Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Titel: Cocaine oder die Lust zur Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
Vom Netzwerk:
aufgab. Ich wollte, dass sie genau so fröhlich und lebensbejahend blieb wie damals, als ich mich in sie verliebte."
    Ganz erstaunlich der Mann, der da vor ihnen saß, dachte Aidan. Sehr bemerkenswert. Dann wanderten seine Augen automatisch zu Joe, der jetzt fragte:
    „Sie kannten also niemanden von ihren Freunden?"
    „Doch, den einen oder anderen schon." Er zog einen Zettel aus seiner Jacketttasche, faltete ihn auseinander und nahm seine Brille ab, um einen letzten prüfenden Blick darauf zu werfen. „Ich habe Ihnen die Namen aufgeschrieben, die mir eingefallen sind, und vermerkt, in welchem Verhältnis sie zu Arlena meines Wissens gestanden haben." Er legte das Blatt vor Joe auf den Tisch.
    Aidan beobachtete, wie er es kurz überflog. Eine Strähne seines Haares fiel ihm über sein rechtes Auge, er strich sie nicht weg. Am liebsten hätte Aidan ... verdammt, widerwillig löste er seinen Blick von diesem weichen Haar, dieser golden schimmernden Haut...
    Statt dessen konzentrierte er sich auf die Titel der Bücher ihm gegenüber. Da standen nicht nur die Wirtschaftswälzer, die man bei einem Bankdirektor erwarten konnte. Dunkirk las Henry James und Chaucer, Faulkner, Hemingway und Greene, Irving und Oskar Wilde und sogar Dostojewski und Albert Camus. Alle namhaften Schriftsteller und einige, die man als Geheimtipp bezeichnen konnte, waren hier versammelt. Bei ihrem Anblick bedauerte Aidan, so wenig Zeit zum Lesen zu haben. Bis auf ein paar, ohne die er nicht auskam, hatte er seine Bücher in der Bibliothek seines Vaters auf ,Aurore Dore' zurückgelassen.
    „Und Sie haben keinerlei Veränderungen an Ihrer Frau bemerkt?" „Doch, das schon. Da war eine gewisse Unruhe in den letzten Monaten. Sie schien zerstreut, nicht mehr so fröhlich wie sonst. Ich habe sie ein paar Mal gefragt, was los sei, doch sie hatte immer wieder einen anderen plausiblen Grund. Ich spürte, sie redete sich heraus, vertraute sich mir nicht wirklich an. Das bedrückte mich, ich sprach mit ihr darüber, vergeblich. Daher war ich schon drauf und dran, einen Psychiater um Rat zu fragen, doch dann ..."
    „Das tut mir Leid, Mr. Dunkirk. Wenn wir irgend etwas für Sie tun können ..." Dunkirk richtete sich auf. Bei seinen letzten Worten schien er ein wenig in sich zusammengesunken zu sein. „Wenn Sie mich bitte nur auf dem Laufenden halten würden. Haben Sie schon einen Verdacht?"
    „Im Augenblick noch nicht." Joe stand auf. „Der gerichtsmedizinische Bericht ..." Er brach ab. „Wir werden Sie informieren, sobald wir neue Erkenntnisse haben."
    „Danke. Wissen Sie ... das seltsame war, dass sie anscheinend gerade an dem Abend beschlossen hatte, endlich mit mir zu reden. Als ich ihr beim Ankleiden für die Party zusah und wir dabei eine Weile plauderten, fragte sie mich, ob ich mir am nächsten Nachmittag etwas Zeit für sie nehmen könne, was ich ihr natürlich mit Freuden versprach."

„Worüber sie sprechen wollte, hat sie Ihnen nicht gesagt?" „Nein ... ich wünschte, es wäre so.", setzte er traurig hinzu. „Ja." Joe räusperte sich verlegen. „Sagen Sie, wir würden gerne noch einmal mit Ms. Woods reden. Erreiche ich sie bei Ihnen zuhause?"
    „Ich nehme es an. Versuchen Sie es doch einfach. Sie wird ihnen sicher gerne helfen. Ich habe sie jedenfalls gebeten, Ihnen gegenüber so offen wie möglich zu sein."

    ***
    „Und? Habe ich die Prüfung bestanden?", fragte Joe, als sie wieder im Wagen saßen.
    „Prüfung?"
    „Ich schließe mich gerne Ihrer Bezeichnung an, aber wie Sie es auch nennen wollen, ich bin allergisch dagegen, capisco?"
    „Ich weiß nicht, was Sie meinen.", sagte Aidan ruhig.
    Konnte denn nichts diese glatte Fassade durchbrechen? Joe wurde immer aufgebrachter. Der Kerl saß seelenruhig da und ließ sich von ihm anmachen, als bemerke er seinen Ton nicht. „Stehe ich jetzt unter der Überwachung des FBI? Oder warum sind Sie die ganze Zeit hinter meinem Rücken herumgeschlichen?"
    „Wenn ich Sie hätte beobachten wollen, hätte ich Ihnen gegenüber gestanden.", sagte Aidan immer noch ruhig, doch seine Augen zogen sich leicht zusammen.
    Joe zögerte. Sein Argument leuchtete ihm ein. „Es macht mich nervös, wenn jemand hinter mir herumsteht."
    „Dann gewöhnen Sie sich daran."
    Diese verdammten Augen! Sie glitzerten wie die Wasseroberfläche eines dunklen Sees, bodenlos und unergründlich. Joe hatte das Gefühl, als schauten sie ihm bis tief in die Seele.
    „Sie fragen, ich beobachte. Ist doch praktisch. Es ist sehr

Weitere Kostenlose Bücher