn. Der Kater kam wahrscheinlich nur wegen des Futters zu ihm zurück. Man machte sich doch immer wieder gerne etwas vor, dachte er zynisch, streichelte Maverick eine Weile, bis sein verstaubtes Fell schwarz glänzte, und holte ihm eine Dose Filetstückchen aus dem Schrank im Flur.
    Gierig machte sich der Kater über das sündhaft teure Futter her. Damals, nachdem Aidan ihn beim Tierarzt hatte zusammenflicken lassen, war es das einzige gewesen, was ihn dazu bewegen konnte, etwas zu sich zu nehmen. Inzwischen fraß Maverick wie ein Scheunendrescher, aber etwas anderes als dieses Luxusfutter nahm er immer noch nicht an. Maverick war eben ein Kater, der etwas auf sich hielt.
    Aidan schmunzelte und sah ihm zufrieden beim Fressen zu. Er wusste, Maverick legte Wert auf seine Gesellschaft, er war es so gewöhnt. Also setzte er sich zu ihm und beobachtete nachdenklich, wie der Kater sich die Fleischstückchen wohlig schmatzend einverleibte.
    Am liebsten wäre er heute Abend mit Maverick allein geblieben. Aber er wusste, es war besser, Paul anzurufen und mit ihm ins Bett zu gehen. So ausgehungert, wie er sich im Augenblick fühlte, würde er morgen im Wagen neben Sergeant Hooker einen sehr schweren Stand haben – und das im doppelten Sinn des Wortes.

    ***
    Paul war eine kleine Sahneschnitte, sanft und blond mit einer champagnerfarbenen reinen Haut. Er hatte schmale Schultern und kaum Muskeln, war so geschmeidig wie eine Schlangentänzerin und sein Loch war so gierig wie das einer Straßentöle. Sie kannten sich schon lange. Aidan mochte ihn, vor allem, weil er nicht so viel quatschte und sie sich im Bett gut verstanden.
    Als Paul ihm jedoch nun mit einem vertraulich wissendem Lächeln die Tür öffnete, bereute er, zu ihm gefahren zu sein. Aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern, und er beschloss, es wenigstens zu versuchen. Aidan wollte unbedingt diesen elenden Druck loswerden, der ihn schon den ganzen Tag quälte. Er gab Paul einen flüchtigen Kuss und trat ein.
    Die Wohnung, eine dieser typischen Studentenbuden, hatte Paul so luxuriös und bequem wie möglich einrichten lassen. Aidan wusste, er hatte einen
    Innenarchitekten beauftragt, sich für den begrenzten Raum etwas wirklich Originelles einfallen zu lassen. Seine Eltern zahlten ja.
    Jetzt wirkte das Zimmer freundlicher, heller und großzügiger, als es war. Der Schreibtisch und die Regale, die Schränke und die Kochgelegenheit konnte man

äußerst platzsparend ineinandergeschachtelt hinter beweglichen Spiegelwänden verbergen, so dass einzig Pauls großes Bett den Raum

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