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Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Titel: Cocaine oder die Lust zur Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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nur langsam wieder und eine Viertelstunde später kam er ein zweites Mal fast ebenso hart und lag dann da, erschöpft und leergepumpt und ekelte sich vor sich selbst.
    Kennen Sie das, wenn man nach dem Orgasmus im harten Licht der Wirklichkeit nicht mehr verstehen kann, wie einen das, was einen noch vor kurzem zum Abspritzen brachte, überhaupt erregen konnte? Manchmal ekelt einen dann allein die Vorstellung davon an.
    Joe jedenfalls konnte einfach nicht glauben, dass er sich gerade wirklich auf Aidan einen runtergeholt hatte – auf einen Mann! Einen Augenblick später jedoch dachte er schon wieder daran, ob ihn Aidan wohl besuchen kam. Heute Abend vielleicht? Aber wann? Die widerstreitenden Gefühle zerrten an seinen Nerven, er konnte einfach nicht länger hier so ruhig liegen bleiben. Die Unruhe trieb ihn aus dem Bett.
    Erst setzte er sich vorsichtig auf und als das einigermaßen klappte, hielt er sich am Gestänge fest und zog sich auf die Beine. Es ging ganz schön rund in seinem

Kopf, aber das Schwindelgefühl ging bald zurück und es klappte eigentlich ganz gut. Also wagte er die paar Schritte zum Besucherstuhl, doch auch dort hielt es ihn nicht. Vorsichtig lugte er durch die Vorhänge auf den Flur hinaus. Niemand zu sehen.
    Unter dem Vorhang zum Nachbarbett sah ein Bademantel hervor. Das war genau das, was er jetzt brauchte. Der hämische Kerl drüben konnte sowieso einen kleinen Denkzettel vertragen. Joe wusste, der Mann war zu krank, um aufzustehen. Also griff er zu und ignorierte seine nutzlosen Proteste, zog den Mantel an und schlurfte mit gesenktem Kopf, immer auf der Hut vor Adele, auf die Besucherecke zu.
    Hier ließ es sich schon eher aushalten mit Zeitschriften und einem Getränkeautomaten. Er griff in die Taschen des Bademantels und lächelte. Was für ein netter Nachbar der Typ doch war, er hatte ihm sogar Münzen für zwei oder drei Kaffees mitgegeben. Joe würde sich später mit einem Zehner bei ihm bedanken, doch jetzt machte er es sich mit einem sehr süßen und sehr heißen Milchkaffee und dem Examiner von gestern bequem.
    Nur konnte er sich einfach nicht auf die Zeitung konzentrieren. Immer wieder sah er auf die Uhr. Die Zeiger wollten sich nicht bewegen. Erst kurz nach zwei – war seit dem Essen trotz der Wascherei und allem wirklich erst eine Stunde vergangen? Er gab es auf, legte die Zeitung weg und lehnte sich mit geschlossenen Augen erschöpft zurück. Hin und wieder stand er auf und vertrat sich ein wenig die Beine, beobachtete die Menschen, die jetzt am Nachmittag ihre Angehörigen besuchten. Nur der, auf den er wartete, kam nicht.
    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Nach und nach leerte sich der Trakt wieder, die Besuchszeit ging zuende und Aidan war immer noch nicht da gewesen. Als das Abendessen serviert wurde, befand sich Joe in einer ganz entsetzlichen Stimmung. Adele musste ihm androhen, ihn ins Bett tragen zu lassen, bevor er ihr endlich nachgab. Doch als die Nachtschwester kam, war er wieder auf den Beinen und saß mit einem Kaffee in der Besucherecke. Es war sein neunter an diesem Tag. Er hätte sowieso nicht schlafen können, hoffte immer noch Aidan würde vielleicht doch noch vorbeikommen. Die Nachtschwester hinderte ihn nicht daran. Wahrscheinlich dachte sie, ein Polizist könne schon auf sich selbst aufpassen. Eine sehr angenehme Einstellung, fand Joe.
    Als er schließlich Aidans Schritte im Eingang hörte, war es fast Mitternacht, und er hatte schon nicht mehr daran geglaubt. Plötzlich versetzte ihn der Gedanke, Aidan in ein paar Sekunden gegenüberzustehen, in Panik. Hektisch nahm er sich eine Zeitung vor, ohne auch nur einen Buchstaben zu sehen, so sehr konzentrierte er sich auf Aidan, der gerade ein paar Worte mit dem Polizisten am Eingang wechselte. Dann kam er. Der verhaltene Klang der Lederstiefel auf dem Linoleum war unverkennbar. Er würde ihn aus Tausenden heraushören.
    „Du hältst die Zeitung verkehrt herum."
    Aidans weicher Südstaatendialekt kam stärker heraus als je zuvor. Joe sah auf. „Ich wollte meine rechte Gehirnhälfte trainieren…“, meinte er lahm. „Du bist nicht im Bett?
    „Geht schon wieder. Habe mich gewaschen und bin den Schwestern auf den Keks gegangen.", log er, um sich die erniedrigenden Einzelheiten zu ersparen. „Du

ahnst ja nicht, wie furchtbar langweilig es hier ist. Ich bin froh, dich zu sehen.", das war nicht gelogen, und Joe sah, wie sich Aidans Gesicht vor Freude aufhellte.
    „Du hast die Verbrecherjagd vermisst, deine

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