Cocaine oder die Lust zur Hingabe
aber ich kann mich im Augenblick nicht daran erinnern. Vielleicht fällt er mir noch ein."
„Das wäre schön. Wie sah sie aus?" Joe bekam sich nur langsam wieder in den Griff. Und als ob er wüsste, wie enttäuscht Joe von ihm war, trat Aidan endlich hinter Leeland hervor und stellte sich an seine Seite. Seine Nähe machte Joe nervös, vertrieb aber die Kälte in seinem Inneren. Wurde auch Zeit, dass Aidan endlich reagierte. Hatte er nicht selbst gesagt, er könne den Befragten von hinten ja schlecht ins Gesicht schauen, um sie zu beobachten?
„Tja, wie gesagt ... sie war klein, etwa einssechzig, braunes Haar, glatt, ein Bob, im Nacken etwas kürzer, braune Augen, schöner kleiner Schmollmund."
Joe blätterte in seinem Notizbuch, als stünde dort seine nächste Frage. Es war sein übliches Ablenkungsmanöver. „Wussten Sie, woher Arlena das Zeug hatte?", fragte er wie nebenbei.
Leeland ließ sich nicht überrumpeln. „Das Kokain? Nein, eigentlich nicht. Es gibt da viele Quellen, aber ..."
„Natürlich. Könnten Sie mir trotzdem den einen oder anderen Namen nennen?" „Also wirklich ... das bekommt einem meist nicht besonders gut, wenn man plaudert.", meinte Leeland entrüstet.
Joe strich sich erschöpft über den Nacken. Gerade mal Mittag und schon war er verkrampft und hatte die Nase gestrichen voll von dem Fall. Das kam selten vor, und er wusste genau woran es lag. Dieser Robineaux ging ihm ganz eindeutig schwer auf den Keks. Er schien so überlegen, wie er dastand mit unbewegtem Gesicht, aus dem Hintergrund alles überwachend – diese gelassenen, dunklen Augen hatten ihn heute Nacht bis in den Schlaf verfolgt. Warum wies Aidan Leeland nicht in seine Schranken, wenn er sich über ihn, der doch schließlich sein Partner war, lustig machte?
Joe war es gewöhnt, dass sein Partner, Ruiz, durch Dick und Dünn zu ihm hielt. Doch der hatte sich beim letzten Einsatz eine Kugel eingefangen und lag noch im Krankenhaus. Er fehlte ihm. Seine ruhige, umsichtige Art. Wie er sich im Hintergrund hielt und den Rekorder bediente, damit Joe in Ruhe die Fragen stellen konnte, ohne wie ein idiotischer Reporter den Leuten dieses verdammte Ding vor die Nase halten zu müssen.
Joe riss sich zusammen. „Wir interviewen in diesem Fall sehr viele Leute. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass jemand davon erfährt, wenn Sie mir einen Namen nennen. Ich werde das in keinem Bericht erwähnen."
„Also gut ... ich überlege mir die Sache, Jungs. Vielleicht kommt Mr. Robineaux hier ..." Er legte Aidan vertraulich eine Hand auf die Brust und sah ihn unter flat- ternden Lidern verführerisch an. „... morgen Abend bei mir vorbei. Bis dahin ist mir bestimmt das eine oder andere eingefallen, was Sie wissen wollen."
„Ich werde Sie morgen Nachmittag in Ihrem Geschäft aufsuchen, Mr. Daucher. Bitte erstellen Sie mir bis dahin auch eine Liste der Personen, die an diesem Abend bei der Party waren, soweit Sie sich erinnern. Vielen Dank für Ihr
Entgegenkommen.", sagte Joe ziemlich schroff und wandte sich zum Gehen, schaute aber noch einmal kurz zurück. „Kommen Sie, Aidan?"
Dieser machte seine übliche kleine Verbeugung. „Mr. Daucher.", sagte er zum Abschied und folgte Joe zum Wagen.
***
Aidan sah zu, wie Joe das Gaspedal bis zum Grund durchdrückte. Wussten sie im Revier eigentlich, wie der fuhr?
Er unterdrückte ein Schmunzeln. Wenn er nicht gewusst hätte, dass es völlig abwegig war, hätte er angenommen, Joe wäre eifersüchtig auf Leeland Daucher gewesen. Auf jeden Fall hatte er auf Leeland reagiert wie auf ein rotes Tuch, so viel stand fest. Aber Leeland war ja auch nicht gerade diskret vorgegangen, er hatte ihn provoziert.
Schade, wenn Leeland nicht in den Fall verwickelt gewesen wäre, hätte er seine Einladung vielleicht angenommen. Er mochte seinen Witz. Wie er mit Joe gespielt hatte! Mit seinem übertrieben affektierten Gehabe hatte er ihn ganz schön aufgezogen. Der Mann hatte Ausstrahlung und schien nicht dumm zu sein, hatte trotz seines Alters einen schönen Körper und war dazu anscheinend auch noch
gelenkig – eine sehr vielversprechende Mischung. Im Bett war er bestimmt ganz anders und Aidan hätte gerne zugesehen, wenn er sein wahres Gesicht zeigte.
Auf dem Revier erstatteten sie Callaghan Bericht. Aidan war erstaunt, dass er nicht herumpolterte angesichts ihrer mageren Ergebnisse, denn die Sache mit Leeland behielten sie wie versprochen für sich.
„Sie glauben also nicht, dass Arlenas Mann etwas
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