Cocaine oder die Lust zur Hingabe
übernervös und hatte schon Halos.
Es kam lediglich darauf an, sich nichts anmerken zu lassen, bis er sich wieder im Griff hatte, und sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Einen guten Job machen. Dann kam alles wieder ins Lot. Er sah aufs Wasser hinaus, ohne wirklich etwas zu sehen.
Als er seine Stimme so gut wie möglich wieder unter Kontrolle zu haben glaubte, sagte er: „Was ist nun mit den Informationen, Aidan? Was wisst ihr beim FBI, was wir nicht wissen?" Es war am besten, wieder zur Tagesordnung überzugehen.
„Was wir mit ziemlicher Sicherheit annehmen, ist, dass ein Marc Ralston das Kokain aus Kolumbien schmuggelt und hier im Raum von San Francisco irgendwo anlandet.", fing Aidan nachdenklich an. „Ralston ist Halbkolumbianer. Sein Vater ist mit undurchsichtigen Geschäften ziemlich reich geworden und Marc scheint ihn jetzt übertrumpfen zu wollen.
Es sieht so aus, als ob die Wise Guys da mit drin hängen. Allerdings habe ich ein halbes Jahr in der Villa von Don Michele verbracht und außer einem Gespräch zwischen ihm und Ralston, das wir leider nicht mitschneiden konnten, keine Hinweise auf eine Zusammenarbeit gefunden."
„Die ‚Wise Guys'?"
„Ja, die Mafia. Bei uns im Süden sind wir diplomatischer mit unseren Äußerungen.", Aidan grinste.
„Und du hast ein halbes Jahr da drin gesteckt?" Joe warf Aidan einen anerkennenden Seitenblick zu. „Alle Achtung."
„Mhm ... war scheußlich, mein schlimmster Auftrag bisher." Aidan sah an ihm vorbei den Strand entlang, auf dem ein stärker werdender Wind Schleier feiner Körnchen vor sich hintrieb.
„Kann ich mir vorstellen. Da muss dir dieser Job ja geradezu wie Urlaub vorkommen."
Keinem von ihnen fiel der vertrauliche Ton auf, der sich zwischen ihnen eingeschlichen hatte.
Aidan lachte leise. „Kannst Recht haben, aber alles hat seine Schattenseiten." Für einen langen Moment trafen sich ihre Blicke. Joe spürte plötzlich, wie verwundbar Aidan trotz allem war. Betroffen sah er weg, sein Herz klopfte wild. Da war es wieder dieses verflixte flaue, flatternde Gefühl in seinem Bauch, das sich in letzter Zeit manchmal meldete.
Er ließ sich langsam und reichlich verwirrt neben Aidan nieder. Beobachtete die Möwen, die ein Ausflugsschiff umkreisten und hin und wieder darauf
niederstießen, wenn ihnen ein Tourist eine Brotkrume in die Luft warf.
„Ist das alles, was ihr über den Fall wisst?", griff er schließlich das Thema wieder auf.
„Im Grunde schon. Wir haben die Wachleute entlang der Küste angewiesen, alle Lagerhäuser zu überprüfen. Irgendwo muss das Zeug ja bleiben, bevor es verteilt wird. Obwohl ich eher den Verdacht habe, dass es in vielen kleinen Lieferungen sofort unter die Leute gebracht wird. Vielleicht wird es schon auf hoher See auf
Fischerboote umgeladen. Auch das überprüfen wir im Augenblick, haben aber noch nichts finden können."
„Hab schon darüber nachgedacht. Es gibt viele Wege, und alle sind risikoreich, obwohl die Küste schwer zu überwachen ist. Vielleicht wird das Zeug aber auch einfach aus einem Sportflugzeug irgendwo im Hinterland abgeworfen. Seit 9/11 wird zwar alles viel stärker kontrolliert, doch wie das so ist. Bleibt es eine Weile lang still, sieht keiner mehr so recht einen Sinn in seinem langweiligen Überwa- chungsjob."
„Genau. Aber ich glaube nicht, dass sie bei jeder Lieferung nach dem gleichen Schema vorgehen. Sie verteilen das Risiko."
Joe nickte. „Wie es auch immer herein kommt, es sind nicht die üblichen kleinen Dealer, die die Ware verkaufen. Das haben wir überprüft. Alles scheint sich nur innerhalb einer sehr exklusiven Schicht abzuspielen. Exklusiver Schnee für exklusive Leute."
Aidan stand auf, klopfte sich den Sand von der Hose. Sein Seidenhemd mit den eleganten Manschettenknöpfen wirkte, als sei es maßgeschneidert. Aidan hatte die obersten Knöpfe geöffnet, die Krawatte hing ihm wie ein dünner Seidenschal zu beiden Seiten über die muskulöse Brust. Das satte Braun seiner samtig glatten Haut wurde vom gebrochenen Weiß des Hemdes und der cremefarbenen Krawatte noch hervorgehoben.
,Der Kerl rasiert sich.', dachte Joe verwundert und konnte seinen Blick nicht vom Ausschnitt des Hemdes lösen. Als Aidan sich jetzt bückte und zur Seite neigte, um sein Jackett vom Gras zu nehmen, entblößte der weiche Stoff seine linke Brustwarze. Sie war hart zusammengezogen.
„Wir sollten Susan Woods noch einmal befragen. Schließlich wissen wir jetzt mehr über ihre nächtlichen
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