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Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Titel: Cocaine oder die Lust zur Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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trompetete sie, als sie das Tablett auf seinem Nachttisch abstellte. Sie kam ihm plötzlich turmhoch vor. „Heute essen wir aber mal etwas. Wir müssen doch wieder zu Kräften kommen. Sie sehen ja schon aus wie Haut und Knochen." Sie schraubte das Kopfende hoch, brachte ihn mit einem gekonnten Griff unter die Arme in eine sitzende Position, als sei er nicht schwerer als eine Gliederpuppe, und drehte den Tisch so, dass er bequem in dieser Stellung essen konnte.
    Dann rauschte sie davon, nicht ohne ihm noch warnend zuzurufen: „Ich komme gleich wieder. Unterstehen Sie sich, auch nur einen Bissen übrig zu lassen."
    Na, wenigstens war es essbar, stellte Joe beim ersten Bissen fest. Geschnetzeltes mit Fritten. Von nebenan hinter dem linken Vorhang erklangen Schreie. Wurde da ein Verband gewechselt? Joe ließ sich davon nicht beeindrucken. Körperliche Schmerzen waren nichts gegen die seelischen, die ihn quälten, ihn verunsicherten und ihm den Appetit nahmen. Aber mit Schwester Adele war nicht zu spaßen. Obwohl er absolut keinen Hunger hatte, zwängte er sich das Zeug hinein und hatte tatsächlich alles aufgegessen, als Adele zurückkam, um das Tablett abzuholen. Er bekam ein dickes Lob von ihr und wurde ,zur Belohnung' gewaschen.
    Als sie mit Handtuch, Waschschüssel und Waschlappen bewaffnet auf ihn zuging, protestierte er heftig.
    „Ich kann mich selbst waschen, Sie brauchen mir nur aufzuhelfen. Der Waschraum ist doch direkt gegenüber." Er wollte sich aufsetzen, doch ein strafender Blick von ihr genügte und er kuschte wie ein kleiner Junge vor der Nanny.
    „Sie dürfen noch nicht aufstehen. Mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen. Wenn Sie aufstehen, wird Ihnen schwindelig. Sie klappen zusammen und verletzen sich, verstehen Sie?" Aus ihrer Stimme klang echte Besorgnis. Joe spürte, dass hinter all der harschen Oberfläche eine Adele steckte, der ihre Patienten wirklich am Herzen lagen. Doch als ob es ihr peinlich wäre, Joe für einen kurzen Moment ihr wahres Ich gezeigt zu haben, fuhr sie um so ruppiger fort: „Also jetzt stellen Sie sich mal nicht so an, ich fresse Sie schon nicht."
    Entschlossen griff sie zu und streifte ihm das Nachthemd ab, das sowieso eine Farce war, weil es den ganzen verdammten Rücken frei ließ, und fuhrwerkte

überraschend effektiv mit dem Waschlappen auf seinem Körper herum. Vor lauter Respekt bekam er nicht einmal einen Steifen, als sie ihm sein Geschlecht wusch.
    „Ich habe schon mehr Männer nackt gesehen. Ein paar prächtige Jungs habe ich auch großgezogen.", grinste sie in sein entsetztes Gesicht. Von links hinter dem Vorhang erklang ein hämisches Kichern. Der Mann wusste wohl aus eigener Erfahrung, was bei ihm gerade vor sich ging.
    „Und Sie sind nichts Besonderes.", fügte Adele ungerührt und mit einem letzten abschätzigen Blick in seinen Schritt hinzu, drückte energisch den Waschlappen in der Schüssel aus und verschwand.
    Na, vielen Dank auch, dachte Joe, und musste lächeln. Die Alte war ein Original und sie hatte ihn für ein paar Augenblicke erfolgreich von seinen düsteren Gedanken an Aidan abgehalten. Doch jetzt kehrten sie mit Macht zurück. Vor allem der Nachmittag, als Aidan ihn geküsst hatte, drängte sich ihm in einer Klarheit auf, als geschähe das alles gerade erst vor seinem geistigen Auge. Zuerst war Joe entsetzt gewesen über das, was Aidan da so einfach mit ihm machte. Wie erstarrt hatte er seine Berührung über sich ergehen lassen. Aber dann überwältigte ihn Aidans Art, ihn einfach zu nehmen und zu küssen. Auch einmal schwach sein zu dürfen, nicht immer den ersten Schritt machen zu müssen, sich ihm ganz hinzugeben ...
    Joe stöhnte leise. Die Vorstellung erregte ihn. Er nahm sich ein paar Servietten vom Nachttisch, um Adeles Säuberungsaktion nicht sofort wieder zunichte zu machen.
    Er spürte Aidans warme Lippen auf den seinen, Aidans Zunge, die Einlass erzwang, die ihn zärtlich und wild zugleich erkundete. Er konnte ihm nicht widerstehen ... erwiderte den Kuss, presste sich bald wie von Sinnen an ihn und sog seinen Duft tief in die Lungen, als wolle er nie wieder ausatmen. Aidans Duft war schwer wie der von Lilien, er roch nach dunklen Sümpfen, exotischen Früch- ten und verbotenem, wildem Sex.
    Und beim Gedanken an seine Augen, die auf ihn herabblickten, an die glitzernde schwarze Iris unter langen, schwarzseidigen Wimpern spritzte er heftig zuckend ab.
    Doch die erregenden Bilder ließen ihn nicht los, er beruhigte sich

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